„Rettet den Chiemsee“ ehrt Mitglied
Wie sich eine Priener Bürgeraktion für den Schutz des Chiemsees einsetzt
Die Priener Bürgeraktion „Rettet den Chiemsee“ setzt sich seit über 40 Jahren für den Naturschutz des Bayerischen Meeres ein. Mit welchen Mitteln das geschieht und wo sie dringenden Handlungsbedarf sieht, erklärt die Vorsitzende Dr. Helge Holzer im Interview.
Prien/Rimsting – Seit mehr als 40 Jahren kümmert sich die Priener Bürgeraktion „Rettet den Chiemsee“ um das Wohlergehen des Bayerischen Meeres mitsamt seinem Naturumfeld. 1982 gegründet, besetzen seitdem die rund 100 Mitglieder des eingetragenen Vereins regelmäßig entsprechende Umwelt- und Naturschutzthemen. Mit welchen Mitteln und Maßnahmen sie dabei arbeiten und wofür es heuer eine vereinsinterne Auszeichnung gab, erklärt die langjährige Vorsitzende Dr. Helge Holzer im Interview mit der Chiemgau-Zeitung.
Was glauben Sie, ist der Chiemsee noch zu retten?
Es müssen immer wieder neue Aktionen gestartet werden, um den Chiemsee zu retten, dieser Handlungsbedarf besteht dringend. Als die Ringkanalisation unter Dach und Fach war, hatten wir überlegt, die Ziele unseres Vereins zu ändern. Aber es wurde schnell deutlich, dass es weitere Problemfälle gab, wie die Verschmutzung des Sees mit Mikroplastik, oder der geplante Ausbau der Autobahn A8, wie auch Bauprojekte, die dem See-Umland schaden.
Welche Maßnahmen sind denn aus Ihrer Sicht erforderlich, um den See zu retten?
Das Wichtigste für uns ist, den unglaublich hohen Nutzungsdruck auf See und Umfeld zu verringern. Zum einen ist es ja positiv, dass es rund um den See endlich Gebietsbetreuer gibt, die sich um den Naturschutz kümmern sowie die Chiemsee-Ranger, die versuchen sollen, den massiv zugenommenen Strom an Spaziergängern und Radlern in geordneten Bahnen zu halten. Aber der Schutz-Prozess für den See muss ja ständig aufgrund neuer Herausforderungen entsprechend angepasst werden. Wie beim Thema Stand-Up-Paddling: Dieser Wassersport ist jedem zu gönnen, aber es gibt leider genügend dieser Freizeitsportler, die sich nicht an Regeln halten und beispielsweise in die Schilf-Schutzzonen eindringen und dort die Vogelwelt massiv stören.
Mit welchen Mitteln können Sie als Verein ihre beschriebene Rettungsarbeit gestalten?
Mit allgemeiner Öffentlichkeitsarbeit, aber auch gezielten Aktionen wie bei dem geplanten Hotel-Neubauprojekt „Malerwinkel“ in der Gemeinde Seeon-Seebruck. Am Seeufer flanieren zu können, oder die Einkehr in ein Café oder Restaurant zu genießen, sei jedem vergönnt. Aber warum muss ein bislang florierendes Hotel einem vierfach so großen Neubau weichen? Der aus Sicht unseres Vereins das Ufer in dem Bereich massiv zerstört. Deshalb haben wir eine Unterschriftenaktion initiiert, die einen entsprechenden Appell an die Volksbank als Besitzerin dieses Areals untermauert. Allerdings sind wir von vornherein davon ausgegangen, dass die Aktion für den Papierkorb sein wird. Was wir aber geschafft haben, ist die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf dieses konträre Thema zu lenken und bislang monatelang hochzuhalten.
Diese Aktivitäten erfordern ein großes Engagement der Mitglieder – wofür es auch Auszeichnungen gibt…
Ja, wir haben heuer Gerold Schwarzer mit unserem Dr.-Friedrich-Steding-Preis ausgezeichnet. Unsere Bürgeraktion „Rettet den Chiemsee“ vergibt diesen Preis seit 1991 alle zwei Jahre in Erinnerung an den verstorbenen Dr. Friedrich Steding, der sich für den Chiemsee und besonders für den Ring-Abwasserkanal eingesetzt hatte. Steding hatte mit seiner privaten Chiemseestudie dazu beigetragen, die Weichen zur Reinhaltung des Chiemsees neu zu stellen. Noch ein Blick auf unsere Vereinsstatuten: Der Preis wird für besonderen persönlichen Einsatz für die Belange des Umweltschutzes oder der Ökologie im oder für den Chiemgau, verbunden mit Zivilcourage bezüglich der Demokratie und des freiheitlichen Rechtsstaats, verliehen. Das alles hat unser 14. Preisträger erfüllt. Gerold Schwarzer engagiert sich in vielfältigster Art seit mehr als 50 Jahren für den Umwelt- und Naturschutz rund um den Chiemsee. Begonnen hat er damit schon in seinen Referendarzeiten als angehender Lehrer am Landschulheim Marquartstein wie auch am Ludwig-Thoma-Gymnasium (LTG) in Prien. Von 1972 an hat er am LTG 25 Jahre als Gymnasiallehrer gewirkt, viele Umweltprojekte angestoßen, realisiert und in seine pädagogische Arbeit integriert. Auch als langjähriges Mitglied des Rimstinger Gemeinderats hat er sich mit seinen vielen Umwelthemen immer wieder erfolgreich durchgesetzt.
Was ist Ihr größter Wunsch zugunsten des Naturschutzes rund um den Chiemsee?
Dass endlich der unnötige sechsspurige Ausbauplan für die A8 vom Tisch kommt. Diese riesige Straße würde eine große Belastung für unsere Chiemgau-Region werden. Wir hoffen, dass dieses Projekt endlich aus dem vordringlichen Bedarfsplan des Bundesverkehrsministeriums rausfällt.