Am Ichikawa-Platz
Pläne für Surfwelle in Rosenheim schreiten voran: Wie es weitergeht – und warum es Kritik gibt
Die Entscheidung ist gefallen: Am Ichikawa-Platz in Rosenheim soll eine Surfwelle errichtet werden. Dafür hatte sich der Kulturausschuss mit großer Mehrheit ausgesprochen. Warum es trotzdem einige kritische Stimmen gab – und ab wann gesurft werden kann.
Rosenheim – Eine alltägliche Maßnahme ist so ein Surfwelle nicht. Das sagte Oberbürgermeister Andreas März gleich zu Beginn der Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportausschusses. „Es ist eine ziemlich coole Sache“, sagte er. Bereits im Mai 2024 hatten die Grünen beantragt, zu prüfen, wo im Stadtgebiet eine Surfwelle für Anfänger und Fortgeschrittene errichtet werden könnte.
Einbau einer Stauvorrichtung
Die Verwaltung nahm sich der Sache an. Es gab Gespräche mit Mitarbeitern der Stadtentwässerung, die Firma „Dreamwave“ schaute, ob sich ein Standort an der Lortzingstraße oder doch eher auf Höhe des Ichikawa-Platzes eignen würde. „Es wurde die technische Möglichkeit durch den Einbau einer Stauvorrichtung im Hammerbach geprüft“, heißt es aus dem Rathaus. Zudem habe es hydraulische Berechnungen gegeben.
Das Ergebnis: Die Errichtung einer Surfwelle wäre an beiden Standorten technisch grundsätzlich möglich. „Die Lortzingstraße wäre aber recht weit weg“, sagte März während der Sitzung. Aus diesem Grund habe man sich darauf geeinigt, den Fokus auf den Ichikawa-Platz zu richten. „Ob oberhalb oder unterhalb der Brücke über den Hammerbach, ist noch nicht abschließend geklärt“, teilte die Verwaltung mit.
Kosten: rund 600.000 Euro
Bautechnisch einfacher wäre jedoch eine Umsetzung unterhalb der Brücke. Die Kosten hierfür liegen bei rund 600.000 Euro. Im Moment wird ein Immissionsgutachten im Hinblick auf die umliegende Wohnbebauung erstellt. „Mit dem Ergebnis ist im April zu rechnen“, heißt es aus dem Rathaus.
Urheberrecht muss geklärt werden
Das Umwelt- und Grünflächenamt ist zudem damit beschäftigt, Angebote für eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung einzuholen. Auch das Thema Urheberrecht muss der Verwaltung zufolge geklärt werden. Für das ehemalige Landesgartenschaugelände liege dieses nach wie vor bei dem damaligen Planungsbüro für Landschaftsarchitektur.
Es gibt also noch zahlreiche offene Fragen. Zumindest in Sachen Finanzierung hat es jetzt aber einige Antworten gegeben. So will der Freistaat das Projekt mit 450.000 Euro fördern. Die zusätzlichen Kosten sollen über Spenden und Sponsoring finanziert werden. Zumindest, wenn es nach Oberbürgermeister März geht.
Doch wirklich überzeugen konnte er SPD-Stadträtin Gabriele Leicht damit nicht. „Ich finde eine Surfwelle super, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt“, sagte sie während der Sitzung. Sie begrüße die Tatsache, dass der Freistaat das Projekt mit 450.000 Euro unterstütze, machte aber auch deutlich, dass ein Teil trotz allem von der Stadt finanziert werden müsste – nämlich rund 150.000 Euro.
Hoffen auf private Sponsoren
„In der momentanen Lage sehe ich diese Summe nicht in unserem städtischen Haushalt“, sagte sie und plädierte dafür, das Geld beispielsweise in die Sanierung von Schultoiletten zu stecken. „Davon würden mehr Leute profitieren.“ Oberbürgermeister März nickte, sagte, dass er die Argumente durchaus nachvollziehen könnte. „Ich traue uns aber zu, dass wir private Sponsoren finden. Das Vorhaben hätte eine überregionale Bedeutung“, sagte er.
