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Im „Badewannen-Mordfall“ freigesprochen

Neue Wendung im Hanna-Prozess? Was Überraschungs-Zuschauer Genditzki bewirken soll

Protagonisten eines Sensationsprozesses: Manfred Genditzki (m.) steht im Wiederaufnahmeverfahren um den „Badewannen-Mordfall“ in einem Gerichtssaal vom Landgericht München I zwischen seinen Rechtsanwälten Regina Rick (l) und Klaus Wittmann. Am Donnerstag besucht Genditzki Rick in Traunstein.
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Protagonisten eines Sensationsprozesses: Manfred Genditzki (m.) steht im Wiederaufnahmeverfahren um den „Badewannen-Mordfall“ am Landgericht München I zwischen den Rechtsanwälten Regina Rick (l) und Klaus Wittmann.

Überra­schungsgast am 18. Prozesstag im Landgericht Traunstein: Manfred Genditzki (63) wird erwartet. Der Hausmeister war erst im Sommer vom Vorwurf des „Badewannen-Mordes“ freigespro­chen worden. 13 Jahre saß er unschuldig im Gefängnis. Doch was führt ihn jetzt nach Traunstein?

Aschau/Traunstein – Es war der Sensationsprozess des Jahres 2023 in Bayern: Im Wiederaufnahmeverfahren um den „Badewannen-Mordfall“ wurde Manfred Genditzki im Frühjahr am Landgericht München I freigesprochen. Er kam auf freien Fuß, nachdem er 13 Jahre unschuldig hinter Gittern verbracht hatte. Seine Anwälte bei der Wiederaufnahme: Klaus Wittmann und Regina Rick.

Am Donnerstag, 7. Dezember, steht der 18. Prozesstag im Mordfall Hanna an. Und Manfred Genditzki (63) kommt nach Traunstein. Ans Landgericht. Sozusagen als Überraschungsgast bei dem Prozess, in dem Regina Rick als hinzugeholte Wahlverteidigerin agiert. Im Mordprozess um den gewaltsamen Tod von Hanna W. (23) in Aschau verteidigt Regina Rick an der Seite von Harald Baumgärtl und Dr. Markus Frank den Angeklagten Sebastian T. Allerdings kommt Genditzki offenbar ohne „offizielle Funktion“ nach Traunstein. Er sei nicht als Zeuge im aktuellen Prozess geladen, sagte Regina Rick auf Anfrage des OVB.

Rick kommt – und es knistert am Landgericht

Erst Mitte November war die Münchner Rechtsanwältin von Sebastian T.s Eltern angeheuert worden. Es krachte seitdem immer wieder zwischen ihr und Richterin Jacqueline Aßbichler einerseits und Staatsanwalt Wolfgang Fiedler andererseits. Die Richterin mahnte die Anwältin, sich ihrer Rolle als „Organ der Rechtspflege“ zu besinnen.

Soll das Erscheinen Genditzkis erneut Knatsch provozieren? Genditzki sei „rein zufällig“ in Traunstein, sagt Regina Rick. „Wir haben vor, am Nachmittag von Salzburg aus nach Düsseldorf zu fliegen.“ Manfred Genditzki habe lediglich angeboten, sie mit dem Auto zum Flieger zu bringen.

Anwältin sieht Parallelen zwischen Genditzki und Fall Hanna

Ein Zufall? Wirklich? Regina Rick sagte dem OVB selber, dass sie Parallelen zwischen dem Fall Genditzki und der Anklage gegen Sebastian T. sehe. Das Landgericht München II hatte Genditzki 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er sollte der Seniorin Elisabeth Kortüm (†87) im Streit auf den Kopf geschlagen und sie dann in der Badewanne ertränkt haben.

In einem spekta­kulären Wiederaufnahmeverfahren in München rückte dann aber ein anderes Szenario in den Vordergrund. Ein neues Gutachten ließ einen Un­fall als viel wahrscheinlicher erscheinen. Offenbar war die alte Dame in ihrem Badezimmer gestürzt – ohne Verschulden Genditzkis.

Verteidigung will auf einen Unfall hinaus

Dem 21-jährigen Sebastian T. wiederum wirft die Staatsanwaltschaft vor, Hanna angegriffen und auf den Kopf geschlagen zu haben, bevor er die junge Frau in den Bärbach warf. Dort oder in der Prien muss Hanna dann ertrunken sein. Die Verteidigung will allerdings ein Unfallgeschehen als plausibel schildern.

Fehde mit einer Ermittlerin

Regina Rick geht noch dazu davon aus, dass in den Ermittlungen gegen Sebastian T. eine Polizeibeamtin eine Rolle gespielt haben könnte, die ihrer Ansicht bereits in den Ermittlungen gegen Genditzki voreingenommen agiert haben soll. Rick hatte es gegenüber dem OVB als unfassbar bezeichnet, dass diese Beamtin in solchen Fällen überhaupt noch ermitteln dürfe.

Kommt nun Hydromechaniker aus dem Genditzki-Prozess?

Was Hannas Tod als Unfall erklären soll: Rick, Baumgärtl und Frank wollen gegebenenfalls Syn Schmitt aus Stuttgart vorladen lassen. Schmitt ist Biomechaniker. Seine Computersimulation brachte in München die Entscheidung. Sie überzeugte die Richter im Wideraufnahmeverfahren um den „Badewannen-Mord“ von Genditzkis Unschuld.

Zunächst soll ein Hydromechaniker klären, welche Kräfte die Prien bei Hochwasser entfaltet. „Ein Körper kann im fließenden Gewässer er­hebliche Verletzungen erlei­den, die möglicherweise in Einklang zu bringen sind mit den Verletzungen, die wir hier bei unserem Opfer vorgefun­den haben“, sagte Verteidiger Baumgärtl. Zu Genditzkis Ausflug nach Traunstein wollte er sich nicht äußern.

Walter Holderle, Anwalt von Hannas Eltern, äußerte sich gelassen. „Ich konzentriere mich auf das Strafverfahren“, sagte er dem OVB. Die Kollegin Rick sehe den Fall Genditzki offenbar als Trophäe an. „Wie sie diese Trophäe in Szene setzen will, werden wir sehen.“ Parallelen zwischen dem Fall Genditzki und dem Mordfall Hanna sehe er nicht, da seien erst einmal die Gutachten abzuwarten. Holderle hatte schon zuvor dem OVB gegenüber die Kombination der Verletzungen und das Gesamtbild des Geschehens als unvereinbar mit einem Unfallhergang bezeichnet.

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