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Leerstand in der Bad Aiblinger Kirchzeile

Sozialkaufhaus der Caritas ist dicht: Das sind die Gründe für die Schließung

Nur ein leeres Schaufenster und eine beschriftete Tafel erinnern an das Sozialkaufhaus der Caritas in der Bad Aiblinger Kirchzeile.
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Nur ein leeres Schaufenster und eine beschriftete Tafel erinnern an das Sozialkaufhaus der Caritas in der Bad Aiblinger Kirchzeile.

In unmittelbarer Nähe der ehemaligen Metzgerei Hausberger in der Bad Aiblinger Kirchzeile, die seit Ende 2023 geschlossen hat, steht ein weiterer Laden leer. Die Caritas betreibt ihr Sozialkaufhaus nicht weiter. Das sind die Gründe für die Schließung.

Bad Aibling - Das Bedauern über die kürzlich erfolgte Schließung ist aus den Worten von Manina Sobe, Fachdienstleiterin für Soziale Dienste beim Caritas-Kreisverband für Stadt und Landkreis Rosenheim, deutlich herauszuhören. Letztlich war dieser Schritt aus Sicht des Sozialverbandes allerdings alternativlos. „Der Laden hat sich wirtschaftlich einfach nicht mehr gerechnet“, sagt Sobe.

Durchschnittlich 35.000 Euro Defizit pro Jahr

Das jährliche Defizit, das seit dessen Eröffnung im Juli 2020 angefallen sei, sei bei durchschnittlich etwa 35.000 Euro gelegen. Aus diesem Grund habe die Caritas bereits im Sommer 2021 überlegt, den Laden zum Jahresende aufzugeben. Schließlich habe man sich aber doch für den Weiterbetrieb entschieden und erst im Dezember 2023 die Reißleine gezogen. Grund: Auch die bis dahin anfallenden Bilanzen hatten den Verantwortlichen keinen Grund für Optimismus geliefert.

Der endgültigen Schließung sei ein längerer Überlegungsprozess vorangegangen, betont Sobe. Die Caritas beackere ein weites Feld im Bereich der Sozialberatung und müsse ihre Mittel sorgfältig einteilen. An diesen Angeboten besteht großer Bedarf. Das Geld, das wir für den Laden draufbuttern mussten, hat uns hier gefehlt. Das konnten wir nicht mehr verantworten und haben uns deshalb entschieden, den Betrag für unsere Kernkompetenzen einzusetzen“, räumt Sobe ein

Wir haben von Anfang an eigentlich nie die Kundenfrequenz erreicht, die wir gebraucht hätten.

Manina Sobe, Fachdienstleiterin für Soziale Dienste beim Caritas-Kreisverband Rosenheim

Rückblickend glaubt sie, dass bereits der Start des Ladens, der coronabedingt von April 2020 auf Ende Juli 2020 verschoben werden musste, wegen der damals herrschenden Pandemie unter keinem guten Stern stand. „Die Leute hatten einfach noch Angst vor Corona. Wir haben von Anfang an eigentlich nie die Kundenfrequenz erreicht, die wir gebraucht hätten.“ Außerdem sei die Ladenfläche mit circa 60 Quadratmetern eher klein gewesen.

Fehlende Parkplätze ein Standort-Nachteil

Fehlende Parkplätze vor dem Geschäft seien ein weiterer Standort-Nachteil gewesen. „Vor allem Leute, die der Caritas Gebrauchtkleider gespendet haben, wollen bis vor den Laden fahren, den Kofferraum ihres Autos aufmachen, die Ware abgeben und dann gleich wieder losfahren. Das war hier nicht möglich. Auch Kunden hatten natürlich keine geeigneten Parkmöglichkeiten“, nennt Sobe einen weiteren Grund, warum der Laden aus ihrer Sicht nicht auf die Erfolgsspur gebracht werden konnte.

Spruch neben der Eingangsgtür

Viel Aufmerksamkeit bei Passanten erweckt eine mit Kreide geschriebene Botschaft auf einer Tafel, die neben der Eingangstür des geschlossenen Ladens hängt. Dort heißt es: „Das Leben ist wie ein Buch. Manche Kapitel sind traurig, manche aufregend. Aber wenn du die Seite nie umblätterst, wirst du nicht wissen, was das nächste Kapitel für dich bereithält“.

Letztlich hatte die Caritas nach Sobes Angaben auch zu wenig Ehrenamtliche, die die hauptamtliche Kraft unterstützten, die auf der Basis von 30 Wochenstunden den Laden führte. Auch die gestiegenen Lohnkosten und der Inflationsausgleich, den der Arbeitgeber bezahlte, hätten sich ungünstig auf die wirtschaftliche Situation ausgewirkt.

Ausschau nach einem Alternativstandort in der Stadt hält die Caritas nicht. Wenn ein anderer Träger ein solches Kaufhaus in Bad Aibling eröffnen wolle, gebe sie ihr Wissen aber gerne weiter, sollte sie darum gebeten werden, verspricht Sobe. „Ich kenne da kein Konkurrenzdenken.“

Keine Kleiderkammer mehr

Mit der Schließung des Kaufhauses gibt die Wohlfahrtseinrichtung auch ihre Kleiderkammer in der Kurstadt auf. Bis zur Eröffnung des Geschäfts, das unter dem Namen „Zeile 28“ lief, waren die Abgabe gespendeter Kleidung und deren Ausgabe an Bedürftige im Bad Aiblinger Caritaszentrum möglich, das sich nur wenige Meter von dem Geschäft in der Kirchzeile entfernt befindet. In der Kleiderkammer hatten sich einst ausschließlich ehrenamtliche Helfer engagiert.

Ihre Arbeit nimmt sie nicht nur deshalb nicht mehr auf, weil die Gewinnung von ausreichend Ehrenamtlichen nach Sobes Einschätzung schwierig sein dürfte. „Das ist richtig harte körperliche Arbeit. Die kann nicht jeder machen“, weiß sie. Neben Spendern, die hochwertige Ware gebracht hätten, habe es aber auch zahlreiche schwarze Schafe gegeben. „Die haben uns unbrauchbare Kleidung einfach vor die Tür gestellt. Da hat es manchmal ausgeschaut wie auf einer Müllhalde“, erinnert sich die Fachdienstleiterin.

Der soziale Gedanke, der dahintersteckte, hätte Bad Aibling sehr gut getan

Bürgermeister Stephan Schlier

Bürgermeister Stephan Schlier bedauert die Schließung des Sozialkaufhauses, kann den Schritt der Caritas aber nachvollziehen. „Der Weiterbetrieb war wirtschaftlich nicht mehr vertretbar“, teilt er deren Argumentation. Er habe nur selten Leute in dem Laden gesehen, wenn er daran vorbeigegangen sei, beschreibt er seine Beobachtungen. „Dennoch ist es schade, dass das Geschäft geschlossen hat. Der soziale Gedanke, der dahintersteckte, hätte Bad Aibling sehr gut getan.“

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