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Diese Symptome deuten auf Gefahr hin

Nach Fund von Rasierklingen-Ködern: Tierärztin aus Bad Aibling gibt Tipps für den Ernstfall

Dr. med. vet. Sabine Schnabel ist Fachtierärztin für Kleintiere in der Tierarztpraxis Brinkmann in Bad Aibling
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Dr. med. vet. Sabine Schnabel ist Fachtierärztin für Kleintiere in der Tierarztpraxis Brinkmann in Bad Aibling. Sie klärt über die Auswirkungen von präparierten Hundeködern auf.

In Bad Aibling und Flintsbach wurden am Wochenende (11. bis 13. April) präparierte Fleischköder mit Rasierklingen, Schrauben und Draht gefunden. Eine Frau fand die Köder sogar in ihrem Garten. Tierärztin Dr. Sabine Schnabel aus Bad Aibling über die Gefahr für Hunde und mit Ratschlägen für die Erste Hilfe im Notfall.

Bad Aibling/Flintsbach am Inn – Es war ein grausamer Fund, den Antonia Fischhaber-Strobl aus Flintsbach am Samstag (12. April) machte. Auf ihrem Grundstück wurden mehrere mit Rasierklingen präparierte Würstchen ausgelegt. Für die 53-Jährige besonders schrecklich, da sie selbst zwei Hunde hat. Doch Fischhaber-Strobl entdeckte die Hundeköder vor ihren beiden Labrador-Schäferhund-Mischlingen, Maxi und Moritz. Hätten sie die präparierten Würstchen gefressen, hätte das schwerwiegende Konsequenzen haben können, wie Doktor Sabine Schnabel weiß.

Schnabel ist Fachtierärztin für Kleintiere in der Tierarztpraxis Dr. Brinkmann in Bad Aibling. Seit über 15 Jahren arbeitet sie nun schon als praktische Kleintierärztin, davon viele Jahre in Überweisungs- und Universitätskliniken. „Die mir bekannten Patienten mit fremdkörperinduzierten Verletzungen im Magen-Darm-Trakt oder Vergiftungen ereigneten sich fast ausnahmslos durch eine versehentliche Aufnahme von Fremdmaterial (Scherben, Schaschlikspieße, Unrat) oder Fremdstoffen (Rattengift, Schneckenkorn, Drogen, Medikamente) im heimischen Umfeld, Reiterhof, Stadtpark oder Ähnliches zugezogen. Köder haben in der täglichen Praxis Seltenheitswert“, sagt die Tierärztin.

Echte Köderfälle sind „super selten“

Besitzer äußern hingegen sehr häufig den Verdacht, der Hund könne einen präparierten Köder gefressen haben, insbesondere wenn die Tiere an akutem blutigem Erbrechen oder Durchfall erkranken. Diese Vierbeiner leiden in der Mehrzahl an einer akuten infektiösen Magen-Darm-Entzündung, die durch Viren, Bakterien oder Parasiten ausgelöst wird. „Hunde haben eine sehr empfindliche Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt, so dass mehrfaches Erbrechen oder starker Durchfall leicht zu Reizungen und sichtbaren Blutungen führen kann“, erklärt Schnabel.

Dr. med. vet. Sabine Schnabel ist Fachtierärztin für Kleintiere in der Tierarztpraxis Brinkmann in Bad Aibling. Sie selbst ist auch Hundebesitzerin und kennt die Angst um die geliebten Vierbeiner.

Die Tierärztin ist selbst Hundebesitzerin. Ihr ist es deshalb wichtig, über die Gefahren aufzuklären, aber auch die Panikwelle zu brechen, die in diesem Zusammenhang oft ausgelöst wird. „Ich selbst kenne aber die Bedenken, die der schmatzende Hund beim Rückweg aus dem Gebüsch hervorruft, beziehungsweise die Nachricht von Köderfunden die Runde macht“, sagt Schnabel. Dennoch seien echte Köderfälle „super selten“. Die Tierärztin habe bislang noch keinen Patienten diesbezüglich betreuen müssen. Auch Kollegen hätten Fälle von absichtlicher Schädigung durch Köder kaum erlebt. Eher sind es Hundebesitzer, die den Tierärzten ihre Erfahrungen erzählen.

