Trendwende gefordert
Ein 120-Meter-Windrad im Keferwald in Rosenheim? Diskussion spitzt sich zu
Beim Ausbau der Windkraft hinkt der Freistaat hinterher. Jetzt wollen die Freien Wähler/UP das Thema in Rosenheim vorantreiben - unter anderem im Keferwald und auf den Panger Feldern. Doch der Vorbehalt ist groß. Denn einen Mehrwert sehen nur die wenigsten.
Rosenheim - Markus Dick hat schnell gemerkt, woher der Wind weht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Während der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses versuchte der Stadtrat der Freien Wähler/UP die restlichen Politiker davon zu überzeugen, vermehrt auf Windenergie zu setzen.
Unterstützung durch einen Windkümmerer
Bereits im März hatte seine Fraktion beantragt, das gesamte Stadtgebiet auf mögliche Potentialflächen für Windenergie untersuchen zu lassen. Hierbei soll die Unterstützung eines sogenannter „Windkümmerers“ in Anspruch genommen werden. „Windkümmerer sind neutrale Ansprechpartner und Berater, die Rückhalt geben und dabei unterstützen, die Möglichkeiten für Windenergie in der Kommune aufzuzeigen sowie zu realisieren“, sagt ein Sprecher des Bayerischen Umweltamtes auf OVB-Anfrage. Sie werden Kommunen gebührenfrei zur Seite gestellt, die Kosten trägt der Freistaat.
Grund genug, zuzuschlagen. Zumindest wenn es nach den Freien Wählern/UP geht. „Zur Verwirklichung der Klimaschutzziele, die sich die Stadt Rosenheim gesetzt hat, gehört auch die Prüfung von Möglichkeiten zur Nutzung der Windenergie“, teilen sie in ihrem Antrag mit.
Windgeschwindigkeit von 3,7 bis 4,2 Metern pro Sekunde
Doch genau hier gehen die Meinungen auseinander. „Das Potenzial für wirtschaftliche Windkraftanlagen wird als eher gering eingeschätzt“, heißt es aus dem Rathaus. So liege die mittlere Windgeschwindigkeit in der Stadt Rosenheim in einem Bereich von 3,7 bis 4,2 Metern pro Sekunde.
„Wir gehören zu den windschwächsten Gegenden in Bayern“, ergänzte CSU-Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller. Er regte an, weiterhin auf Fotovoltaik zu setzen. Ein Windkümmerer für Rosenheim wäre seiner Meinung nach überflüssig. Und auch die Verwaltung schlug nach hausinterner Abstimmung vor, aufgrund des „kleinen und dichtbesiedelten Stadtgebiets“ keine Unterstützung durch einen Windkümmerer zu beantragen - zumal der Nutzungsdruck auf Freiflächen ohnehin hoch sei.
Förderung nicht ausschlagen
„Im Moment wissen wir nicht, an welchen Orten, welche Anlage sinnvoll betrieben werden kann“, widersprach Markus Dick und riet dazu, die Förderung nicht auszuschlagen. Zumal auf den Panger Feldern der Wind „ordentlich wehe“.
„Es macht keinen Sinn, etwas zu machen, nur weil es nichts kostet“, erwiderte Oberbürgermeister Andreas März (CSU). Bedenken äußerte auch Grünen-Stadträtin Daniela Dieckhoff. Trotzdem regte sie an, sich mit dem Landkreis kurzzuschließen, um gemeinsam zu überlegen, wie die Windenergie bestmöglich genutzt werden könnte.
Zehn Baugenehmigungen für Kleinwindkraftanlagen
Doch genau das passiert bereits. So läuft in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham aktuell ein Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz für ein Windrad mit einer Höhe von 246 Metern. Zudem liegen der Bauverwaltung des Rosenheimer Landratsamtes zehn Baugenehmigungen für private Kleinwindkraftanlagen vor. „Ab zehn Metern Masthöhe ist eine Baugenehmigung erforderlich“, erklärt Sprecherin Tanja Pfeffer.
Auch habe es bereits in diesem Jahr einen ersten Austausch zwischen Landratsamt und der Regierung von Oberbayern gegeben, um Vorranggebiete für Windkraftanlagen auszuweisen - immer mit dem Ziel vor Augen, die landesweiten Windkraftausbauziele zu erreichen.
Eine Stimme für den Antrag
Für Oberbürgermeister Andreas März ein Zeichen dafür, dass man auf einem guten Weg ist. Auch ohne ein Windrad im Stadtgebiet. Am Ende war es nur Stadtrat Markus Dick, der für den Antrag seiner Fraktion stimmte.