Droht „Rückstau ohne Ende“?
Lebensgefährlicher Unfallschwerpunkt von Aibling: Diese Lösungen werden jetzt geprüft
Als „Hauptproblemstelle“ sorgt ein Kreuzungsbereich in Bad Aibling seit Langem für Diskussionen. Im Fokus steht dabei vor allem die gefährdete Sicherheit für Radfahrer. Kommt nun Bewegung in die Thematik?
Bad Aibling – Schon seit Langem wird die Verkehrssituation rund um die Kreuzung Ebersberger Straße/Grassingerstraße nahe der Verbrauchermärkte Prechtl und Aldi in Bad Aibling hitzig diskutiert. Im Fokus steht meist die gefährdete Sicherheit der Fahrradfahrer. Laut Angaben der Polizeiinspektion Bad Aibling ist es zwischen Januar 2021 und Juli 2024 dort zu insgesamt 22 Unfällen gekommen, an denen keine Fußgänger beteiligt waren. Laut Polizeiinspektion handelt es sich hierbei um einen „Unfallschwerpunkt“ beziehungsweise um eine „Unfallhäufungsstrecke entlang des Radweges“.
Beim Radweg, der an der westlichen Seite der Ebersberger Straße verläuft, sind also vor allem vorfahrtsberechtigte Radfahrer an den Unfällen beteiligt. Grund genug, weshalb sich die Stadt erneut intensiv mit einer Verbesserung der „Hauptproblemstelle“ beschäftigt, wie Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) nun während des Ausschusses für Klimaschutz, Stadtentwicklung und Gesamtverkehrsplanung betonte. Die Probleme seien unstrittig, die Problemlösung ungleich schwieriger.
Ordnungsamt hat Maßnahmen ergriffen
In der Tat laufen die Verbesserungsversuche seit langer Zeit schleppend. Hauptproblem, so die Stadtverwaltung, seien die eingeschränkten Sichtdreiecke, welche durch den Grünwuchs bei den benachbarten Privatgrundstücken auftreten. Vor allem für Radler, die von ausfahrenden Autos übersehen werden, ist die Situation deshalb gefährlich. Stephan Eberlein, Sachgebietsleitung Tiefbau der Stadt Bad Aibling, erklärt dazu, dass inzwischen einzelne Maßnahmen ergriffen wurden, die für eine Verbesserung sorgen könnten. So wurden die maßgeblichen Anlieger, also die Einkaufsmärkte, zu einem Rückschnitt vom Ordnungsamt aufgefordert. Außerdem habe das Ordnungsamt am 12. August eine Anordnung erlassen, wonach an der Kreuzung bei der westlichen Grassingerstraße die Verkehrsschilder „Halt. Vorfahrt gewähren“ und „Radverkehr kreuzt von links und rechts“ aufgestellt wurden.
Doch selbst wenn die verbesserten Sichtverhältnisse und die Stopp-Schilder helfen, „wollen wir die Sicherheit weiter erhöhen“, betont Eberlein. So hält es die Tiefbauabteilung für „dringend erforderlich“, die Kreuzungssituation weiter zu verbessern, um die Unfallzahlen zu senken. „Vor allem muss eine bessere Querung der Ebersberger Straße für die Fußgänger erreicht werden.“ Die komplexe Situation mit den Ein- und Ausfahrten bei den südwestlich befindlichen Verbrauchermärkten, die beschränkte Flächenverfügbarkeit und die Kreuzung Ebersberger Straße/Münchner Straße/Westendstraße sei bei der Optimierung der Straßenkreuzung Ebersberger Straße zur Grassingerstraße zu beachten, so Eberlein.
