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Darum wurde nicht öfter kontrolliert

Tragödie um tote Rinder auf Bad Aiblinger Hof: Hat niemand etwas mitbekommen?

Rund um den schockierenden Fund von mehreren toten Rindern auf einem Aiblinger Bauernhof bleiben weiterhin Fragen unbeantwortet.
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Rund um den schockierenden Fund von mehreren toten Rindern auf einem Aiblinger Bauernhof bleiben weiter Fragen unbeantwortet.

Das schreckliche Tier-Drama von Bad Aibling wirft weiterhin Fragen auf: Wie konnten die neun Rinder unbemerkt sterben und warum wurde der Hof nicht früher von den Behörden kontrolliert? Eine Suche nach Erklärungen.

Bad Aibling – Wie konnte es zu dem Drama auf einem Bad Aiblinger Bauernhof kommen und wieso wurden die Behörden erst darauf aufmerksam, nachdem zahlreiche Rinder bereits tot waren? Viele Fragen blieben bislang noch unbeantwortet, nachdem Mitarbeiter des Veterinäramtes am Mittwoch (9. April) in einem Aiblinger Stall neun tote Rinder – ein weiteres musste noch vor Ort eingeschläfert werden – entdeckt hatten. Kurz darauf hatte das Landratsamt Rosenheim gegenüber dem OVB mitgeteilt, dass der betroffene Betrieb zuletzt im August 2022 vom Veterinäramt überprüft wurde. Zwar seien damals keine tierschutzrelevanten Auffälligkeiten festgestellt worden. Doch warum wurde seitdem dort nicht mehr kontrolliert?

Klar ist: Die jüngste Kontrolle auf dem Aiblinger Anwesen erfolgte im Rahmen der Überprüfung eines Hinweises aus der Bevölkerung. Und dass entsprechende Hinweise von aufmerksamen Bürgern zu behördlichen Kontrollen führen können, ist kein Einzelfall. „Seit dem Jahr 2023 sind beim Veterinäramt Rosenheim gleichbleibend pro Quartal circa 50 Hinweise zu möglichen Tierschutzfällen aus der Bevölkerung eingegangen“, erklärt Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Landratsamtes Rosenheim.

„In Bad Aibling nicht für möglich gehalten“

Bislang liegt keine Information darüber vor, wie oft dabei auch tatsächlich Verstöße festgestellt wurden. Ob im Aiblinger Fall Außenstehende schon früher etwas von vermeintlichen Auffälligkeiten auf dem Bauernhof hätten mitbekommen können, ist unklar und bleibt trotz zahlreicher Gerüchte spekulativ. „In Bad Aibling hätte ich so einen schlimmen Vorfall nicht für möglich gehalten“, erklärte zuletzt jedenfalls Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier, der sich hinter die „überragend große Mehrheit“ der Landwirte stellte, die mit großer Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und im Einklang mit geltenden Standards arbeite.

Ungewiss ist ebenso, ob das Ausmaß der dramatischen Funde womöglich noch größer ausfallen könnte beziehungsweise, ob vor der jüngsten Entdeckung womöglich bereits andere Tiere auf dem Hof unbemerkt gestorben sind. Wie etwa im Falle eines Hofes in Griesstätt, wo Ende März zunächst 14 tote Rinder und drei tote Schafe gefunden wurden – im Laufe der Ermittlungen fand man anschließend 20 weitere verendete Tiere sowie Knochen.

Laut der Staatsanwaltschaft Traunstein, die ein Ermittlungsverfahren gegen den jungen Landwirt eingeleitet hat, gebe es in Bad Aibling dafür derzeit keine Hinweise. So teilt Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze auf OVB-Anfrage mit, „dass es derzeit keine Erkenntnisse über mögliche weitere tote Tiere bei dem Ermittlungsverfahren betreffend den Bauernhof in Bad Aibling gibt“. Es gelte die Unschuldsvermutung. Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wird zudem noch geprüft, ob der Beschuldigte bereits vorbestraft ist. „Erst nach Abschluss der Ermittlungen wird entschieden werden, ob Anklage erhoben wird“, so Vietze.

Warum wurde nicht früher kontrolliert?

Zu klären bleibt zudem die grundsätzliche Frage, warum der Aiblinger Hof nicht häufiger einer Kontrolle durch die Behörden unterzogen wurde. Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Landratsamtes Rosenheim, betont in diesem Zusammenhang das große Aufgabengebiet der Behörde. So befasse sich das Veterinäramt mit der Tierseuchenbekämpfung, dem tierischen Nebenprodukterecht, der tierischen Lebensmittelhygiene, dem Tierschutz sowie dem Tierarzneimittelrecht.

„Es ist insbesondere für die Überwachung von über 2300 landwirtschaftlichen tierhaltenden Betrieben – davon circa 1900 Milchkuhbetriebe – und einer Vielzahl an Lebensmittelunternehmen sowie privaten Heimtierhaltungen in Landkreis und Stadt Rosenheim verantwortlich“, so Gaßner-Nickl.

Veterinäramt nutzt „risikobasierte Überwachungsstrategie“

Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben stünden laut aktuellem Stellenplan insgesamt neun Stellen für Amtstierärzte sowie 10,5 Stellen für weitere Beschäftigte (etwa Verwaltungspersonal) zur Verfügung. „Aufgrund der großen Anzahl an zu überwachenden Tierhaltungen und Unternehmen ist eine Priorisierung der Kontrolltätigkeit unerlässlich“, betont die Behördensprecherin.

Daher wird ein Betrieb, der bei einer Kontrolle keine Auffälligkeiten aufweist, in der Regel nicht mit gleicher Dringlichkeit erneut überprüft wie ein Betrieb, bei dem Mängel oder Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden. Diese „risikobasierte Überwachungsstrategie“ soll es der Veterinärverwaltung ermöglichen, trotz der begrenzten Personalressourcen Betriebe mit erhöhtem Risiko zielgerichteter zu überwachen.

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