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Wasserwirtschaftsamt Rosenheim zieht Bilanz

Unwetter vom 3. Juni: Schäden von über 12 Millionen Euro am Hochwasser-Schutz der Wildbäche

Die Straße zwischen Samerberg und Nußdorf ist beim Unwetter vom 3. Juni weggebrochen (links). Bagger beräumen den Bachlauf vom Geschiebe (links).
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Noch kommen die Anwohner vom Mühltalweg zwischen Nußdorf und Samerberg nur zu Fuß zu ihren Häusern. Das Wasserwirtschaftsamt baut die Uferböschung des Steinbachs wieder auf, damit eine provisorische Straße zu den Häusern errichtet werden kann.

Die Schäden an den Hochwasserschutzbauwerken der Wildbäche im Landkreis Rosenheim sind verheerend. Mehr als zwölf Millionen Euro werden gebraucht, um die Spuren des Unwetters vom 3. Juni zu beseitigen. Das wird Jahre dauern. Wo das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim Prioritäten setzt.

Region – Das gab es noch nie: Bei dem schweren Unwetter am 3. Juni wurden alle 5000 Wildbachschutzbauwerke von Bernau bis Bad Feilnbach massiv getroffen. „Sie haben funktioniert, die Menschen geschützt. Aber sie haben Schaden genommen“, bilanziert Dr. Tobias Hafner, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim.

Acht Wochen danach ist klar: Die Schäden an Bachläufen, Deichen, Konsolidierungsbauwerken, Kies-, Geschiebe- und Murenfängen sowie Wildholzrechen liegen in zweistelliger Millionenhöhe. Aktuell bei mehr als zwölf Millionen Euro. „Unsere Liste umfasst im Moment über 40 Projekte. Es kommen täglich neue Schadensmeldungen hinzu“, so Hafner. Es wird Jahre dauern, alle zu beheben.

Siedlungsgebiete haben Priorität

Priorität haben Gebiete, in denen Menschen bedroht sind. Deshalb wurden bereits unmittelbar nach der Katastrophennacht Schlüsselbauwerke im Schutzsystem geräumt – darunter die schwer zugängliche Geschiebesperre am Hundsgraben oberhalb der Burg Falkenstein in Flintsbach oder der Wildholzrechen am Steinbach oberhalb von Nußdorf. Inzwischen sind fast alle Rückhalteräume wieder einsatzfähig. Doch das reicht an Schutz bei weitem nicht aus.

Deich der Rohrdorfer Ache nicht mehr stabil

Der Deich in Rohrdorf, der erst im vergangenen Jahr angepasst worden war, hat der tobenden Ache standgehalten. Auch Dank der Sicherungsmaßnahmen der Feuerwehren. „Doch er ist massivst beansprucht worden, der Deichkörper weist offene Erosionsschäden auf. Hier müssen wir schnell handeln“, erläutert Hafner.

Millionen-Schäden hat das Unwetter vom 3. Juni an Wildbachschutzbauwerken hinterlassen. Wo das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim bei der Instandhaltung Prioritäten setzt.

Auf einer Länge von circa 1,8 Kilometern muss der Deich instandgesetzt werden. „Wir wollen eine Innendichtung einbringen – entweder mit Stahlspundwänden oder Erdbetonwänden“, informiert Thomas Brandner, Sachgebietsleiter für Wasserbau und Gewässerentwicklung, über mögliche technischen Verfahren. Die Ausschreibung der Planung steht kurz bevor. „Das wird eine gigantische Baustelle“, kündigt er an. Etwa fünf Millionen Euro könnte das Projekt nach ersten Schätzungen kosten. Wenn alles gut läuft, soll es 2025 starten. Allerdings müssen in diesem Bereich eine Vielzahl privater, ungenehmigter Einbauten vor Beginn der Bauarbeiten von den Grundeigentümern entfernt werden.

Schnelle Hilfe an Schwachstellen

Schneller werden die Schwachstellen im Deichsystem in Rohrdorf behoben, die beim Hochwasser zutage traten. Im Herbst sollen in der Wolfsgrubenstraße auf 180 Metern Betonfertigteile aufgestellt werden und temporären Schutz bieten, ehe auch dort ein neues Schutzsystem anliegende Häuser und die Straße sichern wird.

Die Karte zeigt, wo das Wasserwirtschaftsamt in Achenmühle baut, und wie eng die Bereiche um den Speckbach bebaut sind.

Speckbach unterspült Gebäude

Der Speckbach, der vom Samerberg kommend in Achenmühle in die Rohrdorfer Ache mündet, hat noch nie solche Ausmaße angenommen wie am 3. Juni. „Er überflutete entlang der Törwanger Straße vor allem an seinen Engstellen zahlreiche private Grundstücke“, erklärt Brandner. Wohnhäuser und Nebengebäude liegen hier direkt am Wasserlauf.

Eine schwierige Baustelle: Die engen Bereiche am Speckbach in Achenmühle sind für schwere Technik kaum zugänglich.

