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GDL-Warnstreik und seine Folgen

„Mal wieder gewünscht, keine Zugpendlerin zu sein“: BRB-Fahrt von München nach Prien endet im Chaos

Wegen des Warnstreiks warten viele Bahnreisende an den Bahnhöfen vergeblich.
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Der GDL-Streik betrifft indirekt auch die Bahnunternehmen, die ganz normal fahren, wie eine Pendlerin aus Prien am Freitag feststellen musste.

„Chaotische und verantwortungslose Zustände“ erlebte eine langjährige Berufspendlerin aus Prien am Freitagnachmittag auf ihrer Zugfahrt von München in Richtung Salzburg. Die Bayerische Regiobahn rechtfertigt sich für den Ausnahmezustand und verweist auf einen unvorhersehbaren Umstand.

Prien/München - Frau B. ist einiges gewohnt. Seit 35 Jahren fährt sie unter der Woche von Prien am Chiemsee zu ihrer Arbeit nach München und nachmittags wieder zurück. Sie kennt die Tücken des ÖPNV-Alltags und schreckt auch nicht davor zurück, ihrem Ärger Luft zu machen. Am vergangenen Freitag erlebte sie, dass es noch schlimmer geht. „Da habe ich mir mal wieder gewünscht, keine Zugpendlerin zu sein“, schildert sie.

Aus Erfahrung weiß sie, dass der Zug auf der Verbindung München-Salzburg mit Abfahrt in München Ost um 14.04 Uhr normalerweise dreiteilig nach Rosenheim unterwegs ist. Dort werde der hinterste Zugteil abgehängt und es gehe zweiteilig in Richtung Salzburg weiter. Doch dieses Mal kam der Zug in München Ost nur einteilig an - trotz des Streiks, der schon seit Tagen die ganze Bundesrepublik beschäftigt. Demzufolge war auch kein DB-Fernverkehr auf der Strecke unterwegs. Die Auslastung des Zuges war „massiv“, wie sie erklärt und mit Fotos belegt, welche der Redaktion vorliegen.

Wenn das Einsteigen zur Glückssache wird

„Ich konnte mich noch auf einen Notsitz quetschen, der eigentlich von einem Fahrrad blockiert war“, schildert sie. Ihre Kleidung sah danach dementsprechend dreckig aus. Schon bei der Einfahrt in den Münchener Ostbahnhof standen die Fahrgäste in den Gängen und Eingängen. Sie konnte nur einsteigen, weil die Tür genau vor ihr zum Stillstand kam. Andere hatten nicht das Glück und kamen gar nicht erst in den Zug rein.

„Als besonders verantwortungslos empfinde ich es, dass trotz fehlendem Platzangebot auch Fahrräder mitgenommen wurden - offensichtlich schon ab dem Hauptbahnhof - und Durchgänge, Sitze und Türen blockierten. Kinderwagen und große Reisekoffer reichen da vollkommen, um das Ganze noch mehr zu verschlimmern“, findet die Berufspendlerin.

Streik stand schon vorher fest

Am meisten ärgerte sich Frau B. darüber, dass die BRB die Streckenauslastung und den Andrang von Reisenden auf dieser Hauptverkehrsstrecke eigentlich kennen müsste. „Noch dazu an einem Freitag und gerade auch wegen des seit Tagen bekannten GDL-Streiks, verbunden mit der kompletten Einstellung des DB-Fernverkehrs München/Salzburg.“

Auch in Rosenheim ereignete sich der Dame zufolge das gleiche Spiel wie am Münchener Ostbahnhof: Schon wieder war nur mit größter Mühe ein Aussteigen möglich, schon wieder konnten nicht alle Wartenden in den Zug einsteigen. In Prien am Chiemsee, dem Endziel von Frau B., gelingt ihr nur „mit massivem Quetschen, Drücken und Ellenbogeneinsatz“ der Ausstieg.

„Ich bin absolut entsetzt, wie verantwortungslos die BRB handelt: Verantwortungslos gegenüber den Kunden und auch den Mitarbeitern gegenüber! Als Kundin bin ich der Meinung, dass in einer solchen Ausnahmesituation eine Mitnahme von Rädern durch die BRB abgelehnt werden muss“, macht sie deutlich.

Stellungnahme der BRB

Konfrontiert mit den Vorwürfen zum Freitagnachmittag, teilt eine Sprecherin der BRB mit: „Die Dame hatte das große Glück, dass die BRB nicht bestreikt wurde, weil bei uns der Abschluss der EVG gilt und wir deshalb unser gesamtes Angebot anbieten konnten und dies auch weiter (trotz Streik) anbieten können.“ Indirekt sei man trotzdem betroffen, wenn beispielsweise die Fahrdienstleiter, die zur DB InfraGO AG gehören, streiken oder der Fernverkehr der DB ausfällt und die Fahrgäste auf Nahverkehrszüge der BRB umsteigen. „Für solche Fälle ist es nicht möglich, kurzfristig Züge zur Verstärkung einzusetzen.“

Am Freitagnachmittag kam allerdings noch folgender Umstand hinzu, der laut BRB nicht voraussehbar war: Aufgrund eines technischen Defektes konnte der Zug nicht dreiteilig fahren, sondern nur verkürzt. „Eine Mitnahme von Fahrrädern gerade am Startbahnhof bei ausreichend Platzkapazität kann nicht verwehrt werden. Streiks sind grundsätzlich Ausnahmesituationen, in denen Fahrgäste leider auch mit Unannehmlichkeiten rechnen müssen“, heißt es abschließend.

Passagiere mit Fahrrädern gar nicht erst zulassen?

Frau B. glaubt daran, dass der Zug schon am Hauptbahnhof sehr voll war. „Vielleicht hätte man dort zu den Fahrgästen mit ihren Fahrrädern sagen müssen, dass sie lieber den nächsten Zug nehmen. Es gab auch viele ältere Passagiere mit großen Reisekoffern. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn in diesem Chaos jemand umgekippt wäre“, betont die Berufspendlerin. Die BRB müsse sich ihrer Verantwortung gegenüber den Fahrgästen bewusst sein, „da braucht es gesunden Menschenverstand in einer solchen Situation“.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn in diesem Chaos jemand umgekippt wäre.

Frau B. aus Prien

Dem Lokführer und Schaffner vor Ort will sie keinen Vorwurf machen, „die können nichts dafür und sind oft zu Unrecht der Blitzableiter“. Sie versteht aber nicht, warum nicht für mehr Zug-Kapazitäten gesorgt wurde. „Für einen technischen Defekt kann ich niemandem einen Vorwurf machen, aber jeder wusste über den Streik Bescheid. Und freitagnachmittags wollen alle Berufspendler nach Hause, während die Touristen und Urlauber in Richtung Berge fahren. Die Auslastung sollte der BRB eigentlich bewusst sein.“

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