Ehemaliges „Grammophon“ ausgezeichnet
Große Ehre für Kolbermoorer Gastronom: Warum sein Lokal ein „musikantenfreundliches Wirtshaus“ ist
Seitdem es die Kult-Kneipe „Grammophon“ nicht mehr gibt, versucht sich in Kolbermoor ein neues Abendbistro. Und vor allem der Fokus auf die Musik wurde nun von hoher Stelle ausgezeichnet. Wie Gastronom Dennis Gärtner dazu kam.
Kolbermoor – Der Abschied vom beliebten Abend-Bistro „Grammophon“ fiel emotional aus. Als Stefan Harster vor gut einem Jahr sein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Lokal nach fast vier Jahrzehnten schloss, ging eine Ära tränenreich zu Ende. Damals war noch unklar, wie es danach in den Räumlichkeiten in der Rosenheimer Straße 30 weitergeht. Ein paar Monate später hatte das Bangen um die beliebte Kult-Location in Kolbermoor jedoch ein Ende.
Zwei junge Nachfolger, die zuvor das Unternehmen „Your Event“ gegründet hatten, siedelten in Kolbermoor an. Seit Mai herrschte im ehemaligen „Grammophon“, das nun „Your Baristro“ heißt, wieder Betrieb. Alles ein bisschen anders und neu und dennoch wurde der Weg der ehemaligen Kult-Kneipe ein Stück weit weitergeführt. Und das offensichtlich mit Erfolg. Denn besonders für einen bestimmten Aspekt des Geschäftsmodells wurde der inzwischen alleinige Inhaber Dennis Gärtner nun mit einer besonderen Auszeichnung belohnt, für die er sogar dem bayerischen Finanz- und Heimatminister Albert Füracker die Hand schütteln durfte.
Staatsminister: „identitätsstiftendes Kulturgut“
„Musik ist ein identitätsstiftendes Kulturgut und gehört auch zur bayerischen Wirtshauskultur einfach dazu. Um diese Tradition zu erhalten, wurde vor mittlerweile 28 Jahren das Projekt ‚Musikantenfreundliches Wirtshaus‘ ins Leben gerufen“, sagte Füracker bei der Verleihung der Auszeichnung in Wolnzach, bei der insgesamt 25 Wirtshäuser aus Bayern prämiert wurden. Weit über 500 bayerische Wirtshäuser hätten seit 1996 diese Auszeichnung bereits erhalten.
Dass sich nun auch Dennis Gärtner zu den ausgezeichneten Gastronomen zählen darf, freut den 36-Jährigen sehr. „Ich habe mich einfach verstärkt um das Thema Live-Musik gekümmert“, erklärt Gärtner gegenüber dem OVB, der nun ein blau-gelbes Schild am Eingang des „Your Baristro“ angebracht hat. Dieses soll den Besuchern der ausgezeichneten Wirtshäuser signalisieren, „dass spontanes, unangekündigtes Singen und Musizieren zum eigenen Vergnügen und zur Unterhaltung der Gäste nicht nur möglich, sondern auch erwünscht ist“, wie es in der Mitteilung des Bayerischen Staatsministeriums heißt.
Musik als essenzieller Bestandteil
„Wir sind ein Musikbistro“, sagt Gärtner, der in Kolbermoor vor allem seine organisierten musikalischen Events als essenziellen Bestandteil seiner Gastronomie bezeichnet. Von Countrymusik über Jazz bis hin zur Bierzeltmusi hätten die Kolbermoorer Räumlichkeiten unterschiedlichste Veranstaltungen zu bieten, bei denen stets eine ganz besondere Atmosphäre herrsche. Dass die jüngste Auszeichnung, für die sich Gärtner zuvor beworben hatte, nun anderen Menschen die „Musikfreundlichkeit“ verdeutliche, helfe ihm natürlich. Denn auch Gärtner weiß, dass er mit seinem Abendbistro in große Fußstapfen getreten war.
„Natürlich gibt es einen gewissen Anteil an ‚Grammophon‘-Stammgästen, die auch weiterhin zu uns kommen.“ Insgesamt habe sich aber auch ein ganz neues Publikum entwickelt, dem bewusst werde, dass man für einen Cocktail an der Bar oder einen Burger eben nicht erst nach Rosenheim fahren müsse, so Gärtner. Man biete ihm zufolge eine „Mischung aus Moderne und Nostalgie“, was auch entsprechend der Richtung der Live-Musik-Veranstaltungen völlig unterschiedliche Altersgruppen anziehe.
Hilfe von „der besten Frau der Welt“
Bis man sich jedoch einen entsprechenden Namen in der Gastronomie-Branche machen kann, ist es ein harter Weg, weiß auch der 36-Jährige, der dabei vor allem auf seine Kristina, „der besten Frau der Welt“, immer zählen kann. Für Gärtner gehe es nun darum, vor allem auch mit musikalischen Events weiterzuwachsen. Und dafür stünden laut dem Kolbermoorer Gastronom neben einem Stand auf dem Christkindlmarkt bereits zahlreiche Termine im Dezember, Januar und Februar bis hin zu einer Veranstaltung an Weiberfasching mit musikalischen Acts fest.
Das Projekt „Musikantenfreundliches Wirtshaus“ wurde bereits 1996 von den Bezirken Oberpfalz und Niederbayern, dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V. sowie dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern e. V. ins Leben gerufen und umfasst mittlerweile alle bayerischen Bezirke.
