Urgestein des Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderats
Ehrenamtler mit Leib und Seele: Deshalb engagiert sich Anton Kammerloher (72) seit 40 Jahren
Jahrzehnte im Gemeinderat, bei der Feuerwehr und im Sportverein: Anton Kammerloher (72) aus Feldkirchen-Westerham ist Ehrenamtler mit Leib und Seele. Was ihn antreibt – und welche großen Ziele der 72-Jährige noch vor Augen hat.
Feldkirchen-Westerham – „Es ist mein Lebenszentrum.“ Wenn Anton Kammerloher von seiner Gemeinde Feldkirchen-Westerham spricht, dann bekommen seine Augen einen ganz besonderen Glanz. Schnell wird klar, dass für den 72-Jährigen Feldkirchen-Westerham mehr ist, als nur ein Wohnort. Was vermutlich auch einer der Auslöser dafür ist, dass Kammerloher seit Jahrzehnten einen Großteil seiner Freizeit in den Dienst der Gemeinde stellt – zum einen als Mitglied des Gemeinderats, in den er vor über 40 Jahren erstmals eingezogen war, zum anderen als Vorsitzender des TV Feldkirchen. Eines seiner Lebensmottos: „Der Mensch ist nicht dazu bestimmt, alleine zu sein. Viel Glück entsteht in einer guten Gemeinschaft.“
Die Kühe direkt vor der Haustür
Ein schmuckes, etwas abgeschieden gelegenes Einfamilienhaus mit weitläufigem Garten, direktem Zugang zu einem kleinen Waldstück, Blick auf die Bergwelt und Kühe direkt vor der Haustür: Im Ortsteil Ast hat sich Anton Kammerloher gemeinsam mit seiner zweiten Frau Sabine einen Rückzugsort nur wenige Meter entfernt von seinem Elternhaus geschaffen. Doch viel zu Hause war und ist der 72-Jährige nicht, wie seine Frau betont. „Als er noch gearbeitet hat, war es oftmals so, dass er nur kurz nach Hause gekommen ist, das gegessen hat, was ich ihm vorbereitet hatte und dann war er auch schon wieder weg, beispielsweise in einem Ausschuss“, erzählt die 59-Jährige, die sich damit arrangiert hat. „Ich wusste ja, was auf mich zukommt.“
Dass Anton Kammerloher alles andere als ein Stubenhocker ist, deutete sich bereits in frühen Jahren an: Auf dem landwirtschaftlichen Anwesen seiner Eltern aufgewachsen, besuchte der Feldkirchen-Westerhamer zunächst die Realschule in Rosenheim, ehe er nach einem zweijährigen Praktikum die Möglichkeit hatte, an der Fachhochschule in München Elektrotechnik zu studieren. Als Diplom-Ingenieur (FH) heuerte der junge Mann schließlich bei der Telekom an – einem Konzern, dem er im Grunde genommen bis zum Renteneintritt treu bleiben sollte. Vermutlich ein Grund dafür, dass er von seinen Gemeinderatskollegen auch mal als „Magenta-Toni“ tituliert wird. Zumal er sich seit Jahren massiv für den Breitbandausbau in der Kommune stark macht.
Im Alter von 32 Jahren schon für rund 70 Mitarbeiter verantwortlich
Beim Telekommunikationsunternehmen war Kammerloher nicht nur in verschiedenen Bereichen eingesetzt, sondern legte auch eine beachtliche Karriere hin: So stieg er bereits im Alter von 32 Jahren zum Leiter des Fernmeldebezirks Bad Aibling auf. