Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Was ist da schiefgelaufen?“

„Sehr frustrierend“: MVV beschert Wasserburger Familien Kosten-Explosion

Renate Ortner-Naleppa (links) und Elen Morkisz sprechen für viele Wasserburger Familien mit Kindern, deren Schulweg unter drei Kilometer lang ist und für die das Busfahren extrem teuer wird mit Einführung des MVV.
+
Renate Ortner-Naleppa (links) und Elen Morkisz sprechen für viele Wasserburger Familien mit Kindern, deren Schulweg unter drei Kilometer lang ist und für die das Busfahren extrem teuer wird mit Einführung des MVV.

Renate Ortner-Naleppa und Elen Morkisz sind fassungslos: Wenn am 10. Dezember der Tarif des Münchner Verkehrs- und Tarif-Verbundes (MVV) eingeführt wird, verdreifachen sich bei den Familien aus der Burgau die Buskosten für ihre Kinder „Was ist da schiefgelaufen?“, wollen sie wissen. Gibt es noch eine Chance auf Korrektur?

Wasserburg – Bürgermeister Michael Kölbl rührte in der Bürgerversammlung für die Burgau kräftig die Werbetrommel für den MVV-Beitritt des Landkreises. Und nannte ein Positiv-Beispiel: Drei verschiedene Tickets würden die Wasserburger derzeit noch benötigen, wenn sie nach Rosenheim ins Romed-Klinikum fahren wollten. Ab dem 10. Dezember, wenn der MVV-Tarif starte, sei nur noch ein Ticket zu ziehen. Im gesamten Nahverkehr der Landkreise Rosenheim, Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen bis nach München hinein gelte ein einheitliches System für das Fahren mit Bus, U- und S-Bahn, Tram und Regionalzug.

Renate Ortner-Naleppa (links) und Elen Morkisz ärgern sich über die exorbitante Erhöhung der Schulwegkosten für ihre Kinder.

Gut für Viel- und Weitfahrer, schlecht für zahlreiche Wasserburger Familien. Besuchen ihre Kinder weiterführende Schulen in der Stadt, die keine drei Kilometer entfernt sind, werden die Beförderungskosten nicht übernommen. So ist die Rechtslage. Das war kein großes Problem bisher in Wasserburg. Denn die Jahreskarte des Stadtbusses kostete 110 Euro pro Kind ab Dezember, wenn der MVV-Tarif kommt, haben die Eltern mehr als das Dreifache zu berappen: 365 Euro. Die Familien von Renate Ortner-Naleppa und Elen Markisz müssen diese Summe sogar doppelt bezahlen: Denn sie haben jeweils zwei Kinder im Alter von 14 und 17 sowie von 14 und 11 Jahren, die das Gymnasium in Wasserburg besuchen. Statt 220 Euro pro Jahr belastet die Busfahrt die Familienkasse der Burgauer nun mit 730 Euro.

„Wir sind aus allen Wolken gefallen“

„Wir sind aus allen Wolken gefallen, nachdem wir das festgestellt hatten“, sagt Renate Ortner-Naleppa. Ihr und Elen Markisz ist die Fassungslosigkeit deutlich anzumerken. Denn ihre Familien bleiben in der Tat auf den Kosten sitzen, Zuschüsse gibt es für sie nicht. Die Stadt Wasserburg hilft zwar, jedoch „nur“ bei sozialer Härte. Alle Bürgerinnen und Bürger, die Anspruch auf den Wasserburg-Pass haben, weil ihr Einkommen gering ist, bekommen eine Unterstützung zur Bezahlung des Bustransports der Kinder von 15 Euro pro Monat, also von 180 Euro pro Jahr. Auch für die Eltern der Grundschüler gibt es diese Förderung, hat der Stadtrat beschossen.

Ab dem 10. Dezember gibt auch im Landkreis Rosenheim der MVV-Tarif. Nicht alle sind begeistert.

Nicht aber für Eltern, die die sozialen Kriterien des Wasserburg-Passes nicht erfüllen, also für die typische Mittelstandsfamilie. „Das ist sehr frustrierend“, sagen Renate Ortner-Naleppa und Elen Markisz, denn eine Verdreifachung der Kosten sei keine Steigerung im üblichen Rahmen, „das ist eine drastische Erhöhung, die uns sprachlos macht“.

Der Drei-Kilometer-Radius rund um Gymnasium und Realschule in Wasserburg.

Jüngere Kinder haben schwer zu tragen

Dass ihre Kinder Bus statt Rad fahren oder zu Fuß gehen würden, habe einen guten Grund: Die Familien wohnen in der Burgau, die Schüler müssen auf dem Weg zum Gymnasium den steilen Köbingerberg überwinden. Im Sommer kein Problem, im Herbst und Winter eine Herausforderung, außerdem gefährlich, denn die Stadt ist auch aufgrund ihrer Lage in der Innschleife nicht überall mit sicheren Fahrrad- oder Gehwegen ausgestattet, betonen die Mütter. Jüngere Kinder würden sich außerdem im wahrsten Sinne des Wortes schwer tun, die fast drei Kilometer lange Strecke mit dem vollen Ranzen auf dem Rücken zu bewältigen. Die Mütter aus der Burgau warnen auch vor der Gefahr, dass viele Familien das viel gescholtene Eltern-Taxi wieder in Betrieb nehmen könnten.

Bürgermeister: Verärgerung „nachvollziehbar“

Bürgermeister Michael Kölbl hat Verständnis für die Verärgerung der Eltern. „Das ist nachvollziehbar“, räumte er bei der Bürgerversammlung für die Burgau ein. Leider biete der MVV kein Kurzstrecken-Jahresabo. Der Stadt seien jedoch die Hände gebunden. Der Beitritt zum MVV sei Landkreissache und vom Kreistag beschlossen worden, mit dem Eintritt verliere die Stadt den Einfluss auf die Tarifgestaltung. Mit dem 365-Euro-Ticket könnten Schüler im ganzen MVV-Bereich fahren, der die Landkreise Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz bis nach München hinein betrifft, betonte Kölbl. Sogar der Landkreis Mühldorf denkt über einen Beitritt nach. Für viele Eltern in Wasserburg kein richtiger Trost: Denn Kinder im Teenageralter bewegen sich vor allem in ihrer Stadt, betonen auch Renate Ortner-Naleppa und Elen Markisz.

Gibt es eine Zuschussmöglichkeit?

Sie fragen sich: „Was ist da schiefgelaufen?“ Und hoffen auf nachträgliche Korrekturen. Dass sich die Kreistagsgremien mit der Thematik noch einmal beschäftigen werden, schließt Kölbl, selbst Kreisrat, nicht aus. „Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit eines Landkreis-Passes?“ Die Miene des Bürgermeisters zeigte jedoch deutlich, dass er die Chance auf Bezuschussungen eher als gering betrachtet.

Kommentare