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Zwei Insulaner als Lebensretter auf dem Chiemsee

Am Vatertag mit Elektroboot gekentert - „Gefahr bestand, dass alle vier ertrinken“

Franz Minisini, Junior-Chef des „Gürtler Fischers“ und Georg Klampfleuthner als Ersthelfer auf Chiemsee
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Franz Minisini, Junior-Chef des „Gürtler Fischers“ (links) und Georg Klampfleuthner haben es die vier Männer wohl zu verdanken, dass sie es am Vatertag lebend ans Festland geschafft haben, als ihr Elektroboot kenterte.

Unruhiges Wetter, hohe Wellen und mitten im Chiemsee ein gekentertes Boot mit vier jungen Männern. Lebensgefahr im 13 Grad kalten Wasser. Der Zivilcourage von zwei Insulanern haben sie ihr Leben zu verdanken. Georg Klampfleuthner und Franz Minisini lassen den Unfall für rosenheim24.de Revue passieren - und warnen vor den Gefahren des Bayerischen Meers.

Frauenchiemsee - Christi Himmelfahrt, 18. Mai 2023: Georg Klampfleuthner saß an diesem Abend des Vatertags mit seinem Nachbarn, Franz Minisini, Junior-Chef des „Gürtler Fischers“ im Biergarten beisammen.

„Im Zick Zack durch die hohen Wellen Richtung Übersee“

„Den ganzen Tag schon wehte ein starker Ostwind, der Chiemsee zeigte sich an diesem Tag von seiner rauen Seite, schlug hohe Wellen ans Ufer“, erinnert sich Georg im Gespräch mit rosenheim24.de. Vier junge Männer verbrachten den Vatertag auf der Fraueninsel - saßen beisammen und stießen gemeinsam auf den Feiertag an.

Gegen 19.30 Uhr gingen sie zurück zu ihrem Boot, mit dem sie am Hauptsteg angelegt hatten: Circa fünf Meter lang und mit einem Elektromotor ausgestattet. „Wir fragten uns, ob das Boot für die vier Insassen nicht zu klein war. Doch der Eigentümer schien erfahren und zu wissen, was er da tut. Im Zick Zack steuerte er sein Boot durch die hohen Wellen in Richtung Heimathafen Übersee“, fährt Georg fort.

Der Chiemsee zeigt sich bei unbeständigem Wetter von seiner rauen Seite.

„Wir sahen ihnen hinterher und beobachteten sie sicherheitshalber“, ergänzt Franz. „Und plötzlich waren sie weg. Georg holte ein Fernglas, konnte sie aber auch nicht entdecken und uns war klar, dass etwas passiert sein musste.“

„Ich habe noch nie so blaue Gesichter gesehen“

Geistesgegenwärtig rannten die beiden zu ihrem Boot und fuhren auf den See, um die vier zu suchen. „Sie waren nicht ausgerüstet, hatten weder eine Beleuchtung am Boot noch Schwimmwesten an Bord. Als wir sie schließlich fanden, war das Boot schon weg - ob es untergegangen ist oder abgetrieben wurde, wussten wir nicht und darum kümmerten wir uns auch nicht. Der Fokus lag auf den vier Personen, die sich in Panik und voller Verzweiflung an eine Kühlbox klammerten“, betont Georg.

Mit vereinten Kräften zogen sie die stark unterkühlten Männer ins Boot, setzten sofort den Notruf ab. „Ich habe noch nie so blaue Gesichter gesehen“, fährt Franz fort. „Das hätte wirklich anders ausgehen können.“

Chiemsee „unberechenbar“

Dieser Vorfall hat den beiden Insulanern wieder einmal mehr vor Augen geführt, dass der See nicht so friedlich ist, wie es häufig den Anschein hat. Das Problem sei laut Georg oftmals die Selbstüberschätzung der Freizeitwassersportler, die sich mit falscher Ausrüstung auf den See wagen.

Wenn dann noch das Wetter lokal und plötzlich umschlägt, Starkregen und Winddreher einsetzen, könne der Ausflug auf dem Bayerischen Meer schnell böse enden - egal, ob für Segler, Ruderer oder Stand-Up-Paddler. So schnell komme nicht einmal die Sturmwarnung hinterher. Das Wetter heutzutage und der Chiemsee seien „unberechenbar und dürfen nicht unterschätzt werden“.

Dringender Appel von den Insulanern an alle Freizeisportler

„In den letzten 45 Jahren haben wir viel gesehen - und viele herausgezogen. Die vier hatten ein riesiges Glück, dass wir von Anfang an ein mulmiges Gefühl bei der Überfahrt hatten, sie im Auge behielten und sofort einschritten. Es begann bereits zu dämmern und es war kein einziges Schiff mehr draußen. Die Gefahr bestand, dass alle vier ertrinken“, unterstrich Georg den Ernst der Lage.

95 Prozent der Boote, die privat auf dem Chiemsee unterwegs seien, seien „Schönwetterboote und technisch nicht so ausgerüstet wie unsere Fischerboote.“ Dabei sei es wichtig, mit entsprechender Ausrüstung, Schwimmwesten oder Notfallleuchte auf den See zu gehen, lautet Georgs dringender Appell. Damit es erst gar nicht zu solchen Einsätzen kommen muss.

Plötzliche Wetteränderungen mit hohen Wellen, das sei auch für die erfahrenen Insulaner nicht ungefährlich. Was sich Franz und Georg für die Zukunft wünschen? Dass Wassersportler einen Notfallplan im Gepäck haben, mit bisserl mehr Vernunft an den See rangehen und im Zweifel lieber einmal schneller den Weg ans Ufer suchen, bevor sie von spontanen Wetterkapriolen überrascht werden.

mb

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