Olympische Sportart
Er erinnerte daran, dass Surfen seit 2020 eine olympische Sportart ist und in München gerade überlegt wird, einen Olympiastützpunkt für Surfen ins Leben zu rufen. „Investitionen in diesen Bereich zahlen sich aus“, zeigte sich März überzeugt und unterstrich, wie wichtig es sei, Angebote für „möglichst viele Menschen zu schaffen“.
„Eine Surfwelle schafft eine neue Dynamik für Rosenheim“, sagte CSU-Stadträtin Alexandra Linordner. Von einem „Gewinn für die Stadt“ sprach Robert Multrus, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/UP. Eine Surfwelle bringe „mehr Leben nach Rosenheim“ und könne ein weiteres Aushängeschild sein.
Alleinstellungsmerkmal für Rosenheim
„Warum sollten wir nicht auch mal etwas machen, was Spaß macht“, sagte Judith Kley-Stephan (Grüne). Eine Surfwelle sei ein Alleinstellungsmerkmal für Rosenheim und trage neben dem Lokschuppen und den Rosenheim-Cops zu einer weiteren Bereicherung bei. Sie könnte sich in der Nähe der Surfwelle zudem einen Kiosk vorstellen. „Wir sind eine Studentenstadt. Eine Surfwelle ist ein gutes Zeichen“, fügte sie hinzu.
In die Zukunft investieren
Wie wichtig es ist, etwas für die Jugendlichen zu machen, unterstrich auch Ulrike Plankl (CSU). „Die jungen Leute sollten sich gerne in der Stadt aufhalten“, sagte sie. Das wiederum würde dazu führen, dass sie nicht über einen Umzug nachdenken. „Schließlich sind die Jugendlichen unsere Zukunft“, so Plankl.
Oberbürgermeister März stimmte ihr zu und berichtete anschließend aus seinen Gesprächen mit dem Vorsitzenden des Vereins „Surffreunde Augsburg“. So habe das ehrenamtliche Engagement der Jugendlichen dort über die Jahre kontinuierlich zugenommen. „Eine ähnliche Rückmeldung haben wir aus Nürnberg bekommen“, sagte Karl-Heinz Brauner (Grüne).
Die positiven Argumente, die für die Errichtung einer Surfwelle sprechen, scheinen also zu überwiegen. „Es gibt bisher keine echten K.O.-Kriterien“, bestätigte Oberbürgermeister März. Im gleichen Atemzug machte er aber auch deutlich, dass ihm durchaus bewusst sei, dass es „wichtigere Dinge als eine Surfwelle gibt“. Trotzdem begrüße er die Fördermittel des Freistaats. „Nur weil wir die Surfwelle umsetzen, heißt das nicht, dass wir andere Pflichtaufgaben vernachlässigen“, sagte er.
Die 450.000 Euro vom Freistaat seien aber nun einmal explizit für die Surfwelle vorgesehen. „Wenn wir die wollen, wären wir blöd, wenn wir die Hilfestellung nicht in Anspruch nehmen“, sagte er. Zumindest Karl Mosslechner (CSU) sah das anders.
Sorge um Lärmbeschwerden
Zum einen befürchte er, dass sich diejenigen, die in der Nähe des Ichikawa-Platzes wohnen, über den Lärm beschweren würden. Außerdem habe er Kontakt zu einem Feuerwehrmann aus München. „Die sind fast täglich an der Eisbachwelle im Einsatz. Einen Verletzten gibt es immer“, sagte er während der Sitzung.
Abwarten auf Gutachten
Letztendlich sprachen sich er und SPD-Stadträtin Gabriele Leicht gegen den Vorschlag der Verwaltung aus, die Planungen zur Umsetzung der Errichtung einer Surfwelle am Ichikawa-Platz weiter zu verfolgen. Zumindest vorerst. Die Mehrheit jedoch war dafür. Sollten die Gutachten also zu positiven Ergebnissen führen, könnten Surfer in Rosenheim schon bald auf ihre Kosten kommen.
