Jahresrückblick 2023
„Fischer waren Lebensrettung“: Was Wasserwacht und Polizei heuer auf dem Chiemsee erlebten
Sommer, Sonne, Badespaß. Dazu lädt der Chiemsee ein. Doch müssen sie ins Wasser, hat das nichts mehr mit Spaß zu tun. Die Ehrenamtlichen der Wasserwacht und die Beamten der Wasserschutzpolizei waren auch heuer wieder im Einsatz – und haben einiges erlebt.
Prien/Chiemsee – Gekenterte Boote, vermisste Personen und Rettungsaktionen. Diese Fälle stehen auf der Einsatzliste der ehrenamtlichen Wasserwachten und der Wasserschutzpolizei Prien für 2023. Auch dieses Jahr lockte der Chiemsee wieder zahlreiche Besucher an. Doch nicht jeder Ausflug endete glimpflich.
„Auch wenn es eine ruhige Saison war, ist der Chiemsee ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel, dementsprechend gab es viele Rettungen von Wassersportlern”, sagte Christoph Ratay von der BRK Wasserwacht in Chieming im Interview über die Bilanz der Wasserwachten in der Region Anfang November.
Keine „besonders aufregende“ Saison
Otto Dauer, der Technische Leiter der Wasserwacht Prien-Rimsting sieht die vergangene Saison auch als keine besonders aufregende an: „Die Einsatzzahlen haben sich in Grenzen gehalten.” Vielmehr sei die Saison von der Rückkehr des Rettungsbootes geprägt gewesen. Dieses war von Januar 2021 bis vergangenen August in Bremerhaven zur Reparatur.
Für die Ortsgruppe Übersee/Feldwies war es, was die Zahl der Einsätze betrifft, ein unterdurchschnittliches Jahr. Auf dem See seien die Einsatzzahlen deutlich gesunken. „Wir hatten dieses Jahr acht abrechenbare Einsätze, jedoch sechs davon an Land“, berichtete der erste Vorsitzende Martin Stöger. Dabei handelte es sich um Fälle im Bereich „Medizinische Hilfeleistung/Erstversorger“.
Auch Sommergewitter sorgten in diesem Jahr für Einsätze. Besonders in Erinnerung blieb Christoph Ratay ein orkanartiger Sturm Ende August. „Vor dem Eintreffen der Sturmfront haben wir eine gekenterte Chiemseeplätte ausgepumpt und an Land geschleppt“, erinnerte er sich. Zudem musste ein untermotorisiertes Schlauchboot mit zwei Personen gerettet werden, das es vor dem Sturm nicht mehr ans Ufer geschafft hätte.
Aber nicht nur die Wasserwacht war im Einsatz. Auch die Bootsfahrer selbst halfen sich bei Stürmen oft gegenseitig. „Bei zwei Stürmen ist in diesem Jahr aufgefallen, dass Wassersportler mit größeren Booten öfter kleineren Booten schnell geholfen haben, und so möglicherweise Unfälle vermieden haben“, teilte Otto Dauer von der Wasserwacht Prien-Rimsting mit.
Und auch die Wasserschutzpolizei Prien war bei Einsätzen beteiligt. Polizeihauptmeister Thomas Schmidbauer beschreibt 2023 dabei als durchschnittliches Jahr. Darunter Badegäste, die ermahnt werden mussten, weil sie sich zum Beispiel in Ruhezonen auf dem Chiemsee aufhielten, oder die Aufsicht bei Veranstaltungen.
13 Schiffsunfälle und ein tödlicher Badeunfall
Es gab aber auch sehr schwierige Fälle: Zu 13 Schiffsunfällen wurden die Beamten alarmiert, davon sechs mit Verletzten. Einer, der Schmidbauer besonders in Erinnerung bleibt, hat sich am Vatertag ereignet: „Da sind vier Männer alkoholisiert mit dem Elektroboot bei miserablen Wetter gekentert.“ Zwei Fischer haben sie zufällig entdeckt. „Das Boot war bereits untergegangen, sie hatten sich nur noch an ihrer Kühlbox festgehalten“, erklärt Schmidbauer. „Die Fischer waren ihre Lebensrettung“. Auch die Bergung des Bootes, das sich auf einer Tiefe von rund 40 Metern befand, sei eine Herausforderung gewesen.
Ebenso ein Thema: Gewässerverunreinigungen. Ein LKW, der auf der A8 bei Bernau umgekippt war, sorgte im März für großes Aufsehen. Der verunfallte Lkw verlor dabei eine größere Menge Diesel sowie Öl. Eine Ölsperre konnte jedoch den Eintritt in den Chiemsee noch verhindern. „Hier hofft die Bevölkerung, dass Behörden schnell tätig werden und an dieser Stelle Abhilfe gegen solche Geschehen schaffen“, betont Schmidbauer. Denn dort befinden sich ein Gefälle und kleine Bäche, die Verunreinigungen leicht in den Chiemsee bringen können.
Auch Rettungsaktionen bei Unwettern stehen weiter auf der Einsatzliste. Hier der Appell von Schmidbauer: „Die Wassersportler sollen sich über das Wetter informieren.“ Wenn schon vor Unwettern gewarnt wird, sollten die Leute logischerweise nicht mehr auf den See rausfahren. Außerdem riefen Fischwilderei, Funde von Munition, sowie Vermisstensuchen die Wasserschutzpolizei auf den Plan.
Dennoch gab es auch erfreulichere Nachrichten. So hat die Zahl der tödlichen Badeunfälle am Chiemsee abgenommen. „Wir hatten dieses Jahr nur einen tödlichen Badeunfall am Chiemsee. Da bewegen wir uns normalerweise zwischen fünf und acht“, sagt Schmidbauer und fügt hinzu: „Am Chiemsee hat es natürlich schon mehr Gewässertote im Dienstbereich gegeben, aber eben nur einen tödlichen Badeunfall.“(Anm. d. Red: Der entscheidende Unterschied zum Badeunfall ist, dass es beim Badetod zu keiner wesentlichen Wassereinatmung kommt). Und ein Highlight für die Beamten der Wasserschutzpolizei Prien: Sie haben ein neues modernes Polizeiboot erhalten, das Mitte Mai eingeweiht wurde.

