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Portrait einer leidenschaftlichen Museumsleiterin

Hüterin der Schatztruhe: Wie Sonja Fehler (41) die Historie von Wasserburg lebendig werden lässt

Museumschefin Sonja Fehler hütet den historischen Schatz der Stadt Wasserburg.
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Museumschefin Sonja Fehler hütet den historischen Schatz der Stadt Wasserburg.

Sonja Fehler ist die Hüterin der Wasserburger Schatztruhe: Die 41-Jährige leitet das Museum der Stadt. Es beherbergt eine der größten und ältesten Sammlungen in Bayern. Über eine Arbeit mit wertvollen Exponaten, einen historischen Superstar als Besucher-Garant und eine süße Leidenschaft.

Wasserburg – Der Weg zu ihrem Arbeitsplatz führt über knarrende Treppenstufen, durch dunkle Räume mit Ölgemälden und altem Mobiliar. Durch die Fenster kommt an diesem regnerischen Vormittag nicht viel Licht herein, die Objekte wirken gespenstisch. Im zweiten Stock geht es vorbei an ziemlich viel Krimskrams und einem großen Kruzifix. Dort hat Sonja Fehler ihr Büro, an der Wand hängen ein altes Ölgemälde und ein Wirtshausschild. Bei ihrem Gast entschuldigt sie sich, dass die Wechselsprechanlage nicht richtig funktioniert, aber wer will das in diesen historischen Räumlichkeiten bekritteln? Das Gebäude selbst, ein spätgotisches Bürgerhaus inmitten der Altstadt von Wasserburg, wurde im 15. Jahrhundert erbaut, von daher steht es beachtlich gut da.

Sonja Fehler, 41, ist die Leiterin des Museums Wasserburg in der Herrengasse mit etwa 18.000 Exponaten aus Stadt und Region. Die defekte Sprechanlage ist ein Hinweis darauf, dass sie sich um mehr als nur um alte Schätze zu kümmern hat. Also auch mit Profanem muss sie sich herumschlagen. „Wir sind hier Allrounder“, beschreibt sie ihren Job, eine breit gefächerte Tätigkeit sei zu erfüllen. Klar, technische Fertigkeiten sind da von Vorteil. Aber natürlich geht es in ihrer Schatztruhe um Museales, neben der Forschungsarbeit muss sie auch ein Händchen für die Präsentation haben.

Wissen zielgruppengerecht weitergeben

Wobei Sonja Fehler festgestellt hat, wie wissbegierig schon ganz kleine Kinder sind. Sie selber hat zwei Söhne im Alter von drei und knapp sechs Jahren, „die die Welt erkunden und erfahren wollen“. Und dafür sei das Museum eine ideale Plattform. „Die Kleinen stehen da in einem Raum mit echten alten Dingen, und jemand erzählt ihnen was dazu.“ Zu einem Thema wie Weihnachten gebe es eine Vielzahl von Fragen: Was etwa bedeuten die Adventskerzen, und warum sind sie rot? „Ganz praktische Sachen kommen da zur Sprache“, sagt die 41-Jährige. Museumspädagogik hat sie nicht studiert, aber der Arbeitsalltag wird nicht selten davon bestimmt. „Ich versuche jedenfalls, mein Wissen zielgruppengerecht weiterzugeben.“

Nach der Schule war Sonja Fehler viel herumgekommen: Auslandssemester in Frankreich, Praktika in Berlin, Straßburg, München und Karlsruhe – Stationen, die ihr Leben bereicherten. Den Plan, irgendwo einmal anzukommen, hatte sie freilich auch. Fehler studierte Kulturanthropologie und Volkskunde mit BWL und Jura im Nebenfach in Mainz. In Bamberg absolvierte sie danach ein Volontariat, durch eine Stellenanzeige wurde sie schließlich nach Wasserburg gelockt. Die Stadt am Inn kannte sie vorher nicht, mittlerweile ist sie hier fest verwurzelt. „Heimweh, nein, das hab‘ ich nicht“, sagt sie.

Besucherzahlen sollen erhöht werden

Wie schafft man es, Tag für Tag Menschen ins Museum zu locken? Fehler räumt freimütig ein, „dass wir von den Besucherzahlen nicht so dastehen, wie ich mir das wünsche.“ Im vergangenen Jahr wurden 4200 Gäste gezählt. „Das ist mir ein bisschen zu wenig.“ In guten Jahren waren es schon einmal 5500 bis 7500. Die Pandemie habe aber die Statistik nicht unerheblich nach unten gedrückt, zudem sei ein Generationenwechsel zu beobachten.

Neues Publikum zu gewinnen, sei eine langwierige Herausforderung, so Fehler, gleichwohl „kommen wir da langsam wieder auf Trab“. Festzustellen sei etwa eine Steigerung bei den Schulklassen-Buchungen. Mehr noch: „Wir können wieder Führungen anbieten, Konzerte machen, den Internationalen Museumstag größer feiern.“ Die aktuelle Mozart-Ausstellung nennt sie ein gelungenes Beispiel dafür, wie Familien oder interessierte Einzelpersonen ins Museum gelockt werden können. Es gehe darum, verschiedene Zielgruppen anzusprechen. 6000 Besucher pro Jahr – diese Zahl hat sich Fehler vorgenommen. Sie ist optimistisch: „Das kann man mit dem Haus auch erreichen.“ Wichtig sei, die großen Vereine und auch die Schulen zu erreichen.

Depot Grundlage für die Arbeit

Museumsarbeit kostet viel Geld. So investierte die Stadt mehr als vier Millionen Euro in das im vergangenen Jahr eingeweihte Depot – ein Projekt, das sie vehement verteidigt. „Das Depot ist letztlich die Grundlage für unsere Arbeit und unser Kapital. Wir müssen unsere Sammlung ordentlich aufbewahren, und das können wir nur in einem entsprechenden Gebäude.“

Die Frage, ob sie in zehn Jahren noch in Wasserburg arbeiten werde, beantwortet Fehler ohne zu zögern mit einem klaren Ja. Fügt aber hinzu: „Das habe ich nicht allein zu entscheiden.“ Und was macht sie über ihre berufliche Tätigkeit hinaus? „Ich liebe es zu backen: Torten, Kuchen, Muffins.“ Außerdem kümmere sie sich um den Garten und unternehme Ausflüge mit den Kleinen in die Natur.

Steckbrief

Name: Sonja Fehler

Geburtsort: Marburg an der Lahn (Hessen)

Geburtsdatum: 6. September 1982

Ausbildung: Magisterstudium in Mainz (Kulturanthropologie und

Volkskunde, BWL und Jura als Nebenfächer)

Wohnort: Wasserburg (seit 2010)

Kurz & bündig

Wann sind Sie an Ihre Grenzen gestoßen? Es gibt immer wieder Hürden, die man neu in Angriff nimmt. Museumsarbeit ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf. Natürlich bin ich an meine Grenzen gekommen, als das Depot immer wieder zurückgestellt wurde. Aber auch diese Grenzen ließen sich überwinden.

Was lesen Sie gerade? Auf meinem Nachttisch liegen gerade fünf Pixi-Bücher, mein jüngster Sohn darf sich vor dem Schlafengehen eines davon aussuchen.

Wohin reisen Sie gerne? Ich möchte immer wieder neue Orte erkunden.

Was würden Sie gerne nochmal tun? Ein Instrument spielen lernen,

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