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Nach Vorfällen in Nürnberg

Durchfall-Gefahr beim Surfen? Warum ein Münchner die Rosenheimer Surfwelle verhindern will

Die Fuchslochwelle an der Pegnitz zwischen Fürth und Nürnberg hat im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt. So könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Wasser in der Pegnitz Keime, Bakterien, Viren, Einzeller und Parasiten enthält. Dadurch seien vor allem Magen-Darm-Beschwerden möglich.
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Die Fuchslochwelle an der Pegnitz zwischen Fürth und Nürnberg hat im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt. So könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Wasser in der Pegnitz Keime, Bakterien, Viren, Einzeller und Parasiten enthält. Dadurch seien vor allem Magen-Darm-Beschwerden möglich.

Rosenheim soll eine Surfwelle bekommen. Die Mehrheit dafür steht, die Finanzierung ebenso. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Ganz neu: ein Mann aus München. Seine Sorge: schlechte Wasserqualität, die im schlimmsten Fall zu Magen-Darm-Erkrankungen führen könnte. Andernorts gibt es das bereits.

Rosenheim – Richtig zur Ruhe scheint Daniel Artmann nicht mehr zu kommen. Und dabei hatte der CSU-Landtagsabgeordnete nur die besten Absichten. Weil es in der Vergangenheit in Rosenheim immer wieder Überlegungen gegeben hatte, eine Surfwelle zu errichten, reichte Artmann kurzerhand einen Förderantrag beim Freistaat ein. Mit Erfolg.

Einigung auf einen Standort

Im Februar gab er in einer Pressemitteilung bekannt, dass der Freistaat die Errichtung einer stehenden Surfwelle mit 450.000 Euro unterstützt. Die Freude war groß – auch bei seinen Stadtratskollegen. Es gab Gespräche mit Mitarbeitern der Stadtentwässerung, die Firma „Dreamwave“ schaute, welcher Standort sich eignen würde. Am Ende fiel die Entscheidung auf den Ichikawa-Platz. Dort, in der Nähe der Brücke, die über den Hammerbach führt, sollen Surfer bald auf ihre Kosten kommen.

Doch die Welle sorgt nicht überall für Begeisterung. Einige stören sich an den Kosten, andere bezweifeln, dass die Nachfrage dafür wirklich gegeben ist. Und dann wäre da noch Dr. Thomas Wilckens. Der Münchener gründete im Jahr 2022 den Bayerischen Wellenreitverband (BWV) und ist in der Szene bekannt. Unter anderem deshalb, weil er alles und jeden hinterfragt – und auch unangenehme Aspekte anspricht.

Der CSU-Landtagsabgeordnete Daniel Artmann hat sich dafür eingesetzt, dass der Freistaat das Rosenheimer Surfwellen-Projekt finanziell unterstützt.

Den CSU-Landtagsabgeordneten Daniel Artmann hat er mit der Frage konfrontiert, ob er sich mit der Wasserqualität der Rosenheimer Flüsse auseinandergesetzt habe. So behauptet Wilckens, dass es an stehenden Flusswellen zu einer möglichen Gesundheitsgefährdung kommen kann – etwa durch Keime im Wasser. Da Surfer zehnmal mehr Wasser schlucken als beispielsweise Schwimmer, sei die Gefahr hier deutlich höher.

Langwierige Magen-Darm-Erkrankung

Wilckens Bedenken haben eine persönliche Vorgeschichte. So soll sich seine Tochter – Medienberichten zufolge – im Rahmen der deutschen Meisterschaften 2022 in Nürnberg, wo sie Dritte wurde, eine langwierige Magen-Darm-Erkrankung zugezogen haben. Ihr Vater machte dafür das Flusswasser verantwortlich. Auch der „Bayerische Rundfunk“ berichtete kurze Zeit später über eine schlechte Wasserqualität der Pegnitz.