„Im engen Bereich zwischen den Häusern ist hoher Schaden entstanden, teilweise wurden Grundstücke unterspült und Ufersicherungen drohten wegzurutschen. Wir befestigen die Uferböschungen und sichern die Gebäude ab. Das ist in Achenmühle derzeit unsere schwierigste und langwierigste Baustelle. Die engen Bereiche sind für schwere Technik kaum zugänglich und verschlingen viel Zeit“, so der Sachgebietsleiter für Wasserbau.

Eine Stützmauer am Speckbach in Achenmühle wurde provisorisch gesichert. Beim Hochwasser wurde ihr Fundament unterspült. Sie droht in den Bach zu kippen.

Ein Großprojekt für den Hochwasserschutz der Ausiedlung in Achenmühle wird immer greifbarer. Die finanziellen Mittel für die nächsten Planungsleistungen des Zwei-Millionen-Euro-Projektes wurden vom Freistaat Bayern im Juni bewilligt. Der Neubau der Straßenbrücke über den Weißbach mit größerem Querschnitt inklusive einer provisorischen Behelfsumfahrung, die Aufweitung der Böschungen und die Optimierung des Gewässerverlaufs sollen 2026 beginnen.

Weiler am Mühltalweg bald wieder erreichbar

Verheerend waren die Schäden im Mühltal bei Nußdorf. Trotz umfangreicher Hochwasserschutzmaßnahmen der vergangenen Jahre im Ortsbereich Nußdorf hat der Steinbach im Mittellauf Grundstücke überflutet und die Ortsverbindungsstraße zwischen Nußdorf und Samerberg weggerissen. „Der Wildholzrechen wurde geräumt und erodierte Böschungen im direkten Zufahrtsbereich zum Rechen gesichert“, informiert Dr. Hadumar Roch, Sachgebietsleiter für den südlichen Landkreis Rosenheim, über die Sofortmaßnahmen. Nun soll der Gerinneverlauf des Wimmergrabens im Mittellauf wieder hergestellt werden.

Im Moment wird der kleine Weiler am Mühltalweg vom oberen Bereich aus wieder zugänglich gemacht, damit die Bewohner nicht mehr von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Das beim Unwetter vom 3. Juni im Steinbach abgelagerte Geschiebe wird aus dem Bachlauf entfernt und zum Aufbau der Böschung verwendet. Dort, wo der Bagger steht, war vor dem Unwetter die Ortsverbindungsstraße zwischen Samerberg und Nußdorf.

Wann die Verbindungsstraße zwischen Nußdorf und Samerberg wieder hergestellt wird, ist unklar. „Priorität haben Siedlungsbereiche. Die Straße hat für uns untergeordnete Priorität“, sagt der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes. Hinzu kommen geteilte Verantwortlichkeiten: „Die Hänge rutschen nach. Für deren Stabilisierung ist die Gemeinde Nußdorf zuständig. Erst wenn die Hänge gesichert sind, können wir damit beginnen, die beschädigten Bachböschungen und die Sohlbauwerke am Steinbach wiederherzustellen.“

Schutz für Flintsbach wird verbessert

In Flintsbach liegt das Augenmerk des Wasserwirtschaftsamtes auf der Sicherung der Siedlung unterhalb der Burg Falkenstein. Die Schutzbauwerke waren randvoll, haben ein größeres Ausmaß der Katastrophe zwar verhindert. Doch jetzt müssen an Hunds-, Mai- und Riesengraben die Geschiebesperren und die Bauwerke, die das Gewässer und die angrenzenden Hänge sichern, „nachjustiert“ und weiter ausgebaut werden.

Der Auerbach im Gemeindegebiet Oberaudorf hat in Reisach eine Abwasserleitung freigespült. Für diesen Bereich gibt es ein Hochwasserschutzkonzept, für das das Wasserwirtschaftsamt in Kürze die wasserrechtliche Genehmigung erwartet.

Auch Thann- und Fischbach sind auf dem Radar

2,5 Millionen Euro stehen dem Wasserwirtschaftsamt jährlich zur Verfügung, um bestehende Bauwerke an den Wildbächen instandzusetzen. 2025 sollen die Arbeiten am Fischbach in der Gemeinde Oberaudorf beginnen. „Der Verbau ist veraltet und wird mit jedem Unwetter stärker in Mitleidenschaft gezogen“, begründet Hafner die Dringlichkeit. Zum Glück trat der Fischbach beim jüngsten Hochwasser nicht über seine Ufer, doch der Ausbau ist wichtig, um die Uferböschung und eine bestehende Wasserleitung zu sichern und weitere Rutschungen zu verhindern: „In diesem Bereich ist auch eine Gemeindestraße absturzgefährdet.“

„Den Thannbach in der Gemeinde Brannenburg haben wir seit Jahren auf dem Radar“, informiert Dr. Tobias Hafner über ein weiteres Projekt. Er ist beim Unwetter vom 3. Juni zwar in seinem Bett geblieben. Trotzdem sind die Schutzbauten veraltet und beschädigt. Die Ausbauplanung für den Hochwasserschutz läuft bereits. Parallel dazu soll als Sofortmaßnahme 2024/2025 das bestehende Schutzsystem instandgesetzt werden, um für die anliegenden Grundeigentümern wieder angemessenen Hochwasserschutz sicherstellen zu können.

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