Feuerwehr verhindert Übergreifen auf Wohnhaus und Kita
Stall auf Bruckmühler Bauernhof abgebrannt: Annerose Ettenhuber verrät die Ursache für das Feuer
Eine Woche nach dem verheerenden Brand auf einem Bauernhof in Noderwiechs bei Bruckmühl steht die Brandursache wohl fest. Was genau das Feuer verursacht hat und wo die Tiere der Landwirts-Familie Ettenhuber nun untergebracht sind.
Bruckmühl – Auch wenn die Abrissarbeiten des ehemaligen Stalles schon begonnen haben – beim Besuch des landwirtschaftlichen Anwesens von Familie Ettenhuber aus Noderwiechs bei Bruckmühl wird sofort klar, dass hier vor wenigen Tagen ein unerbittliches Feuer gewütet hatte. Vor dem ehemaligen Kuhstall liegen unzählige verkokelte Holzbalken, vom Gebäude selbst steht nur noch das Gerippe.
Mittlerweile ist auch klar, was das Feuer, das nach ersten Schätzungen der Ermittler einen Schaden in einem hohen sechsstelligen Bereich verursacht hat, ausgelöst hatte. „Meine Kinder haben dort gezündelt“, sagt Annerose Ettenhuber (39), Ehefrau des Landwirts Georg Ettenhuber (45) und Leiterin des Bauernhof- und Waldkindergartens „Lindenbaum“, auf OVB-Anfrage. Lisa Maier, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, kann bestätigen: „Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist das Feuer durch grobfahrlässiges Handeln eines Kindes entstanden.“
Landwirte sehen aus der Ferne die Rauchsäule vom eigenen Hof aufsteigen
Diese bangen Minuten wird Annerose Ettenhuber sicherlich nicht so schnell vergessen: Ihr Mann hatte sie am Mittwochnachmittag (26. Juni) aus einer Klinik abgeholt, in der sie sich aufgrund höllischer Ohrenschmerzen behandeln ließ. Nur wenige Kilometer vor der Ankunft auf dem heimischen Bauernhof – sie hatte auf dem Beifahrersitz gerade für einen Moment die Augen geschlossen – sagte ihr Mann, der die aufsteigende Rauchsäule gesehen hatte, plötzlich: „Auf unserem Hof brennt‘s!“
Noch aus dem Auto heraus informierte das Ehepaar die Feuerwehr, die allerdings schon nach Noderwiechs unterwegs war. Nachdem klar war, dass sich ihre drei Söhne im Alter von zwölf, zehn und sieben Jahren bei der Oma, die in einem Nachbargebäude lebt, in Sicherheit gebracht hatten, galt die Sorge der Ettenhubers nun den rund 30 Kühen, die noch im bereits lichterloh brennenden Stall untergebracht waren. „Mein Mann hat sofort auf der Südseite die Stalltüren aufgerissen, damit die Tiere ins Freie kommen“, erinnert sich die 39-Jährige zurück.
Sie selbst sei „sofort zu den Kälbchen reingesprungen, um sie zu retten“, was Ettenhuber heute, mit einigen Tagen Abstand, selbst aber als „sehr unvernünftig“ bezeichnet. Denn: „Es war wahnsinnig heiß, von oben kam immer wieder Glut runter“, so Ettenhuber, die in diesem Moment aber gedacht hatte: „Das ist mir Wurst, ich muss da jetzt rein.“ Ein Feuerwehrler habe sie letztlich gehindert, nochmals in den Stall zu gehen und sich in Gefahr zu bringen. Und die Tiere? „Die sind alle unverletzt rausgekommen, auch wenn sie im ersten Moment natürlich aufgrund der Aufregung kräftig Rambazamba gemacht haben.“
Der Stall war nach Angaben des Feuerwehr-Einsatzleiters Josef Grabichler junior, Zweiter Kommandant der Feuerwehr Kirchdorf, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu retten. Stattdessen kümmerten sich die rund 160 Einsatzkräfte von mehr als 15 Feuerwehren aus der Region darum, ein Übergreifen des Feuers auf das angrenzende Wohnhaus sowie den nur wenige Meter entfernt liegenden Kindergarten zu verhindern. Was den Brandbekämpfern, deren Einsatz die Polizei als „hochprofessionell“ lobte, letztlich auch gelang.
