Nach schwerem Unfall im Jahr 2021
Verkehrschaos in Rosenheim: Das ist der Grund hinter den langen Staus an der TÜV-Kreuzung
Autofahrer in Rosenheim brauchen zurzeit starke Nerven. Durch eine Umstellung der Ampelschaltung an der TÜV-Kreuzung kommt es täglich zu langen Staus in der Innsbrucker sowie der Chiemseestraße. Was viele Verkehrsteilnehmer ärgert, hat allerdings einen Hintergrund - einen schlimmen Unfall.
Rosenheim - Für Klaus Wehner ist die Situation „eine Katastrophe“. Der Rosenheimer berichtet von einem täglichen Verkehrschaos mitten in der Stadt. An der sogenannten TÜV-Kreuzung gehe seit rund einer Woche fast gar nichts mehr. Fakt ist: Sowohl in der Innsbrucker Straße - stadteinwärts wie stadtauswärts - als auch in der Chiemseestraße kommt es immer häufiger zu längeren Staus. Der Grund ist schnell gefunden: Seit Mittwoch, 19. April, sind die Ampeln an der Kreuzung anders geschalten, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt.
Rückstau quer durch die Stadt
„Dadurch schaffen es jetzt höchstens noch zwei, drei Autos während der Grünphasen über die Kreuzung“, beklagt sich Wehner. Manchmal stehe man mehrere Ampelphasen ehe man abbiegen könne. In Folge dessen komme es auch auf den anderen Spuren zu langen Rückstaus. „Teilweise bis hinters Eisstadion oder auf der anderen Seite bis weit in die Umgehungsstraße hinein“, sagt Wehner. Am vergangenen Freitag (21. April) seien die Autos im Feierabendverkehr sogar bis zum Rathaus gestanden.
Die Stadt erklärt die längeren Wartezeiten damit, dass die Ampelanlage an der TÜV-Kreuzung nun eine „konfliktfreie Steuerung“ hat. „Konfliktfrei bedeutet, dass jeder Verkehrsteilnehmer eine eigene Grünphase bekommt“, so ein städtischer Sprecher. Anders gesagt: Es soll keine gleichzeitigen Grünphasen für rechts- oder linksabbiegende Autos und geradeaus fahrende Radler geben. So erhalten zum Beispiel die Autofahrer, die von der Innsbrucker Straße nach rechts in die Chiemseestraße fahren wollen, erst dann Grün, wenn die Rad-und Fußgängerampel an der Chiemseestraße wieder Rot anzeigt.
Mehr Sicherheit durch mehr Ampelphasen
„Dadurch entstehen insgesamt mehr Ampelphasen“, sagt der Pressesprecher. Die Wartezeiten an den roten Ampeln hätten sich jedoch für die meisten Spuren nur geringfügig geändert. Diese liege bei der Innsbrucker Straße stadteinwärts zwischen 47 und 59 Sekunden - je nach Tageszeit. Wer rechts abbiegen will, wartet rund 70 Sekunden. Der Nachteil daran: Die Fußgänger haben mit der neuen Schaltung nur noch zwischen sieben und zehn Sekunden Zeit, um die Chiemseestraße zu überqueren. Vorher waren es elf bis 20 Sekunden.
Doch die Änderung der Ampelphasen hat einen Grund: die Verbesserung der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern. „Nach mehreren schweren, teils tödlichen Rechtsabbiegeunfällen im Stadtgebiet, haben die Mitglieder des Verkehrsausschusses diese Maßnahme entschieden“, berichtet der Pressesprecher. Die Gründe hierfür seien unter anderem der hohe LKW-Anteil sowie die große Anzahl von Radlern und Fußgängern an der TÜV-Kreuzung in den Morgenstunden.
Schwerer Unfall zwischen Mädchen und LKW
Diese Konstellation hat vor eineinhalb Jahren zu einem schweren Verkehrsunfall an der Kreuzung geführt. Dabei übersah ein LKW-Fahrer beim Abbiegen in die Chiemseestraße in Richtung Freibad ein damals zehnjähriges Mädchen, das die Innsbrucker Straße in Richtung Innenstadt weiterfahren wollte. Durch den Zusammenprall geriet das Mädchen unter die Reifen des LKW und wurde schwerst verletzt.
Solche Unfälle sollen in Zukunft nicht mehr passieren. „Lieber kommt es mal zu Staus als zu verletzten oder toten Fahrradfahrer und Fußgängern“ sagt der städtische Sprecher. Das sieht auch Klaus Wehner so. „Die Entscheidung der Stadt ist schon nachvollziehbar. Vor allem durch die Nähe der TÜV-Kreuzung zur Astrid-Lindgren-Grundschule.“ Für die Kinder sei der Schulweg so sicherer geworden. Das bestätigt auch die Stadt: „Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer ist in der ersten Woche mit der neuen Schaltung deutlich besser geworden.“
Ampelanpassung nicht ausgeschlossen
Klaus Wehner wünscht sich trotzdem, dass diese angepasst wird. „In den Zeiten, in denen viele Schüler unterwegs sind, kann man das ja so lassen“, sagt er. Zu den anderen Zeiten müsste die Ampelsteuerung jedoch wieder anders geregelt werden. Und das sei auch nicht ausgeschlossen, teilt die Stadt mit.
„Die Funktionalität der Ampelschaltung wird derzeit mit der Möglichkeit kleinerer Anpassungen beobachtet“, so der Pressesprecher der Stadt. Und weiter: „Wir schauen uns zu unterschiedlichen Tageszeiten und an mehreren Tagen in der Woche den Verkehrsfluss an.“ Aufgrund dieser Erkenntnisse und der Hinweise der Verkehrsteilnehmer wolle man gegebenenfalls nochmals etwas an der Schaltung ändern.
Die momentane Situation sei zudem nur eine Übergangslösung, bis die Innsbrucker Straße ausgebaut wird. Dabei soll der Abschnitt zwischen Briancon- und Chiemseestraße mit einem Radfahrstreifen versehen werden. Einen genauen Zeitpunkt für den Beginn der Baumaßnahmen könne die Stadt derzeit noch nicht nennen.
