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Feldkirchen-Westerhamer Bub in wachkomaähnlichem Zustand

Hoffen auf den „barmherzigen Samariter“: Familie Zettel sucht wegen Finni (7) ein neues Zuhause

Kümmern sich rührend um ihren siebenjährigen Finni, der sich seit einem Herzstillstand Mitte Januar 2024 in einem wachkomaähnlichen Zustand befindet: Papa Mike und Mama Victoria Zettel.
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Kümmern sich rührend um ihren siebenjährigen Finni, der sich seit einem Herzstillstand Mitte Januar 2024 in einem wachkomaähnlichen Zustand befindet: Papa Mike und Mama Victoria Zettel.

Nach seinem Atem- und Herzstillstand Mitte Januar 2024 kämpft der siebenjährige Finni Zettel aus Feldkirchen-Westerham weiterhin darum, einen Weg aus seinem wachkomaähnlichen Zustand zu finden. Welche Fortschritte er dabei macht – und wieso Familie Zettel auf einen „barmherzigen Samariter“ hofft.

Feldkirchen-Westerham/Vogtareuth – Während in den deutschen EM-Stadien aktuell die Profi-Fußballer der europäischen Top-Vereine um die EM-Trophäe kämpfen, bestreitet der siebenjährige Finni Zettel aus Krügling bei Feldkirchen-Westerham gemeinsam mit seiner Familie abseits von der großen Öffentlichkeit einen viel wichtigeren Kampf: Der kleine Bub, der nach einer Superinfektion im Januar 2024 wiederbelebt werden musste, kämpft darum, aus seinem wachkomaähnlichen Zustand zurück ins Leben zu finden. Ein harter Kampf, der scheinbar aber ein paar erste kleine Erfolge bringt.

Ein Rückblick: Weil Finni Mitte Januar aufgrund eines grippalen Infekts über Atembeschwerden klagte, wurde Familie Zettel auf Anraten des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes in einem Krankenhaus vorstellig. Nach mehrstündiger Wartezeit, einer kurzen Untersuchung und der Gabe von Cortison und Paracetamol schickte die Klinik die Eltern aus Feldkirchen-Westerham gemeinsam mit ihrem kranken Buben wieder heim.

Todeskampf des Buben gipfelt in Atem- und Herzstillstand

Nachdem sich Finnis Zustand über Nacht aber verschlechtert hatte, brachten die Eltern den Buben erneut in die Klinik – und pochten auf eine ausführliche Untersuchung des Siebenjährigen. Die aber gar nicht mehr zu Ende gebracht werden konnte. Denn plötzliche habe Finni „einfach keine Luft mehr bekommen, ist blau angelaufen und hat wild gestrampelt“, wie sich Mama Viktoria erinnert. Ein Todeskampf, der letztlich im Atem- und Herzstillstand des Buben gipfelte.

Schreckliche Minuten für Finnis Eltern. „Ich habe gedacht, ich sterbe im selben Moment“, denkt die 35-Jährige heute noch immer wieder an das Bangen um das Leben ihres jüngsten Sohnes zurück. Erst nach zehn Minuten ein kleiner Lichtblick: Die Ärzte hatten das Herz des kleinen Notfallpatienten wieder zum Schlagen gebracht. Was den Zusammenbruch des Buben, der minutenlang klinisch tot war, ausgelöst hatte? Vermutlich eine Art Superinfektion, nachdem im Nachgang bei dem jungen Patienten neben Influenzaviren auch Streptokokken und Staphylokokken nachgewiesen werden konnten.

Seit Monaten ist der Siebenjährige nun in der Schön-Klinik Vogtareuth untergebracht, wo die Ärzte, Pfleger und Therapeuten versuchen, den Gesundheitszustand des siebenjährigen Dinosaurier-Fans durch verschiedene Reha-Maßnahmen und Therapien zu verbessern. Denn nicht nur die Unterversorgung mit Sauerstoff, auch Krampfanfälle, die nahezu direkt nach der erfolgreichen Reanimation einsetzten und rund 36 Stunden andauerten, hatten unter anderem am Hirn des Buben Schäden hinterlassen. So befindet sich Finni weiterhin in einem wachkomaähnlichen Zustand, kann sich nur unkontrolliert bewegen, nicht mit seiner Umgebung kommunizieren. Immer an seiner Seite: Mama Victoria, die seither nahezu immer in der Klinik übernachtet.

