Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Außergewöhnliche Bau-Idee

Zukunft trotz Handicap: Bekommt Feldkirchen-Westerham jetzt ein Wohnheim?

Andrea Hanisch und Rolf Gaertner gründeten 2013 den Verein Zukunft trotz Handicap e.V. (ZTH) und bauten ein Wohnheim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn.
+
Andrea Hanisch und Rolf Gaertner gründeten 2013 den Verein Zukunft trotz Handicap e.V. (ZTH) und bauten ein Wohnheim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Nun sollen solche Räumlichkeiten auch in Feldkirchen-Westerham entstehen.

Andrea Hanisch und Rolf Gaertner haben mit ihrem Verein Zukunft trotz Handicap (ZTH) ein Wohnheim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn gebaut. Nun soll auch in Feldkirchen-Westerham eines entstehen. Wie weit die Planung ist und warum es die beiden auch persönlich trifft.

Feldkirchen-Westerham – Am Anfang war es nur ein Traum. Jetzt ist es Realität. Für Andrea Hanisch und Rolf Gaertner ist ihr Wohnheim mehr als nur ein Projekt. Es ist eine Herzensangelegenheit. Derzeit sind die beiden auf der Suche nach einem Grundstück in Feldkirchen-Westerham. Sie wollen dort ein Wohnheim bauen. Wieder einmal. Denn die beiden haben den Verein Zukunft trotz Handicap (ZTH) gegründet, um Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Ihr erstes Projekt haben die beiden bereits in Höhenkirchen-Siegertsbrunn errichtet. Nun soll ein zweites her, dieses Mal aber in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham. Dahinter steckt eine berührende Geschichte.

Sie begann 2013, als Andrea Hanisch und Rolf Gaertner den Verein Zukunft trotz Handicap ins Leben riefen. Teilweise aus familiären Gründen, wie Hanisch verrät. Ihr Neffe hat das Down-Syndrom. Eines Tages habe er zu seiner Tante gesagt: „Deine Kinder haben es gut, die können einfach ausziehen und ich kann das nicht, denn mich nimmt keiner.“ Mit dieser Aussage sei die „zündende Idee“ entstanden, einen Verein zu gründen und selbst ein Wohnheim auf die Beine zu stellen.

„Leben in einer großen Gemeinschaft“

„Wir sind es dann auch direkt angegangen und haben gar nicht erst auf irgendwelche staatlichen Förderungen oder Anträge gewartet“, sagt Hanisch. Sie wollten es selbst machen. Es sollte ein elternfinanziertes beziehungsweise angehörigenfinanziertes Projekt werden. Um Mitstreiter zu suchen, schalteten die beiden Initiatoren noch am Tag der Vereinsgründung einen Aufruf in der Zeitung. „Es kamen viele betroffene Familien und Angehörige zur Versammlung. Am Ende hatten wir dann fast 20 Mitglieder“, erinnert sich Hanisch.

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn wurde ein Wohnheim für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung gebaut. Hier können sie ein selbstbestimmtes Leben führen.

Dann begann eine lange und intensive Vorbereitungszeit. 2017 konnte das erste ehrenamtliche Projekt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn aufmachen: Ein modernes Wohnhaus, welches für 27 Bewohner einen Platz bietet. Laut Hanisch gibt es dort vier Wohneinheiten mit je sechs oder acht Bewohnern. „Und jede Wohngemeinschaft hat eine eigene Küche, einen eigenen Wohnbereich und kann zusammen kochen und essen“, erklärt die Initiatorin. Jeder Bewohner bezieht sein eigenes Apartment mit einem barrierefreien Bad. Zudem gibt es einen Bastelraum, eine Werkstatt und einen großen Aufenthaltsraum mit Sportgeräten. Auch ein Garten mit einer Terrasse steht den Bewohnern zur Verfügung. „Sie leben dort in einer großen Gemeinschaft“, sagt Hanisch.

Eine große Veränderung gab es dann durch den Einfluss einiger Eltern. In dem Wohnheim ist mittlerweile auch partnerschaftliches Wohnen möglich. „Denn auch Menschen mit Behinderung wollen als Paar leben und haben eine Sexualität“, erklärt die Vorsitzende. Der Verein setzte dies direkt um, damit auch Ehepaare in ihre eigene gemeinsame Wohnung ziehen können. „Wir haben zum Beispiel ein Paar, das vor zwei Jahren geheiratet hat und nun zusammen in ihrem Apartment lebt“, sagt Hanisch.

