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Mordfall Hanna aus Aschau im Chiemgau

Neustart für Soko „Club“ im Fall Hanna (†23): Warum die Polizei neue Zeugen im Knast sucht

Hanna W. aus Aschau im Chiemgau wurde am 3. Oktober 2022 nach einem Disco-Besuch getötet. Jetzt beginnt am Landgericht Traunstein der Prozess, die Anklage lautet auf Mord.
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Hanna W. aus Aschau im Chiemgau wurde am 3. Oktober 2022 nach einem Disco-Besuch getötet. Angeklagt ist Sebastian T. (rechtes Bild, 2. von links). Nun soll am Landgericht Traunstein ein Mithäftling gegen ihn aussagen, während die Polizei nach weiteren Belastungszeugen sucht.

Im Prozess um den Mordfall Hanna aus Aschau treten nochmal die Ermittler der Soko „Club“ auf den Plan. Was ihr Auftrag ist. Und welche Wendung der Prozess gegen Sebastian T. (21) am Dienstag (24. Oktober) mit der Aussage eines Mithäftlings nehmen könnte.

Aschau/Traunstein – Die Aussage eines Mithäftlings des Angeklagten Sebastian T. (21) steht am fünften Verhandlungstag (Dienstag, 24. Oktober) an der 2. Jugendkammer des Landgerichts Traunstein im Mittelpunkt. Staatsanwalt Wolfgang Fiedler hatte die Aussage des Mannes am Dienstag, 17. Oktober, zu Beginn des dritten Prozesstags angekündigt.

Es war ein Paukenschlag: Dem Mithäftling – um weniges älter als Sebastian T., seinerseits einem Strafprozess entgegenblickend – soll sich Sebastian T. offenbart haben. Der heute 21-Jährige soll dem Zellennachbarn Einzelheiten aus der Tatnacht berichtet haben, die nur der Täter wissen kann.

Ein Paukenschlag, der die Soko „Club“ auf den Plan ruft

Eine Wendung, die die Soko „Club“ erneut auf den Plan ruft. Die Ermittlertruppe hat schon jetzt oberbayerische Kriminalgeschichte geschrieben. In den zwölf Monaten seit Hannas Tod hat sie die komplexesten Ermittlungen geführt, seit das Polizeipräsidium Oberbayern Süd 2009 eingerichtet wurde. Nun schreibt sie die Geschichte fort: Ermittler der Soko suchen im Auftrag des Gerichts aktuell nach Zeugen aus dem Gefängnis, die ebenfalls Kontakt zu Sebastian T. gehabt haben könnten.

Während eines Prozesses komme ein solcher Ermittlungsauftrag nicht sehr häufig vor, sagte Gerichtssprecherin Cornelia Sattelberger. Die neue Aufgabe für die Polizei sei ein Beleg dafür, wie kompliziert das gesamte Verfahren sei, das ja weiterhin nur auf Indizien beruhe.

Tragödie um Hannas Tod ist ein Kriminalrätsel

Eingerichtet worden war die Sonderkommission am Tag nach der Gewalttat, der die 23-jährige Medizinstudentin Hanna W. am 3. Oktober 2022 in Aschau zum Opfer gefallen war. Es gab – und gibt – keinen Zeugen, der die Tat selbst beobachtete. Doch Stück für Stück fügten die Ermittler das Puzzle zusammen.

Sie vernahmen Sebastian T. zweimal als Zeugen. Seine Aussagen machten hellhörig. Nun nahmen sich die Ermittler das Umfeld des damals 20-Jährigen vor. Sie entdeckten gewichtige Verdachtsmomente. Am Mittag des 18. November 2022 nahmen Polizeibeamte Sebastian T. bei seinem Ausbildungsbetrieb in Rosenheim fest.

Auch nach Abschluss der Ermittlungen forschte die Polizei weiter

Am 17. April 2023 schloss die Polizei ihre Ermittlungen vorerst ab und überstellte ihre Ermittlungsakten an die Staatsanwaltschaft in Rosenheim. Etwas über einen Monat darauf folgte die erste Fortsetzung der Detektivarbeit: Eine Spaziergängerin fand am 28. Mai 2023 in der Prien Hannas Handy.

Dramatische Erkenntnisse über die letzten Minuten

In wochenlanger Arbeit entlockten Forensiker dem mit Algen bewachsenen Gerät seine Geheimnisse. Mit zwei wesentlichen Ergebnissen: Hanna musste kurz vor ihrem Tod versucht haben, ihr Elternhaus anzurufen. Und: Die Ermittler sind sich sicher, sagen zu können, wo und wann das Gerät ins Wasser des Bärbachs gelangte, der nach wenigen hundert Metern in die Prien mündet. So kamen zu den 20.000 Seiten Ermittlungsakten, die ursprünglich bei der Staatsanwaltschaft gelandet waren, viele weitere Seiten hinzu.

Die neue „Hausaufgabe“ von Richterin Aßbichler dürften der Sachbearbeiter und sein Team verhältnismäßig schnell abgearbeitet haben. Laut Aussagen des Sachbearbeiters schafft ein Beamter am Tag zehn Vernehmungen. Die Haftanstalt, in der Sebastian T. seit bald einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt, verfügt lediglich über rund 140 Haftplätze. Ungeachtet des Zuzugs und Weggangs von Häftlingen eine überschaubare Aufgabe.

Die Polizei ermittelt über Umstände der U-Haft

Mit wie vielen Häftlingen seit der Einweisung Sebastian T. habe sprechen können, hänge von der Lage seiner Zelle ab, sagte Sattelberger. Weitere Umstände der U-Haft kläre die Polizei ab. Etwa, ob der Angeklagte Gemeinschaftssport mache, Freizeitangebote wahrnehme oder auch in der Anstalt arbeiten dürfe. „Also insoweit müssen wir die polizeilichen Ermittlungsergebnisse abwarten“, sagte die Gerichtssprecherin. Eine weitere Möglichkeit für Gespräche unter Häftlingen stelle der einstündige Hofgang an der frischen Luft dar.

Wie sehr sich der Mordprozess durch zusätzliche Zeugenaussagen aus der JVA verlängern könnte, sei noch nicht absehbar. „Wir gehen davon aus, dass bereits nächste Woche hierzu Erkenntnisse vorliegen“, sagt Sattelberger.

Für die bisherige Hauptzeugin muss neuer Termin gesucht werden

Feststeht, dass die bisherige Hauptbelastungszeugin nochmals vorgeladen werden muss. Die 21-jährige Auszubildende hatte der Polizei zunächst berichtet, dass Sebastian T. ihr gegenüber Täterwissen geäußert habe. Von der Detailfreude dieser Aussagen, die maßgeblich zu Sebastian T.s Festnahme führten, war kürzlich vor Gericht wenig merken: Die offenbar überforderte junge Frau verstrickte sich beim ersten Versuch in Widersprüche. Für den nächsten Anlauf muss ein Termin erst noch gefunden werden.

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