Vorfall Gegenstand einer TV-Doku am 5. Mai
Betrüger plündern Konto eines Kolbermoorers: Immer mehr Kunden kritisieren Verhalten der DKB
Der Fall von Helmut Wilhelm aus Kolbermoor, dessen Bankkonto bei der DKB Ende 2022 geplündert worden war, ist am 5. Mai Gegenstand einer TV-Dokumentation. Indes steigt die Zahl der Betroffenen, die ähnliche Erfahrungen mit der DKB gemacht haben. Die Aussage einer DKB-Mitarbeiterin lässt dabei tief blicken.
Kolbermoor/München – Der Fall von Helmut Wilhelm, der Ende 2022 Opfer von Betrügern geworden war, schlägt deutschlandweit immer höhere Wellen: Am Freitag, 5. Mai, ist der Betrugsfall, bei dem bislang Unbekannte fast 35.000 Euro vom DKB-Konto des 66-Jährigen abgeräumt hatten, Gegenstand der 43-minütigen TV-Dokumentation „Skrupellos! Kriminelle Maschen: Tatort Internet“, die um 20.15 Uhr bei ZDFinfo ausgestrahlt wird und bereits vorab in der Mediathek zu sehen ist.
In der Sendung wird unter anderem deutlich, dass es sich bei der Causa Wilhelm keinesfalls um einen Einzelfall handelt. Denn die Rosenheimer Anwältin Janett Moll, die den Kolbermoorer vertritt und mittlerweile Klage gegen das Berliner Bankenhaus DKB eingereicht hat, vertritt aktuell rund 30 Mandanten, die ähnliche Erlebnisse gemacht haben. Viele davon als Kunden der DKB AG (Deutsche Kreditbank AG), ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der BayernLB.
DKB hat über fünf Millionen Kunden
Über fünf Millionen Kunden hat die Deutsche Kreditbank Aktiengesellschaft DKB mit Sitz in Berlin – und gehört damit zu den beliebtesten Banken Deutschlands. Eine davon ist die Münchner Erzieherin und Studentin für Soziale Arbeit, Eyleen Z. Sie habe durch Online-Betrüger 5100 Euro verloren, die sie nun von der DKB zurückverlangt, wie sie jetzt gegenüber den OVB-Heimatzeitungen berichtete. Über eBay-Kleinanzeigen geriet die 30-Jährige ins Visier der Betrüger. Es gelang ihnen, ihr eine Falle zu stellen und sich mit ihren Daten am 9. Dezember 2022 in Ihr Konto einzuloggen – doch das bemerkte Eyleen Z. durch eine verräterische Nachricht.
Sie rief sofort bei der DKB an und habe eine Stunde in der Warteschleife ausharren müssen, erzählt sie. Dabei erhielt die Studentin die Nachricht, dass die Betrüger 4200 Euro von ihrem Konto und 900 Euro über ihre Kreditkarte abbuchen wollten. Als die Münchnerin endlich eine Bankmitarbeiterin am Telefon hatte, habe sie diese aufgefordert, die Zahlungen rückgängig zu machen, da sie von Betrügern veranlasst worden sei.
„Aber die Mitarbeiterin sagte, dass sie überfordert sind und mit der Bearbeitung nicht mehr hinterherkommen“, berichtet die Studentin. Sie könne nur eine E-Mail an die zuständige Fachabteilung schreiben, um die Zahlungen zu stoppen. Die Mitarbeiterin habe die Konten gesperrt, während die Studentin schon temporär ihre Karten gesperrt hatte.
Dann stand die 30-Jährige erst einmal ohne Geld da. Zum Glück habe ihr Freund ihr noch helfen können. „Wenn mir niemand Geld geliehen hätte, dann weiß ich nicht, was ich getan hätte“, sagte sie gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Denn es habe über einen Monat gedauert, bis sie wieder auf ihr Konto zugreifen konnte. „Natürlich habe ich immer wieder bei der DKB angerufen, aber erst hängt man ewig in der Warteschleife, dann wird der Anruf abgebrochen und wenn man jemanden erwischt, erzählt dir jeder eine andere Geschichte“, berichtet sie.
Sperrung des Kontos und Rückbuchung veranlasst
Doch es kam laut Eyleen noch schlimmer: Nachdem sie wieder ihr Konto einsehen konnte, habe sie bemerkt, dass die 4200 Euro am 12. Dezember von ihrem Konto abgebucht worden seien, obwohl sie am 9. Dezember – also fast zeitgleich mit dem Betrugsversuch – eine Sperrung und die Rückbuchung der Zahlung veranlasst habe.
Was für Eyleen diesen Vorgang noch unbegreiflicher macht: „Ich habe vor mehreren Jahren schon einmal gegen Gebühr eine Zahlung bei der DKB storniert – ohne Probleme!“, berichtet sie. Die Studentin hat deshalb gemeinsam mit ihrer Anwältin ein Schreiben mit einer Fristsetzung bis Ende April eingereicht, damit die Bank ihr das verlorene Geld ersetzt. Sonst wolle sie klagen. Eine vorherige Reklamation habe die Bank abgelehnt.
Die DKB selbst erklärt zu dem Fall, dass die Zahlungen über Eyleens Konto an die Betrüger mit dem „3D Secure-Verfahren“ authentifiziert wurden: „Bei Freigabe einer Zahlung über das 3D Secure-Verfahren dürfen wir davon ausgehen, dass die Autorisierung von unserer Kundin selbst vorgenommen wurde“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Demzufolge habe die Studentin zunächst eine Ablehnung mit dieser Begründung auf ihren Erstattungswunsch erhalten.
Allerdings hat die Bank dies nun auf Nachfrage geändert: „Wir gehen mittlerweile aufgrund der uns übermittelten Screenshots davon aus, dass sich Frau Z. rechtzeitig – also noch bevor die fraglichen Zahlungen tatsächlich autorisiert wurden – bei uns gemeldet hat“, so der Sprecher. „Dass sie uns in diesem Zusammenhang nicht direkt erreichen konnte, bedauern wir sehr.“
Der DKB-Sprecher versicherte weiter, dass die DKB alles tue, „um Phishing zu vermeiden und ihre Kunden zu Betrugsmaschen zu sensibilisieren: So aktualisieren wir regelmäßig unsere Warnhinweise im Banking und auf unserer Homepage.“ Doch was ist, wenn die Online-Betrüger schon an die Kontodaten gekommen sind?
Moll: „Ich halte es für sehr auffällig, wie der Umgang mit den Fällen bei der DKB AG erfolgt“
Für Anwältin Janett Moll ist die Studentin kein Einzelfall. Rund 100 Menschen deutschlandweit hätten sich bei der Anwältin nach der Berichterstattung über den Betrugsfaall bei Helmut Wilhelm aus Kolbermoor gemeldet – die meisten davon: DKB Kunden. „Ich halte es für sehr auffällig, wie der Umgang mit den Fällen bei der DKB AG erfolgt“, sagt Moll. „Ich habe inzwischen einige Mandanten, die mir berichten, dass sie sich innerhalb von Minuten oder weniger Stunden nach dem Zugriff der Täter auf das Konto sich telefonisch bei der DKB gemeldet haben. Dann kommt aber erst nach langer Zeit in der Warteschleife ein Kontakt mit einem Servicemitarbeiter zustande. Das Gespräch wird dann dadurch beendet, dass die Verbindung unterbrochen wird.“ Dabei könne es bei der Anzahl der DKB-Kunden, die die gleiche Erfahrung gemacht hätten, sich nicht um einzelne technische Probleme handeln, glaubt Moll.
Laut DKB-Sprecher handele es sich bei den aufgeführten Vorwürfen „statistisch gesehen“ sehr wohl um „bedauerliche Einzelfälle“. Im März habe die Wartezeit bei 2:58 Minuten gelegen. Gleichzeitig warnte er, dass bei einem Überweisungsrückruf keine Garantie auf Erfolg bestehe, da die im Banking erfasste Überweisung – im Gegensatz zu deren manuellem Rückruf – voll elektronisch erfasst und verarbeitet werde. „Ein Überweisungsrückruf läuft damit der Überweisung stets nach“, erklärt der DKB-Sprecher.
Eyleen Z. selbst möchte jedenfalls nicht mehr bei der DKB bleiben: „Bei der Inkompetenz, die ich erlebt habe, werde ich auf jeden Fall zu einer Bank wechseln, wo ich im Notfall auch jemanden erreiche.“ Auch bei der Verbraucherzentrale Bayern verzeichnet man überproportional viele Beschwerden zur DKB im Vergleich zu anderen Banken. „Es ist schon auffällig“, erklärt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern auf Anfrage. Häufig ginge es bei den Beschwerden darum, dass die DKB ihre Kunden im Betrugsfall nicht unterstütze. Zudem seien die Beschwerden sehr gleichförmig – die Betroffenen sind also alle mit der gleichen Problematik konfrontiert.
Betroffene sollten Schriftwechsel und Anrufe dokumentieren
Grundsätzlich gilt: Wer von Online-Betrug betroffen ist, sollte dies sofort seiner Bank melden, damit diese eingreifen kann. Sollte die Bank daraufhin nicht angemessen reagieren, rät Straub, sich bei der Beschwerdestelle des Bankenverbands und der Bafin zu melden. Außerdem sollten Betroffene alles dokumentieren: Die Sperrung der Konten sowie Anrufe und Schriftwechsel mit der Bank. „Die Rechtslage ist hier eher pro Kunde als pro Bank“, erklärt Straub. Man müsse aber dran bleiben – auch wenn eine Ablehnung komme. Es könne sein, dass die Bank schlicht versuche, „die Sache auszusitzen“.
Eine Taktik, die im Fall von Helmut Wilhelm nicht funktionieren wird. Denn der Kolbermoorer will sein Recht notfalls auch in einem Prozess in Berlin, am Sitz des Bankenhauses, durchsetzen lassen, wie er bereits vor wenigen Wochen gegenüber den OVB-Heimatzeitungen betonte: „Ich werde auf keinen Fall klein beigeben.“