Neues Medikament hat bislang „nicht den krassen Erfolg gebracht“

Die hatte die Ärzte Ende Mai darum gebeten, bei Finni ein Medikament auszuprobieren, dass zwar eigentlich gegen eine Influenza eingesetzt wird, laut ihrer Recherche aber bei Patienten mit wachkomaähnlichen Zuständen positive Effekte gezeigt habe. Ein Versuch, auf den die Ärzte eingingen, der aber nach rund zwei Wochen wieder abgebrochen werden musste. „Finni war extrem unruhig und musste sich immer wieder übergeben“, schildert Victoria Zettel gegenüber dem OVB. Auch wenn sie sich mittlerweile sicher sei, dass diese Nebenwirkungen eher auf eine vor wenigen Wochen verabreichte Narkose beruhen, sei eine Neuaufnahme der Therapie „jetzt erst mal aufgeschoben worden, weil es auch nicht den krassen Erfolg gebracht hat“.

Therapiepause vor dem Fernseher in der Reha-Klinik: Der siebenjährige Finni Zettel verfolgt gemeinsam mit Mama Victoria und Papa Mike Zettel einen EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Was der Siebenjährige dabei wirklich vom Spiel mitbekommt, ist völlig unklar.

Wobei die Zettels derzeit für jeden kleinen Fortschritt ihres Buben dankbar sind. „Ich habe schon das Gefühl, dass Finni mittlerweile mehr reagiert und ein bisschen wacher ist“, sagt die 35-Jährige. „Er kann zwar mit uns immer noch nicht kommunizieren, hatte aber einige sehr gute Momente und auch ein paar Mal wirklich herzlich gelacht.“ Momente, in denen Mama und Papa Zettel das Herz aufgeht. Auch wenn sich wenig später wieder die Angst einstellt, dass „das sein letzter Fortschritt sein könnte“. Doch dann ruft sich Victoria Zettel immer wieder ins Gedächtnis: „Finni braucht derzeit einfach unsere Hilfe, um aus dieser Welt, in der er gerade steckt, herauszukommen.“

Dass dem Siebenjährigen auf dem Weg zurück ins Leben aber noch ein weiter und steiniger Weg bevor steht, das ist der ganzen Krüglinger Familie bewusst. Um ihren kleinen Dionsaurier-Fan trotz etwaiger Einschränkungen die bestmögliche Versorgung bieten zu können, denkt Victoria Zettel derzeit auch über einen Umzug in ein neues Zuhause nach. Denn das Haus in Krügling ist aufgrund mehrerer Treppen sowie der eingeschränkten Infrastruktur des Weilers für die Bedürfnisse der Familie alles andere als optimal.

Das sind bombastische Menschen.

Victoria Zettel über die Bewohner von Krügling und ihren Vermieter.

„Es ist eigentlich dramatisch, dass wir darüber nachdenken müssen“, sagt Victoria Zettel. „Denn wir haben dort nicht nur den besten Vermieter, den wir uns wünschen könnten und der uns in allem unterstützt, sondern auch wundervolle Nachbarn, die alles für uns tun.“ So engagierten sich die Krüglinger mit Fahrdiensten für die Familie, immer wieder stünde, beispielsweise auch ein Kuchen vor der Tür. „Das sind bombastische Menschen“, findet Zettel nur lobende Worte für ihre Nachbarn. Doch sie müsse eben auch daran denken, dass beispielsweise der nächste Bäcker zwei Kilometer entfernt sei, der Handyempfang zu wünschen übrig lasse: „Da habe ich natürlich schon ein bisschen Schiss, wie das funktionieren soll, wenn mit Finni mal was ist.“

Daher hoffen die Zettels auf einen „barmherzigen Samariter“, der der Familie im Mangfall ein geeignetes Haus oder eine geeignete Wohnung, bei dem keine Kündigung wegen Eigenbedarfs drohe, zu einem erschwinglichen Preis vermieten könnte. Das Zuhause sollte Räumlichkeiten im Erdgeschoss oder zumindest einen Aufzug haben, aufgrund von fünf Personen über mindestens fünf Zimmer verfügen und eine Wohnfläche von mehr als 100 Quadratmeter haben, „da wir für Finni sicherlich viele Gerätschaften und Material benötigen“. Preislich sei für die Familie, die sich über Hinweise und Angebote an die E-Mail-Adresse franz-viktoria@web.de freut, eine Monatsmiete von rund 1700 Euro warm machbar. Und wenn‘s nichts wird? „Dann werden wir auch dort, wo wir jetzt wohnen und uns sehr wohlfühlen, uns irgendwie zurechtfinden“, sagt die 35-Jährige.

Noch hat die Familie aber wohl einige Monate Zeit, etwas Passendes zu finden. „Ich rechne damit, dass Finni vielleicht im Spätherbst oder gegen Ende des Jahres nach Hause kommen könnte“, sagt die Mama des Siebenjährigen. In der Zwischenzeit werden die Zettels weiterhin um jeden noch so kleinen Fortschritt bei ihrem tapferen Buben kämpfen. Kleine Fortschritte, die für den Siebenjährigen mehr wert sind, als die wertvollste EM-Trophäe.

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