Trotz Erhalt des Standorts in Rosenheim
„Ein Aufatmen ist nicht angesagt“: Experte hält weitere Galeria-Insolvenz für wahrscheinlich
Im Zuge des Insolvenzplans schließt der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof bis zum 31. August 16 seiner 92 verbliebenen Filialen. Nicht dabei: der Standort in Rosenheim. Experte Johannes Berentzen ist überzeugt, dass dies dennoch kein Grund zum Aufatmen ist. Warum, erklärt er im Exklusiv-Interview.
Rosenheim – Deutschlands letzter Warenhauskonzern macht Ende August erneut zahlreiche Häuser dicht. Es ist eine Nachricht, die zumindest bei Johannes Berentzen für wenig Überraschung gesorgt hat. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei BBE, einem Unternehmen, das in München seinen Sitz hat und bundesweit die Entwicklung des Einzelhandels und im Speziellen von Kaufhäusern beobachtet. Im Exklusiv-Interview spricht er über die momentane Situation.
Vor einigen Tagen machte die Nachricht die Runde, dass Galeria Karstadt Kaufhof 16 von 92 Filialen schließen wird. Haben Sie den Schritt kommen sehen?
Johannes Berentzen: Der Zeitpunkt der Verkündung war ja bekannt. Ich hatte jedoch mit einer höheren Zahl an Schließungen gerechnet. Der neue Eigentümer hat zunächst einmal Wort gehalten und will 76 Häuser erhalten. Jetzt muss er liefern. Die Verlagerung der Zentrale von Essen nach Düsseldorf ist ein weiteres wichtiges Signal.
Die Rosenheimer Filiale bleibt auch weiterhin bestehen. Können die Standorte, die nicht betroffen sind, also aufatmen?
Berentzen: Ein Aufatmen ist nicht angezeigt. Die Transformationsaufgabe ist gewaltig. Es würde mich nicht überraschen, wenn im Laufe des Jahres weitere Schließungsfilialen hinzukommen.
Warum glauben Sie das?
Berentzen: Neben einem enormen Kapitalbedarf läuft Galeria auch die Zeit davon. Der Markt ist noch anspruchsvoller geworden, insbesondere durch den Onlinewettbewerb. Bereits verlorene Kunden zurückzuholen, wird schwierig. Eine weitere Insolvenz in den nächsten Jahren halte ich für wahrscheinlich.
Anfang des Monats wurde bekannt, dass die US-Investmentgesellschaft NRDC und die Gesellschaft BB Kapital SA die Kaufhauskette übernehmen wollen. Wird dadurch also nicht alles besser?
Berentzen: Für die Modernisierung der Häuser dürfte mehr als eine Milliarde Euro notwendig werden. Das wären im Schnitt rund 13 Millionen Euro pro Standort. Allerdings müssen die verschiedenen Immobilieneigentümer auch noch mitspielen. Genauso wichtig sind Investitionen in digitale Technologie und insbesondere die Verbindung von Online- und Offlinegeschäft. Hier aufzuholen, kostet ebenfalls viel Zeit und Geld.