„Testweise Ampel installieren“
Deshalb müssten für weitere Planungen der nun erst im Herbst 2024 erwartete Verkehrsentwicklungsplan, die bisher vorliegenden Planungsunterlagen zu einem Kreisverkehr und die bisher gescheiterten Grunderwerbsverhandlungen berücksichtigt werden. Denn bislang würde etwa die Errichtung eines Kreisverkehrs daran scheitern, dass der Stadt die hierzu notwendigen Flächen nicht zur Verfügung stehen. Bis weitere Erkenntnisse vorliegen, wolle man jedoch nicht tatenlos zusehen. „Wir schlagen vor, testweise eine Ampelanlage zu installieren“, teilte Bürgermeister Schlier nun dem Gremium mit.
Auch weil mögliche Folgen, etwa der daraus resultierende Rückstau, zu erwarten sind, soll die Anlage temporär und nicht fest installiert werden. „Man muss das genau testen und dann etwa auch an Schultagen eine andere Schaltung als an Samstagen einrichten“, so Schlier.
Was ein Kreisel bewirken könnte
Für Stadträtin Martina Thalmayr (Grüne) ist dieses angedachte Vorgehen der richtige Weg. Ungeachtet dessen sei der Rückschnitt des Bewuchses noch an gewissen Stellen ausbaufähig. Außerdem wünscht sich Thalmayr, beispielsweise mithilfe einer Plakataktion auf die veränderten Verkehrsschilder hinzuweisen. „Denn sonst wird es dauern, bis die meisten kapieren, dass hier jetzt ein Stopp-Schild gilt.“
Anschließend wünscht sich die Grünen-Stadträtin „massive Grundstücksverhandlungen“. Immerhin ginge es um die Sicherheit und man spreche nicht von großen Flächen, die die Eigentümer abtreten müssten, „sondern von ein paar Quadratmetern“. Für sie ist klar: Die jetzige Situation mit einem Zwei-Wege-Radweg und dem Fußweg in einem müsse geändert werden. Das betonte auch Parteikollegin Katharina Dietel, die dafür einen Kreisverkehr als geeignete Gelegenheit ansieht. Denn so könne der Zwei-Richtungs-Radweg aufgelöst und auf die andere Straßenseite ausgeweitet werden. „Wenn auf jeder Seite dann jeweils nur noch eine Richtung gefahren wird, ist die Gefahr deutlich geringer“, so Dietel.
„Rückstaus ohne Ende“ befürchtet
Ob sich ein Kreisel aber überhaupt bewähren würde, soll nun zunächst geprüft werden. Während Elisabeth Geßner (CSU) noch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 ins Spiel brachte, sprach sich SPD-Stadtrat Josef Glaser aufgrund des „Rückstaus ohne Ende“ gegen eine Ampelanlage aus. Indes diskutierte das Gremium noch über die Ausfahrten von Prechtl und Aldi, die sich laut Stephan Eberlein „sehr kooperativ“ zeigen würden, was sich etwa durch den Rückschnitt gezeigt habe. Die Idee, die beiden Ausfahrten der Verbrauchermärkte zu nur noch einer gemeinsamen zusammenzuführen und damit die Situation zusätzlich sicherer zu machen, erscheine jedoch als kaum umsetzbar, bedauerte Eberlein.
Letztlich sprach sich das Gremium mit 10:1 Stimmen für den Vorschlag der Verwaltung aus. Demnach wird diese nun ein Ingenieurbüro für Verkehrsplanung beauftragen, um Lösungsvorschläge für den Kreuzungsbereich zu erarbeiten. Untersucht werden soll insbesondere die Wirksamkeit eines Kreisverkehrs oder einer Ampelanlage, die die Kreuzungssituation für alle Verkehrsteilnehmer verbessert und die Sicherheit für Radfahrer sowie Fußgänger erhöht. Weiter wird die Verwaltung beauftragt, abermals in Grunderwerbsverhandlungen für die Umsetzung eines möglichen Kreisverkehrsplatzes zu treten. Als kurzfristige Maßnahme soll eine temporäre Ampelanlage, vorbehaltlich der Zustimmung der Polizei, aufgebaut und die Auswirkungen auf die Verkehrssituation beobachtet werden.
