Die Liste der Einsätze ist lang
Vermisste, Stürme und gekenterte Boote: So lautet die Bilanz der Wasserwachten am Chiemsee
Gekenterte Segelboote, aufgelaufene Elektroboote und die Suche nach vermissten Personen: Auch in diesem Jahr mussten die Wasserwachten rund um den Chiemsee mehrfach ausrücken. Die Saison war gezeichnet von den Stürmen in den Sommermonaten. So haben die Wasserwachten das Jahr erlebt.
Prien/Chieming/Übersee – Schwimmen, Bootfahren oder einfach nur am Wasser liegen. Jeden Sommer zieht es Tausende Einheimische und Touristen an den Chiemsee. Nun im Herbst ist der Wasserspaß aber für dieses Jahr vorbei. Zeit für die heimischen Wasserwachten am Chiemsee Bilanz über die vergangene Wassersportsaison zu ziehen. Eine Saison, die geprägt war von Trendsportarten wie dem Stand-Up-Paddling, und vielen Stürmen während der Sommermonate.
Vermisste Personen und gekenterte Segelboote
„Auch wenn es eine ruhige Saison war, ist der Chiemsee ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel, dementsprechend gab es viele Rettungen von Wassersportlern”, sagt Christoph Ratay von der BRK Wasserwacht in Chieming. Die Liste der verschiedenen Einsätze ist lang. Sie reicht von gekenterten Katamaranen, Rettung von Segelboot Besatzungen über das Bergen von aufgelaufenen Segelbooten auf Untiefen bis hin zu manövrierunfähigen Elektrobooten. Auch Suchen nach vermissten Personen gehören zu den Aufgaben der Wasserwacht. Es empfehle sich, Verwandten Bescheid zu geben, die Route zu besprechen und die Uhrzeit der Rückkehr zu definieren. Besonders wichtig sei es, ein Handy mitzuführen und lange Strecken nicht alleine zu schwimmen.
Neues, altes Boot in Prien
Otto Dauer, der Technische Leiter der Wasserwacht Prien-Rimsting sieht die vergangene Saison als keine besonders aufregende an. „Die Einsatzzahlen haben sich in Grenzen gehalten”, sagt er. „Geprägt war die Saison für uns mit dem Thema unseres großen Rettungsbootes, das nach dem Untergang Ende August 2020 nunmehr seit Januar 2021 in der Fassmer-Werft in Bremerhaven zur Reparatur war.” Das Boot ist mittlerweile wieder zurück und damit habe die Wasserwacht auch wieder die Sicherung des Rettungsdienstes auf den Inseln übernommen. „Hier geht der Dank an die Wasserwacht Bernau, die in diesen über drei Jahren diese Aufgabe reibungslos übernommen hatte”, sagt Dauer.
Auch an Land im Einsatz
Für die Ortsgruppe Übersee/Feldwies war es, was die Zahl der Einsätze betrifft, ein unterdurchschnittliches Jahr. Auf dem See seien die Einsatzzahlen deutlich gesunken. „Es gibt aber auch Jahre, da fahren wir viele Einsätze auf dem See… Es schwankt”, sagt Martin Stöger, 1. Vorsitzender der Wasserwacht in Übersee und Feldwies. Dafür kam die Ortsgruppe an Land zum Einsatz. Acht Einsätze habe die Ortsgruppe in diesem Jahr gehabt, davon waren alle bis auf zwei an Land. Im Sommer 2022 wurde ein sogenanntes ATV (All Terrain Vehicle) als Einsatzfahrzeug in den Dienst gestellt. „Hierüber bekommen wir von der Integrierten Leitstelle vermehrt Einsätze als „Erstversorger“ zugeteilt, wenn wir Wachdienst haben”, sagt Stöger.
