Hausmusik mit Advents- und Weihnachtsliedern
Alle Jahre wieder: Wird bei Familien im Mangfalltal rund ums Fest noch zu Instrumenten gegriffen?
Von „Last Christmas“ bis „Stille Nacht“: Weihnachtliches Liedgut gibt es für jeden Geschmack. Doch wird rund um die Festtage in den Familien überhaupt noch gesungen und musiziert? Der Mangfall-Bote hat im Mangfalltal nachgefragt.
Bad Feilnbach/Kolbermoor/Bad Aibling – Welch hohen Stellenwert Musik in vielen Familien im Mangfalltal immer noch hat, zeigen nicht zuletzt die vielen Gesangs- und Musikgruppen, die immer wieder bei Veranstaltungen auftreten oder gar zu eigenen Konzerten laden. Bestes Beispiel: die Familie Salzborn aus Götting bei Bruckmühl, deren weibliche Musiker jetzt als „Stiegelburg-Gesang“ den renommierten Preis „Traunsteiner Lindl“ einheimsen konnten.
Doch Auftritte und Konzerte ist die eine Seite der Medaille. Aber wie sieht‘s in der Region mit echter Hausmusik aus, beispielsweise im Advent oder an den Weihnachtsfeiertagen? Greifen dann Familienmitglieder auch zu Hackbrett, Gitarre und Flöte, um gemeinsam mit der ganzen Familien zu singen und zu musizieren?
Bei Familie Seebacher vom Seebacherhof in Kronwitt bei Bad Feilnbach gehört das gemeinsame Musizieren auf jeden Fall zum guten Ton. So betätigen sich die Mitglieder nicht nur in Musikkapellen und -gruppen, sondern pflegen auch gemeinsam die Leidenschaft zur Hausmusik. Bei weltlichen und kirchlichen Anlässen lässt die Familie dann auch die Mitbürger an ihren musikalischen Leckerbissen teilhaben.
Papa Christian Seebacher (45) spielt das Tenorhorn in der Auer Musi, in der Musikkapelle Bad Feilnbach sowie beim Feilnbegga Quinett, Sohn Martin (20) verstärkt am Bariton ebenfalls die traditionsreichen Kapellen der Gemeinde. Den beiden Töchtern Barbara (23) und Regina (14), die ihr musikalisches Können in der Feilnbegga Musi und der Jugendkapelle einbringen, liegen ihre B-Klarinetten besonders am Herzen. Wobei Regina allerdings ebenso gerne zur Gitarre greift.
Und Mama Agnes? Ihr wichtigstes Instrument sind die Stimmbänder, die sie einst bei den Echtler-Sängerinnen zur Geltung brachte und nun damit den Gemeinschaftschor Litzldorf/Feilnbach unterstützt.
Musikalische Auftritte in den heimischen Wohnzimmern
Dass gerade rund um Weihnachten musikalische Auftritte in heimischen Wohnzimmern hoch im Kurs stehen, davon kann Christine Schreier (34) ein Lied singen – oder eben spielen. Die gebürtige Rosenheimerin, die am Mozarteum in Salzburg und an der Hochschule für Musik und Theater in München Blockflöte studiert hat, gibt seit Jahren Blockflöten-Unterricht an der Stadtsing- und Musikschule in Kolbermoor.
Je weiter das Jahr voranschreitet, umso mehr Anfragen von Schülern, die gerne Advents- oder Weihnachtslieder einstudieren möchten, bekommt die 34-Jährige im Unterricht. „Vor Nikolaus habe ich beispielsweise mit einigen Schülern Lieder einstudiert, die sie dann dem Nikolaus vortragen konnten“, so Schreier, die sagt: „Das macht schon viel Spaß.“ Zumal die Schüler oftmals bei derartigen Stücken dann merken würden, wie weit sie schon gekommen seien.
Der Wunsch, für den kleinen Auftritt an den Festtagen im heimischen Wohnzimmer gerüstet zu sein, komme dabei sowohl von Eltern, aber auch von Schülern. Und welche Titel werden dann gewünscht? „Das ist ganz unterschiedlich, oftmals sind es aber auch modernere Sachen wie ,Last Christmas‘ oder ,Feliz Navidad‘“, sagt Schreier, weshalb sie mit den Kindern aber auch immer wieder traditionelle weihnachtliche Lieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“ einstudiere, damit dieser Musikschatz nicht verloren gehe.
Dass die Kinder das Erlernte dann daheim im kleinen Kreis umsetzen können und somit ein Stück zum Gelingen des Weihnachtsfestes beitragen, freut die Blockflöten-Lehrerin besonders. Wobei sie selbst aber an den Feiertagen nicht zur Flöte greift. „Dass ich an Weihnachten musiziere, ist irgendwie eingeschlafen“, sagt die 34-Jährige, die eine besonderes Faible für Barockmusik hat und daher auch findet: „Für mich ist die Barockmusik die wahre Weihnachtsmusik.“
Clemens Wagner, Musiker und Musiklehrer aus Bad Aibling, hat nach eigenen Angaben die Beobachtung gemacht, dass Hausmusik „eher im ländlichen traditionell geprägten Bereich praktiziert“ werde. Doch auch hier glaubt Wagner, „eine rückläufige Tendenz“ wahrgenommen zu haben. Was Wagner, der unter anderem „Hausmusik für Senioren“ als Lehrer anbietet, schaden findet.
Zumal Musik eine „enorme therapeutische Wirkung“ habe. „In jedem Fall erzeugte die Musik eine enorme, vitalisierende Wirkung bei den älteren Mitmenschen, die dann sogar anfingen, komplexe Gesangsstrophen mitzusingen, zu pfeifen, zu summen oder den Takt mit zu klatschen“, erzählt Wagner aus seiner musikalischen Arbeit mit älteren Menschen.
Erst klassische Musik, dann Heavy Metal
Eine vitalisierende Wirkung dürfte auch die Musik haben, die Martin Schirmann aus Bad Aibling in verschiedenen Bands spielt. Der 44-Jährige ist unter anderem in der Death-Metal-Band „The Course is Black“ und bei der Blackened-Death-Metal-Formation „Funeral Pile“ aktiv. An Heiligabend oder an den Feiertagen daheim zum Musikinstrument greifen, steht für den Bad Aiblinger, der Bass spielt, aber nicht auf dem Programm. Dennoch geht es im Hause Schirmann zur Bescherung musikalisch sehr feierlich zu. „Wir legen an diesem Abend immer klassische Musik auf“, gibt der Familienvater Einblicke ins Familienleben.
Vermutlich lauter wird‘s dann bei Martin Schirmann am ersten Weihnachtsfeiertag: Dann trifft er sich nämlich mit Gleichgesinnten in Heufeld bei Bruckmühl zur traditionellen Manowar-Party, wo zahlreiche befreundete Musiker aus der Region, die alle Heavy Metal lieben, gemeinsam jammen. Eine Tradition, die seit 15 Jahren besteht und zu der mehrere Dutzende Musiker erwartet werden. Und die Vorfreude bei Schirmann steigt von Tag zu Tag: „Das ist für uns wie ein zweites Weihnachten!“



