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Windkraftanlagen im Landkreis Traunstein `zu unseren Windradln‘ machen

Bürger-Windräder auch bei uns in Traunstein – „Die Flächen sind jetzt das Wichtigste“

Peter Beermann, Experte für Windkraft und Geschäftsführer einer Energie-System-Firma.
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Peter Beermann, Experte für Windkraft und Geschäftsführer einer Energie-System-Firma in Solln bei München erklärt am Donnerstag Abend (4. Mai) bei einer Infoveranstaltung im Sailer Keller die Möglichkeiten, sich als Bürger an Windkraft direkt finanziell zu beteiligen.

„Fast schon Goldgräberstimmung“ – So nannte Peter Beermann, Experte für Windkraft und Geschäftsführer einer Energie-Systeme-Firma bei München die derzeitige Euphorie um das Thema Windkraft. Am Donnerstag (4. Mai) konnten sich Interessierte bei einer Abendveranstaltung im Sailer Keller in Traunstein über Möglichkeiten der Bürgerteilhabe informieren. Dank des sogenannten `Wind-an-Land-Gesetzes‘ herrscht Aufwind bei den Bauplänen für Windkraftanlagen in Bayern. Man wolle die Gewinne nicht nur den „Big Playern“ überlassen.

Traunstein – Im großen Saal des Gasthofs Sailer Keller in Traunstein war kein Stuhl mehr frei. Zirka 60 Besucher waren gekommen, um sich darüber zu informieren, wie die Windkraft im Landkreis Traunstein auch für sie von Nutzen sein kann. „Mit jeder Drehung weiß ich dann, dass ich ein bisschen was verdient hab“ - so beschreibt es der Referent des Abends, Peter Beermann. Als Geschäftsführer einer Energie-Systeme-Firma und Berater für den Ausbau von Windkraft für Kommunen in Bayern weiß er, dass Windkraft schon immer kontrovers diskutiert wurde. Mit dem Gesetz `Wind-an-Land‘ habe das ganze jetzt aber neuen Aufschwung.

Mehrheit der Bevölkerung seit dem Krieg in der Ukraine für Windkraft

Die Partei Traunsteiner Liste lud am Donnerstag (4. Mai) nicht nur Peter Beermann ein, über den aktuellen Stand und die Möglichkeiten von Windkraft im Landkreis Traunstein zu berichten. Auch Georg Huber vom Aktionsbündnis Bürgerwindräder war gekommen und auch er kennt die Gegenstimmen im Landkreis zum Thema Windräder seit Jahren: „Seit letztem Jahr, mit dem Krieg in Ukraine ist auch in der Mehrheit der Bevölkerung der Bedarf an alternativen Energiequellen angekommen, die haben lange gesagt, wir haben ja das billige Gas. Wir hoffen, dass das jetzt vorangeht.“

`Wind-an-Land-Gesetz‘ sorgt derzeit für Aufwind bei der Windkraft

Deutschlandweit wurde am 28. Juli letzten Jahres das sogenannte `Wind-an-Land-Gesetz‘ verabschiedet. Es soll zur Erhöhung und Beschleunigung von Windenergieanlagen beitragen. Zwei Prozent der Bundesrepublik sollen demnach zur Nutzung von Windkraft zur Verfügung gestellt werden. Je nach Bundesland wurde eine bestimmte Teilfläche festgelegt. Für Bayern bedeutet das: 1,1 Prozent bis zum Jahr 2027, 1,8 Prozent bis zum Jahr 2032. Das Bundesland wurde in 18 Planregionen gegliedert, der Landkreis Traunstein gehört zu Region 18, Südostoberbayern.

Windkraft: Limitierender Faktor bei uns ist nicht nur die Windstärke

„Hier in der Region wird es mit am schwersten werden Gebiete zu finden. Durch die Zersiedelung und das Voralpenland wird es hier sehr schwer, die 1,1 Prozent zu schaffen“, gab Peter Beermann bei der Infoveranstaltung offen zu. Durch eine Studie des TÜV wurden im Oktober 2022 bereits zwölf mögliche Standorte im Landkreis bekannt gegeben. Dabei spiele vor allem die Windgeschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Eines der sogenannten Vorranggebiete ist bei Kienberg. Georg Huber vom Aktionsbündnis Bürgerwindräder begann bei der Veranstaltung am Donnerstag dann auch anhand dieses Beispiels nicht nur von der Limitierung von Windkraft durch fehlenden Wind, sondern auch durch Gegenstimmen in der Bevölkerung zu berichten.

