Sorge um Radfahrer und Fußgänger
„Einfach lebensgefährlich“ – Das ist Bad Aiblings größte Bedrohung für Verkehrsteilnehmer
Eine Bad Aiblinger Kreuzung birgt für Verkehrsteilnehmer, vor allem für Radfahrer, eine immense Gefahr. Obwohl das Risiko bekannt ist, fehlt bisher eine Lösung. Was dort so bedrohlich ist und warum keine Besserung winkt.
Bad Aibling – Es gleicht nicht selten einem Hindernisparcours, der vor allem Radfahrer vor echte Herausforderungen stellt. Im Bereich des Prechtl- und Aldi-Marktes, insbesondere an der Kreuzung der Ebersberger Straße und der Grassingerstraße, ist für alle Verkehrsteilnehmer besondere Vorsicht geboten. Nicht umsonst spricht die Polizeiinspektion Bad Aibling hier von einem „Unfallschwerpunkt“. Dort häufen sich immer wieder Unfälle, hauptsächlich in Zusammenhang mit Radlern, wie ein Polizeisprecher dem OVB mitteilt.
Das Problem ist lange bekannt – auch der Stadtverwaltung. Dennoch bleibt die Situation bislang angespannt. Wer in diesem Bereich mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss an verschiedenen Stellen hoffen, von Autofahrern nicht übersehen zu werden. Auch allen anderen Verkehrsteilnehmern wird das Leben, aufgrund mangelnder Übersicht, nicht leicht gemacht. Immer wieder werden deshalb Forderungen laut, Maßnahmen zur Verbesserung des dortigen Verkehrs zu ergreifen. Doch was müsste passieren und warum ist das nicht längst geschehen?
„Wahnsinn, unzumutbar, Katastrophe“
Hauptproblem in besagtem Risikobereich ist zum einen die fehlende Sicherheit für Radfahrer, deren Radweg an mehreren Stellen von Zufahrten durchkreuzt wird. Zum anderen fehlt vor allem Fußgängern, die von der Grassingerstraße kommen, eine Überquerungsmöglichkeit der Ebersberger Straße. Dass auch die Entscheidungsträger im Rathaus mit der umstrittenen Verkehrssituation unzufrieden sind, zeigte zuletzt eine Diskussion im Bad Aiblinger Bauausschuss. Diesmal brachte Stadtrat Erwin Kühnel (CSU) das „leidige Thema“ zur Sprache: „Das ist zum Teil einfach lebensgefährlich. Leute, das geht nicht.“
Offene Türen rannte er dabei auch bei Martina Thalmayr (Grüne) ein, die das Thema in der Vergangenheit selbst immer wieder angemerkt hatte. „Wahnsinn“, „unzumutbar“, „eine sicherheitstechnische Katastrophe“. Man könne nicht mehr auf immer wieder verwiesene Konzepte warten, sondern müsse dringend handeln. Ihr Vorschlag: Wenigstens darüber nachzudenken, den Radweg auf die andere Straßenseite zu verlegen, um somit die ganzen Zufahrten zu umgehen. SPD-Stadtrat Richard Lechner schlug vor, ein Stoppschild anstelle des Verkehrsschildes „Vorfahrt achten“ zu verwenden.
CSU-Stadtrat kritisiert auch Radfahrer
Während Kirsten Hieble-Fritz (ÜWG) Fahrradstraßen ins Spiel brachte, die in vielen Teilen Deutschlands positiv aufgenommen würden, bat Christian Schönberger (CSU) darum, die Thematik nicht zu einseitig zu betrachten. „Die Radler meinen manchmal, sie dürfen alles und fahren mit ihren E-Bikes 40 km/h.“ Im Sinne der gegenseitigen Rücksichtnahme müssten jedoch alle Verkehrsteilnehmer aufeinander achten.