Und wie ist der Stall nun genau in Brand geraten? Ihr zehnjähriger Sohn, dessen gleichaltriger Spezl sowie ihr jüngster Bub (7) hatten laut Ettenhuber im Stall zunächst auf dem Betonboden kleinere Strohhalme angezündet und immer wieder gelöscht. „Doch dann hat bei ihnen scheinbar der Kopf ausgesetzt“, erzählt die dreifache Mutter weiter. Beim Versuch, Halme an einem ganzen Ballen anzuzünden und wieder zu löschen, sei dann der komplette Ballen in Brand geraten, das Feuer habe sich in Windeseile ausgebreitet. „Mein großer Sohn, den die Buben zu Hilfe geholt hatten, hat dann noch versucht, mit dem Feuerlöscher zu löschen. Nachdem das nicht funktioniert hat, hat er sich aber Gott sei Dank selbst in Sicherheit gebracht.“ Sowohl Polizei als auch Versicherung seien bereits über die Brandursache informiert.
Und was passiert jetzt mit ihren zündelnden Buben? „Dieses Erlebnis ist schon Strafe genug für sie“, findet die 39-Jährige, die einfach froh darüber ist, dass „weder Mensch noch Tier zu Schaden gekommen ist“. Wichtig sei, dass die Kinder daraus ihre Lehre ziehen. Ettenhuber: „Fehler können passieren, aber man muss halt dann daraus lernen.“
Tiere sind aktuell in Irschenberg, auf der eigenen Weide und bei Verwandten untergebracht
Das Landwirte-Ehepaar, dass auf dem Hof Milchwirtschaft nach Naturland-Richtlinien betreibt, will nun jedenfalls nach vorne schauen und so schnell wie möglich den üblichen Arbeitsalltag auf dem Hof wiederherstellen. Die Tiere sind derzeit in einem Stall bei Irschenberg, auf der eigenen Weide sowie bei einem Verwandten untergebracht. Ziel ist es, das komplette Vieh wieder so schnell wie möglich auf dem eigenen Areal zu haben, „um die Arbeitsabläufe zu erleichtern“, wie Annerose Ettenhuber erklärt.
Abriss der Ruine hat bereits begonnen
Auch an einem neuen Stall ist die Landwirte-Familie bereits dran. Der Abriss der Ruine hat am Freitag, 28. Juni, begonnen, der Stallplaner war zwei Tage später vor Ort. Nun hängt es ein bisschen an der Auslastung der benötigten Handwerksbetriebe, wann die Tiere letztlich in den Neubau einziehen können. „Wenn‘s gut läuft, dann steht der neue Stall Ende Oktober“, hofft Ettenhuber auf ein zügiges Voranschreiten der Bauarbeiten, „auch wenn es zunächst nur das Dach sein sollte, das fertig ist“.
Wobei Annerose Ettenhuber ihr Augenmerk nicht nur auf den Stall legen muss, wie eine weitere Schadenserhebung ergeben hat. Denn auch der Kindergarten auf dem Gelände ist durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen worden. „Das Gebäude wird mehrere Monate nicht genutzt werden können“, sagt die Leiterin des Bauernhofkindergartens „Lindenbaum“. Die Betreuung der Kinder wird aber dennoch nicht eingestellt: „Wir verlagern die Betreuung einfach in den Wald.“
Von der Hilfsbereitschaft tief berührt
So dramatisch und aufwühlende die vergangenen Tage für die Noderwiechser Familie waren, so dankbar ist sie doch für die vielen positiven Erfahrungen, die sie dadurch machen konnte. „Was die Feuerwehren, Freunde, Nachbarn und Vereine von hier und aus den umliegenden Dörfern geleistet haben, ist absoluter Wahnsinn – da können wir nur Danke sagen“, ist Annerose Ettenhuber von der Hilfsbereitschaft tief berührt. „Was uns beispielsweise von Leuten aus dem Dorf an Kuchen, Essen und Getränken angeboten worden ist, ist unbeschreiblich.“ Daher spricht sie – trotz der Zerstörung – von einer „unglaublichen Bereicherung“. Annerose Ettenhuber: „Es war natürlich eine Katastrophe. Aber da merkt man, wie man in einer derartigen Katastrophe von der Gemeinschaft getragen wird.“