Das Vorranggebiet 51 schließt die Gemeinde Kienberg im Kreis Traunstein ein.

„Auch Leute, die gesagt haben, das wollen wir nicht“

„Kienberg, Obing, Altenmarkt. Da sind wir am aktivsten, da sind Grundstücksbesitzer auf uns zugekommen und haben gefragt, können wir da nicht was machen?“ Und so habe man zu einer Infoveranstaltung geladen. Aber nicht alle waren von dem Bau von Windrädern begeistert: „Da war schon ersichtlich, da gibt es Leute, die möchten mitmachen, aber auch Leute, die gesagt haben, das wollen wir nicht. Vor allem die Optik, aber das können wir nicht diskutieren.“

Bürgerwindräder: Wer kann profitieren?

Vielleicht, so die Hoffnung der Windradbefürworter, könne eine Teilhabe an dem erzeugten Strom, noch einige überzeugen. Wer sich an einem Windrad finanziell beteiligen und profitieren kann, so Beermann, könne zum Beispiel nach dem Kirchturmprinzip gehandhabt werden. Die, zum Windrad nächst gelegenen Häuser und Höfe hätten dann das Vorrecht auf Teilhabe, schließlich seien sie ja dann auch am meisten betroffen. Aber natürlich könnten auch alle Bürger partizipieren und diese Chance solle man auch wahrnehmen, so Beermann weiter. Denn derzeit beginnt der große Wettlauf um die möglichen Flächen für Windkraftanlagen.

„Flächen gehandelt wie Gold“: Deshalb soll Prospekt festlegen wer investieren darf

„Das wichtigste und wertvollste sind jetzt die Flächen, die sind jetzt ausgewiesen und die werden grade gehandelt wie Gold“, denn, so Beermann, auch die Großindustrie habe die Möglichkeit von lukrativen Investitionen im Bereich Windkraft entdeckt. Bei den Staatsforsten sei zum Beispiel laut Beermann, leider im Moment der Zuschlag auf eine potentielle Fläche dem höchst Bietenden sicher. Wer bei uns genau investieren darf, soll in einem Prospekt von den jeweiligen Planungsverbänden festgelegt werden, die durch die jeweiligen Kommunen, Landkreise und die Bezirksregierungen vertreten sind. Peter Beermann empfiehlt das Geschäftsmodell der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). In diese Bürgerwindpark Verwaltungs-GmbH könnten dann, so Beermann, sowohl einzelne Bürger, als auch Gemeinden, Genossenschaften oder Nachbarkommunen investieren.

„Das ist keine Raketenwissenschaft“: Windräder könnten innerhalb eines Jahres gebaut werden

Beermann erklärt an dem Abend auch, warum es mitunter so lange dauert, bis der Bau eines Windrades konkret wird: Trotz des neuen Gesetztes und den ausgewiesenen Vorranggebieten bedarf es vielerlei Prüfungsverfahren: „Windkraft würde sich schnell ausbauen lassen wenn wir wollen würden, da haben wir uns selbst viele Hürden auferlegt, die Verfahren dauern zu lang. Ich hoffe, das lässt sich in Zukunft beschleunigen - denn: Das ist keine Raketenwissenschaft, Windräder kann man rein technisch innerhalb eines Jahres errichten.“

Viele Prüfungsverfahren führen zu langer Vorlaufzeit

Beachtet werden müssten unter anderem: Abstandsgesetzte zu nächster Wohnanlage, Artenschutz, Denkmalschutz, Schallemission, Netzanschluss, Ertrag und Wirtschaftlichkeit. Die Liste ist lang und so gibt Beermann auch für Traunstein eine realistische Einschätzung. Selbst wenn hier schon letztes Jahr konkret ein Baugebiet ausgewiesen worden wäre, würde das ganze frühestens 2025 losgehen können. Der Ablauf wäre immer der selbe: Zunächst braucht man willige Grundstücksbesitzer, dann die konkrete Planung, Genehmigung und Prospekterstellung.

Noch viel Überzeugungsarbeit notwendig

Wichtig sei, das betonen an dem Abend sowohl Georg Huber als auch Peter Beermann, die Einbeziehung der gesamten Bevölkerung. Oft sei, so Huber, der Einwand der Gegner, wie in Kienberg: „Man seihe gar nicht gegen Windkraft generell sondern nur gegen den Standort vor Ort.“ Vielleicht kann die finanzielle Teilhabe am Windrad für Umschwung bei den Kritikern sorgen.

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