„Wir wissen alle, dass das eine der gefährlichsten Stellen in Bad Aibling ist – für alle Verkehrsteilnehmer.“
Irene Durukan (Grüne) ging dagegen mit dem Autoverkehr hart ins Gericht und sah neben besagter Gefahrenstelle auch „innerstädtisch ein großes Verkehrsproblem“. Diversen Rasern würden keine Konsequenzen aufgezeigt, gleichzeitig gehe die Lebensqualität aufgrund des wachsenden Verkehrsaufkommens verloren. Angesprochen auf den Bereich der gefährlichen Kreuzung (Ebersberger Straße/Grassingerstraße) zeigte Bürgermeister Schlier (CSU) grundsätzlich Verständnis für die Sorgen des Gremiums. „Wir wissen alle, dass das eine der gefährlichsten Stellen in Bad Aibling ist – für alle Verkehrsteilnehmer.“ Auch er ärgere sich darüber, dass bisher noch keine Lösung gefunden werden konnte. Doch warum ist eine Verbesserung, in Anbetracht der bekannten Probleme, so schwer umsetzbar?
Warum es noch keine Lösung gibt
Bereits in der Vergangenheit wurden zahlreiche Lösungsmöglichkeiten geprüft. „Dazu gehörten Überlegungen zu Querungshilfen, einem Kreisverkehrsplatz oder einer Ampelanlage“, erklärte Schlier auf OVB-Nachfrage. Allerdings stießen all diese Ansätze auf ein entscheidendes Problem: Der Mangel an verfügbaren städtischen Flächen für die erforderlichen baulichen Maßnahmen. „Ganz gleich, für welche Variante man sich entscheidet, das Hauptproblem bleibt die mangelnde Verfügbarkeit von ausreichendem Raum, um diese Verbesserungen umzusetzen“, schildert der Rathauschef das Dilemma. Dabei spricht er von der „Weigerung des betroffenen Grundstückseigentümers, die notwendigen Flächen für diese Verkehrsverbesserungen zur Verfügung zu stellen“.
Dass der Stadt hier die Hände gebunden sind, habe insbesondere Auswirkungen auf Fußgänger und Fahrradfahrer, die die Ebersberger Straße an der Stelle der Grassingerstraße überqueren möchten – aufgrund der fehlenden angemessenen Querungshilfe. „Leider ist es aufgrund der bestehenden Infrastruktur und rechtlicher Vorgaben nicht möglich, eine Querungshilfe in der Ebersberger Straße, südlich der Grassingerstraße, zu realisieren“, so Schlier. Dies liege zum einen an der Linksabbiegespur in der Ebersberger Straße, die den Verkehrsfluss in Richtung Grassingerstraße ermöglicht. Ein „Zebrastreifen“ an dieser Stelle sei rechtlich nicht möglich.
Zum anderen fehle eine Aufstellfläche auf der Nordseite der Grassingerstraße für eine sichere Querungsstelle auf der Ostseite der Ebersberger Straße. „Eine solche Aufstellfläche ist essentiell, um Fußgängern ausreichend Platz und Sichtbarkeit zu gewährleisten, bevor sie die Straße überqueren“, erklärt Schlier. Dadurch könnten sich Fußgänger gut sichtbar positionieren, bevor sie über die Straße laufen. Was ihnen und auch den Autofahrern helfen würde. Schlier erwähnt auch die Barrierefreiheit, da solche Aufstellflächen meist auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität, etwa Rollstuhlfahrer, die sichere Überquerung der Straße ermöglichen könnten. Doch auch hier bleibt der Wunsch Vater des Gedanken.
„Keine signifikante Besserung“ in Sicht
Lechners Vorschlag, ein Stoppschild anstelle des Verkehrsschildes „Vorfahrt achten“ zu verwenden, werde laut Schlier zwar geprüft, „kann bestenfalls aber nur eine kurzfristige Lösung darstellen, denn er würde das Verkehrsaufkommen in der Ebersberger Straße nicht wesentlich reduzieren und somit keine nachhaltige Verbesserung bringen“.
Die „Hauptbarriere für jede langfristige Lösung“, bedauert Schlier, bleibe die Grundstücksproblematik. Solange diese Hürde nicht überwunden wird, werde es für alle Verkehrsteilnehmer „keine signifikante Besserung der Verkehrssituation geben“. Zudem verschärfe die allgemeine Zunahme des Verkehrs weiter die Problematik. Klar sei aber: „Das Bauamt hat die Dringlichkeit der Situation erkannt und bleibt weiterhin engagiert, um Lösungen zu finden, die die Verkehrssicherheit und den Verkehrsfluss an dieser Stelle verbessern könnten“, betont der Bürgermeister.