Auswirkungen von präparierten Ködern

Doch wenn ein Vierbeiner einen präparierten Köder frisst, kann dies große Auswirkungen haben. Allerdings hänge die Schadwirkung von der „Präparation“, der Dosis, der Patientengröße und -konstitution ab. „Schneidende, stechende oder unverdauliche Fremdkörper können Verletzungen auf der gesamten Passagestrecke vom Maul bis zum Enddarm hervorrufen und zu Blutungen, Entzündungen, Perforationen, Verklebungen, Vernarbungen oder auch Darmverschlüssen mit lebensbedrohlichen Folgen führen“, erklärt Sabine Schnabel.

In Bad Aibling und Flintsbach wurden am vergangenen Wochenende (11.-13. April) Hundeköder ausgesetzt. (Symbolfoto)

Bei einer Giftaufnahme gebe es eine Vielzahl an möglichen Substanzen, deshalb seien die Folgen sehr variabel. Zu den akut auftretenden Symptomen zählen unter anderem Bewusstseinsverlust, Speicheln, Zittern, Krämpfe, Zahnfleischbluten und blutiger Urin. Auch blasse Schleimhäute, mehrfaches Erbrechen, starkes Hecheln und sehr hohe oder sehr niedrige Körpertemperatur können auf eine Vergiftung hindeuten. „Folgeerscheinungen können immer Leber- und Nierenschäden, Blutungsneigung beziehungsweise Gerinnungsstörungen oder auch gefährliche Blutbildveränderungen sein“, so Schnabel.

Tipps für den Ernstfall

Allerdings gibt es laut der Tierärztin nicht das ultimative Vergiftungssymptom. Deshalb müsse man alle Umstände berücksichtigen. „Ich denke, jeder aufmerksame Besitzer würde mit seinem Hund bei den oben genannten Symptomen ohnehin zeitnah tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen“, sagt Schnabel. Denn nur durch eine schnelle Hilfe kann der Schaden einigermaßen in Grenzen gehalten werden. Schnabel erklärt, dass durch herbeigeführtes Erbrechen, Magen-Spülung, Spiegelung, Infusionstherapie oder die Zugabe von toxinbindenden Mitteln oder Gegengift den Fellnasen geholfen werden kann. „Welche Maßnahme indiziert ist, hängt von dem Schadstoff, dem Zustand des Patienten und dem zeitlichen Verlauf ab“, erklärt Schnabel.

Präparierte Fleischköder können Hunden einen großen Schaden zufügen. Allerdings seien solche Fälle sehr selten. (Symbolfoto)

Doch was kann ein Hundebesitzer direkt unternehmen, wenn sein Vierbeiner einen präparierten Köder zu sich genommen hat? Die Tierärztin betont, dass auf keinen Fall Öl, Sauerkraut, Aktiv-Kohle oder andere Hausmittel dem Hund eigenmächtig eingeflößt werden sollten. Jeder Schritt muss mit einem Tierarzt oder Tierärztin besprochen werden. Für eine schnelle Einschätzung der Lage können auch telemedizinische Serviceangebote helfen. Und die beste Prävention scheint einleuchtend, denn ein „vorbildlich erzogener Hund, der nichts ohne Erlaubnis frisst“, sei am besten geschützt. Doch Sabine Schnabel ist bewusst, dass das nicht jedem Hundehalter gelingt. „Mir auch nicht“, betont sie.

„Auch wenn schädliche Hundeköder viel seltener vorkommen als gemeinhin vermutet, sind Aufmerksamkeit und Vorsicht angebracht und Portale zur Meldung entsprechender Funde eine sinnvolle Einrichtung“, sagt die Tierärztin. Allerdings sollte keiner in Panik verfallen und seine gewöhnliche Gassirunde ändern. Eher sei es wichtig, immer zuverlässige tierärztliche Notfallkontakte zur Hand zu haben. „Für Hunde geeignete Aktivkohlepräparate und Sauerkraut (mit Leberwurstgeschmack) in der häuslichen Hundeapotheke können im Ernstfall helfen, unter tierärztlicher Anleitung zügig Erste Hilfe leisten zu können“, sagt Schnabel.

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