Grund hierfür seien E.-coli-Bakterien. Diese hätten sich im Flusswasser ausgebreitet und bei Menschen unter anderem zu Durchfall, Bauchschmerzen und Harnwegsinfektionen geführt. Schnell erhielt die Dauerwelle den Spitznamen „Durchfall-Welle“. Aufgrund der Bakterien war das Schwimmen – zumindest im Juli 2024 – in der Pegnitz verboten. Hingegen war das Surfen auf der Welle erlaubt.

Nasenklammern und Luft anhalten

Die Sportler seien – laut Medienberichtenüber die Situation informiert worden, wollten auf das Surfen aber dennoch nicht verzichten. Viele von ihnen benutzten Nasenklammern, andere hielten die Luft an, wenn sie ins Wasser fielen.

„Insgesamt ist die Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten durch Maßnahmen der Kommunen und Länder, um die EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen, immer besser geworden. Aber natürlich können auch mal Bakterien in offenen Gewässern vorkommen“, sagt Heiko Heybey. Der Mann aus Hannover ist Architekt, sitzt im „Rapid Surf Ausschuss“ und ist Vorsitzender des Vereins „Leinewelle“. Seit zwei Jahren betreibt der Verein in Hannover eine stehende Flusswelle und hat über 500 Mitglieder. Auch Heybey hatte schon mit Thomas Wilckens zu tun. Mehr zu dessen Person will er nicht sagen, dafür will er einige Argumente des Münchners entkräften. Wie eben die Sache mit der Wasserqualität.

So könnten Keime beispielsweise dann ins Flusswasser gelangen, wenn landwirtschaftliche Flächen aufgrund eines Hochwassers überspült werden oder es zu Starkregenereignissen kommt. Aber eben auch dann, wenn Landwirte die Düngeverordnung und den damit verbundenen Zehn-Meter-Abstand zu Gewässern nicht einhalten. „Dadurch können Verschmutzungen entstehen“, sagt Heybey. Das sei jedoch äußert selten. Zumal die Surfwellen bei Hochwasser- oder Starkregenereignissen ohnehin immer geschlossen seien. 

Kritik nicht nachvollziehbar

Die Kritik von Thomas Wilckens kann Heiko Heybey also keinesfalls nachvollziehen. In den Augen des Vorsitzenden überwiegen die positiven Aspekte einer Surfwelle ohnehin. Zahlreiche Touristen würden dadurch angelockt, junge Leute dazu animiert, Sport zu treiben. „Wer die Möglichkeit hat, eine solche Welle in seiner Stadt zu errichten, sollte das tun“, sagt Heybey. 

Und genau das ist für Rosenheim vorgesehen. Die Planungen zur Umsetzung der Errichtung einer Surfwelle am Ichikawa-Platz sollen weiter vorangetrieben werden. Anschließend sollen die ersten Gutachten in Auftrag gegeben werden. Zumindest im Moment kann man über die Wasserqualität des Hammerbachs noch nichts sagen. „Die Wasserqualität war kein Bestandteil der Machbarkeitsstudie“, sagt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, auf OVB-Anfrage.

Unterstützung vom Präsidenten

In den kommenden Monaten soll dann aber wohl auch diese Frage geklärt werden. Schon jetzt gibt es zahlreiche Befürworter der Surfwelle in Rosenheim – darunter befindet sich auch Michael Zirlewagen, Präsident des Deutschen Wellenreitverbands (DWV) in Köln. „Der DWV begrüßt und unterstützt den Bau einer Flusswelle in Rosenheim, weil vereinsbetriebene Flusswellen, insbesondere Surfen als Breitensport, langfristig auch den Leistungssport stärken“, sagt er auf OVB-Anfrage.

Für CSU-Landtagsabgeordneter Daniel Artmann – der sich zu der Thematik rund um Dr. Thomas Wilckens auf OVB-Anfrage nicht äußern will – dürfte das ein Lichtblick sein. Wilckens hält währenddessen an seinem Standpunkt fest: „Ohne sehr engmaschige Langzeitstudien zur Wasserqualität über alle Jahreszeiten ist eine Welle nicht genehmigungsfähig“, sagt er.

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