Stürme haben die Wasserwachten beschäftigt
Besonders die zahlreichen Sommergewitter haben die Wasserwachten am Chiemsee auf Trab gehalten. Manche Stürme waren sehr schnell und sehr kräftig aufgezogen. An diesen Tagen waren einige Wassersportler in Not und mussten gerettet, heimgeschleppt und versorgt werden. Besonders der orkanartige Sturm am 26. August blieb Christoph Ratay und der Wasserwacht in Chieming im Gedächtnis. „Vor dem Eintreffen der Sturmfront haben wir eine gekenterte Chiemseeplätte ausgepumpt und an Land geschleppt.” (Anm. d. Red.: Segelboot aus Holz, das aus dem Arbeitsboot der Chiemseefischer, einem Ruderboot mit flachem Boden, entstanden ist.) Außerdem musste ein untermotorisiertes Schlauchboot mit zwei Personen gerettet werden, dass es vor dem Sturm nicht mehr ans Ufer geschafft hätte. Aber auch die Bootsfahrer helfen sich bei Stürmen oft gegenseitig. „Bei zwei Stürmen ist in diesem Jahr aufgefallen, dass Wassersportler mit größeren Booten öfter kleineren Booten schnell geholfen haben, und so möglicherweise Unfälle vermieden haben”, sagt Otto Dauer von der Wasserwacht Prien-Rimsting.
Surfbrett geschnappt und Hilfe geleistet
Christoph Ratay von der Wasserwacht Chieming lobte auch das oft vorbildliche Verhalten der Zivilgesellschaft, was das Melden von Notfällen am und auf dem Wasser angeht. „Oft helfen sich die Menschen am See gegenseitig, bis die Rettungskräfte eintreffen”, sagt Ratay. Er nennt auch gleich ein Beispiel: Im Bereich von Übersee hatte eine Frau im Jahr 2022 einen akuten medizinischen Notfall im Wasser gehabt. „Eine Passantin bemerkte die Notlage vom Strand aus, paddelte mit einem herumliegenden Surfbrett zu der Schwimmerin und hielt sie über Wasser, bis Hilfe eingetroffen war.”
Auf Spenden angewiesen
Die Wasserwacht in Bayern wird ausschließlich durch das Ehrenamt gestellt. „Die finanzielle Situation könnte, wie so oft im Ehrenamt, besser sein”, sagt Martin Stöger. Nur durch die Abrechnung der Einsätze sei die Finanzierung der Ortsgruppe nicht möglich, man sei auf die Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung und den Kommunen angewiesen. „Wir brauchen dringend Geld für die zeitgemäße Sanierung der Wachhütten, die teilweise noch Stand Mitte/Ende der 80er Jahre sind”, so Stöger. Gerade die laufenden Kosten wie der Unterhalt und die Wartung der Stationen und Geräte, die Spritkosten und was sonst noch alles für den laufenden Betrieb anfällt, müssen die Ortsgruppen selber zahlen, sagt auch Christoph Ratay. Bei großen Anschaffungen oder Reparaturen gäbe es aber auch eine gute Unterstützung durch den Landesverband der Wasserwacht.
Was tun, wenn man in Seenot gerät?
Wer auf dem See unterwegs ist, verbringt dort oft seine Freizeit und denkt nicht daran, was alles passieren kann. Dennoch ist es wichtig zu wissen, wie man am besten reagiert, sollte es wider Erwarten doch dazu kommen, dass etwas auf dem Wasser passiert. „Ruhe bewahren, den Notruf wählen und die Position beschreiben”, rät Christoph Ratay. Die Position zu beschrieben ist auf dem Wasser nicht immer einfach, deswegen empfehlen sich hier Hilfsmittel wie beispielsweise die App What3Words, mit der man den eigenen Standort sehr genau ermitteln kann. Man solle außerdem versuchen weiterhin telefonisch erreichbar zu bleiben. Wichtig sei außerdem, beim Boot zu bleiben, nicht versuchen an Land zu schwimmen und wenn möglich mit Licht- oder Schallsignalen auf sich aufmerksam machen.


