Strom vom Schuldach und mehr
Photovoltaik-Offensive in Wasserburg: Wie die Stadt Tonnen CO2 spart – was das Bürgern bringt
Die Stadt Wasserburg geht in puncto Photovoltaik in die Offensive. Viele neue Anlagen sind geplant – etwa auf dem Schulhausdach in Reitmehring. Wie die Strategie aussieht und was sie bringt, auch für die Bürger.
Wasserburg – Eigenversorgung heißt das Stichwort des Jahres: Die Stadt möchte den Strom, produziert über PV-Anlagen auf kommunalen Gebäuden, selbst nutzen. Autarkie lautet das Ziel. Im April 2023 fiel dazu der Grundsatzbeschluss. Alle städtischen Immobilien kamen danach auf den Prüfstand. Eine Strategie, die die kommunale Tochter, die Stadtwerke, als Energieversorger im doppelten Sinne sieht: bei der Erzeugung und beim Vertrieb.
„Kein Aktionismus“ beim PV: Wasserburg geht strategisch vor
„Kein Aktionismus, kein Verzetteln“, gibt diesbezüglich Robert Mayerhofer, Leiter des Liegenschaftsamts im Rathaus, als Motto aus. Er ist bekannt für seine konzeptionelle Herangehensweise. Den roten Faden hat der Stadtrat in seinem Grundsatzbeschluss bereits vorgegeben: Priorität haben Anlagen auf Dächern von städtischen Einrichtungen, die besonders viel Strom benötigen.
Ein Dach, das sich eignet, befindet sich auf der Grundschule Reitmehring. Das Konzept stellten Mayerhofer und Roy Tinter, Bautechniker im Rathaus, jetzt dem Hauptausschuss vor.
Die Grundschule Reitmehring benötigt im Jahr rund 138.000 kWh Strom. Das Dach soll eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 59 kWp erhalten. Jährlich könnten 58.470 kWh Strom erzeugt werden, so Mayerhofer und Tinter. Die Anlage kostet nach ihren Angaben 92.500 Euro und müsste sich in zwölf Jahren amortisiert haben. Die Stadt spare mit ihr pro Jahr 27 Tonnen klimaschädliches CO2 ein. Die Haushaltsmittel sollen bei den Etatberatungen Ende Dezember/Anfang Januar bereitgestellt werden, der Bau ist für 2025 anvisiert, beschloss der Hauptausschuss einstimmig.
Hält das Turnhallendach statisch Stand?
Nur eine Sorge müsse noch aus der Welt geräumt werden, so Tinter. Die Frage, ob auch das Turnhallendach der Schule die Last statisch aushält. Wenn nicht, müsste eine kleinere Lösung mit 41 kWp Leistung und Kosten von etwa 70.000 Euro realisiert werden. Doch die Stadt geht davon aus, dass es mit der großen Anlage klappen wird.
Hauptausschuss begrüßt PV-Offensive
Zweiter Bürgermeister Werner Gartner (SPD) zeigte sich erfreut darüber, dass die Kommune vorankomme beim Einsatz regenerativer Energien. „Schlag auf Schlag“ gehe es derzeit, betonte auch Dritte Bürgermeisterin Edith Stürmlinger (Bürgerforum). Zum ersten Mal erhält eine PV-Anlage auf öffentlichen Gebäuden in Wasserburg außerdem einen Batteriespeicher (Mit einer Leistung von 22 kWp). Eine kleinere Anlage entsteht zudem noch auf dem Reitmehringer Kindergarten, ebenfalls mit Speicher. Dieser ist wichtig, betonte auch Georg Machl, Fraktionssprecher von CSU und Wasserburger Block. Monika Rieger, Stadtwerkreferentin, würdigte, dass die Kommune, wie vom früheren Klimaschutzmanager gefordert, ins Tun komme. Josef Baumann, Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg, begrüßte ebenfalls die Anlage, konnte sich jedoch einen Seitenhieb auf eine Bemerkung von Gartner nicht verkneifen: Letzterer hatte bei seiner Stellungnahme zum Vorhaben auf den Klimawandel hingewiesen, aktuell wieder deutlich geworden in Gartners Augen bei der Unwetterkatastrophe in Spanien. Diesen Bezug zum Wasserburger Projekt fand Baumann unpassend.
Im Tun ist die Stadt nach Überzeugung von Kölbl schon längst. Anlagen zur Eigenstromerzeugung oder Einspeisung ins Netz seien auf dem Schöpfwerk am Riedener Weg, auf der Pumpstation Meggle, auf dem Parkhaus Überfuhrstraße (Bürgerkraftwerk, zum 1. Januar von der Stadt erworben), auf dem Busbahnhof, auf der Kläranlage und auf dem Museumsdepot sowie auf dem Saunabereich des Familienbads Badria errichtet worden (eine weitere größere Anlage entsteht auf dem Dach des Haupteingangs). Weiter gehe es mit der PV-Offensive 2025: auf dem Dach des Kulturforums (für den Strombedarf der Bibliothek) und an nicht sichtbaren Stellen sogar auf dem Rathaus.
Stromproduktion für den Eigenbedarf: Das senkt die Betriebskosten
Strom für den Eigenbedarf: Das senkt die Betriebskosten eines kommunalen Gebäudes wie einer Schule, betont Mayerhofer auf Anfrage. Geld, das für andere Maßnahmen zur Verfügung stehe. Es dauere zwar, bis eine Investition in eine PV-Anlage abfinanziert sei, im Verwaltungshaushalt würden jedoch dauerhaft die Ausgaben für den Strom sinken. „Weitere Photovoltaik auf kommunalen Immbolien, Strom für den Eigenverbrauch: Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich langfristig gesehen sinnvoll“, so sein Fazit.
Stadtwerke erhöhen Strompreis nicht
Die Stadtwerke Wasserburg planen keine Strompreiserhöhung. Das zweite Jahr in Folge gebe es keine Verteuerung, berichtete Bürgermeister Michael Kölbl bei den vier Bürgerversammlungen. Je kWh zahlen die Kunden 34,95 Cent. Die Stadtwerke Wasserburg liefern ausschließlich Ökostrom. Und legen Wert auf Transparenz beim Preis: Dieser setzt sich wie folgt zusammen: 19,67 Cent Ökostrom der Stadtwerke je kWh plus 0,327 und 0,48o Cent Umlagen, 9,675 Cent Netzentgelt, 2,440 Cent Stromsteuer, 0,781 Cent Offshore-Umlage und 1,571 Cent Konzessionsabgabe.
