Abschluss im September 2025
Weniger Lärm und Blech für die Anwohner? Das bringt die Vollendung der Westtangente
Ziel in Sicht: Nach dem spektakulären Einschub einer neuen Eisenbahnbrücke über die Westtangente ist Rosenheims großes Verkehrsprojekt kein Jahr mehr vom Abschluss entfernt. Von der neuen B15 werden ab 2025 viele Menschen in der Region profitieren. Wem sie am meisten bringt.
Rosenheim – Die größte Herausforderung des Jahres 2024 kam mit kleinster Lautstärke daher. „Ein leises Quietschen, und dann schwebten die 58 Tonnen schweren Behelfsbrücken fast mühelos am Schwerlastkran durch die Luft davon“, sagte Alexander Zett vom Staatlichen Bauamt Rosenheim nach dem entscheidenden Wochenende im November (2024).
Zett ist an der Westtangente für die Bahnüberführung am Wernhardsberg verantwortlich. Und damit auch für den Einschub der 350 Tonnen schweren Überbauhälften unter die Gleise der Bahn. Überbauhälften, damit bezeichnet der Ingenieur die Hälften einer ausgewachsenen Betonbrücke für zwei Eisenbahngleise. „Zentimetergenau“ habe das hingehauen, sagte Zett hinterher zufrieden.
„Wernhardsberg war ein Meilenstein“
Auch Bernhard Gehrmann, Projektleiter der Westtangente Rosenheim beim Staatlichen Bauamt, äußert sich gut gelaunt. „Der geglückte Einschub der Eisenbahnbrücke am Wernhardsberg war ein Meilenstein bei diesem Projekt. Wir hatten keine Havarie, mussten nicht umplanen. Alles ging nach Plan“, sagt er kurz vor dem Jahreswechsel zum OVB.
Die Menschen in der Region, die Autofahrer vor allem, bekommen von dieser Pioniertat des Bauamts zwar wenig mit. Aber – damit ist tatsächlich der Weg zum Abschluss der Westtangente geebnet. Der letzte Abschnitt des Rosenheimer Großprojekts wird nächstes Jahr vollendet, im September 2025 wird die Westtangente fertiggestellt sein.
Westtangente: Was jetzt noch fehlt, ist Routinearbeit
Was jetzt noch kommt, wirkt überschaubar, angesichts der Dimensionen des gesamten Unternehmens. Die Bahnbrücke, erst gerade neu eingeschoben, werde im Sommer in Gänze fertiggestellt. Im Juni verordne man für die letzten Arbeiten dem Eisenbahnverkehr nochmals eine nächtliche Sperrpause.
Dann werde die Bodenplatte – das Betonsegment, auf dem die Eisenbahnüberführung ruht und später die Fahrbahn der Westtangente – abgedichtet. „Ziel ist eine sehr dauerhafte Lösung“, sagt Gehrmann. „Damit die Bodenplatte wirklich die nächsten 80 bis 100 Jahre geschützt ist.“ Sobald das erledigt sei, voraussichtlich im Frühjahr, „gehen wir an den Streckenbau heran“, sagt Gehrmann. „Im Sommer kommt der Asphalt dran, 1,3 Kilometer am Stück.“ Dann noch Leitplanken, Beschilderung, Markierung – und im September soll dann Einweihung sein. So feierlich wie im September 2023 bei der Übergabe der Aicherparkbrücke.
Mit der Fertigstellung des letzten Abschnitts der Westtangente verbunden sind Zeitersparnis und Entlastung von Lärm und Abgasen für viele Menschen in der Region oder mit beruflichen Einsätzen rund um Rosenheim. Für den Durchgangsverkehr, der Verkehr also, der auf der von der Autobahn Richtung Norden oder umgekehrt rollt, bringt die Vollendung des letzten 1,3 Kilometer langen Stücks laut Bernhard Gehrmann eine „deutliche Verkürzung der Reisezeit“.
Meilenstein: Einschub der neuen Bahn-Brücke über die Westtangente




Viele können dann einen Bogen um Rosenheim machen
Stark profitieren davon auch die Fahrer von Lastwagen, die von Rosenheim aus wegen der Höhenbeschränkung nicht über die Schlösslstraße in Richtung Westen fahren können. Sie können künftig die Westtangente nutzen. Pkw- und Schwerverkehr, der sich bislang auf Parallelwegen durch die Innenbereiche von Rosenheim und Kolbermoor wälzen musste, wird sich auf die Westtangente verlagern.
Auch für die Region zählbare Vorteile
Ein zählbarer Vorteil. Pro Tag dürften im Norden, bei Westerndorf St. Peter, pro Tag 4300 Fahrzeuge weniger gezählt werden, schätzt Gehrmann. Im Süden sei seit der Einweihung der Aicherparkbrücke das Wesentliche schon erreicht. „Aber auch da wird noch ein bisschen gehen.“ Ebenso wie in der gesamten Region. Schließlich werden seit Nutzung der Riesenbrücke in Rosenheim pro Tag 10.000 Fahrzeuge weniger in Rosenheims und Kolbermoors Innenstadt gezählt. Nach dem endgültigen Abschluss der Arbeiten könnte in Kolbermoor die Innenstadt (Carl-Jordan-Straße/Rosenheimer Straße) für den Schwerlast-Durchgangsverkehr gänzlich gesperrt werden. Auch andere Gemeinden profitieren, vor allem von der schnellen Anbindung an die Autobahn.