Stellen auch Ausbildungen

Um in dieses Wohnheim ziehen zu dürfen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt werden. Erstens die Volljährigkeit und zweitens die Akzeptanz einer festen Tagesstruktur. Bedeutet, dass die Bewohner tagsüber in den Förder- und Lehrwerkstätten sind und sich nachmittags in ihren Wohngemeinschaften aufhalten können, wo sie von Betreuern unterstützt werden. Betrieben wird dies vom frei-gemeinnützigen Sozialträger Augustinum.

Seit 2017 hat sich einiges getan. Denn nicht nur ein Leben als Paar ist in dem Wohnheim mittlerweile möglich. „Für ein selbstständiges Leben ist das Wohnen das Eine, aber man braucht auch eine sinnstiftende Arbeit“, erklärt Andrea Hanisch. Passend dazu wurde den Bewohner die Möglichkeit eröffnet, einen kleinen Wirtebrief, einen kleinen Kitabrief oder einen kleinen Einzelhandelbrief zu machen. Dabei handelt es sich um einen Zertifikatslehrgang für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. In einem einjährigen Kurs wird die Qualifikation erworben, im Einzelhandel, in der Gastronomie oder im Bereich der Kinderbetreuung zu arbeiten. „Das ist sehr erfolgreich und wir haben dafür sogar schon Preise bekommen“, sagt Hanisch.

Die Vorsitzende betont, dass es sich bei den Wohnungen des Wohnheims um kein Spekulationsobjekt handelt. „Eine Wohnung kann nur von Eltern oder Angehörigen von einer Person mit kognitiver Beeinträchtigung gekauft werden“, sagt sie.

Jetzt auch in Feldkirchen-Westerham?

Nun soll solch ein Wohnheim auch in Feldkirchen-Westerham errichtet werden. Oder besser gesagt, Andrea Hanisch und Rolf Gaertner würden es sich wünschen. Warum sie gerade auf diese Gemeinde gekommen sind, sei einfach erklärt. „Eine Bewohnerin aus Feldkirchen-Westerham ist Mitglied bei uns im Verein und hat sich gefragt, warum es so etwas hier noch nicht gibt“, erklärt Hanisch. Man habe sich daraufhin die Gemeinde angeschaut und sich solch ein Projekt dort gut vorstellen können.

Könnte solch ein Wohnheim bald in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham stehen?

Doch ob es funktioniert, steht vorerst noch in den Sternen. Denn derzeit sind die Mitglieder des Vereins noch auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Gesucht wird eine Fläche von rund 4000 Quadratmetern, die möglichst zentral, aber auch ruhig gelegen ist. Ein Angebot habe es schon gegeben, doch sei dies aufgrund von baurechtlichen Hürden gescheitert. „Es ist leider von der obersten Baubehörde abgelehnt worden. Es sei einfach aus verschiedensten Gründen nicht realisierbar“, sagt Rolf Gaertner, Schatzmeister des Vereins.

Vorsitzende Andrea Hanisch und Schatzmeister Rolf Gaertner sind die Gründer des Vereins Zukunft trotz Handicap e.V. (ZTH).

Idealerweise sollten die neuen Räumlichkeiten in einem landwirtschaftlichen Umfeld errichtet werden, um einen weiteren Ausbildungszweig schaffen zu können, erklärt Gaertner weiter. „Die Idee ist, einige landwirtschaftliche Produkte anzupflanzen, die man dann zum Beispiel im hauseigenen Hofladen verkaufen kann“, sagt der Schatzmeister.

Bürgermeister Feuer und Flamme

Nach wie vor sind sich die beiden Gründer aber einig, dass Feldkirchen-Westerham der perfekte Ort für ihr zweites Wohnheim wäre. „Es ist wirklich ein ausgesprochen liebenswerter Ort und ich denke, dass im Rahmen der dörflichen Gemeinschaft dieses tolle Projekt gut entstehen kann“, sagt Andrea Hanisch. Da diese Gemeinde derzeit ihr Favorit sei, seien sie auch immer wieder mit Bürgermeister Johannes Zistl im Gespräch. Er ist von dieser Idee „Feuer und Flamme“. Wird also der Traum bald Realität?

Kommentare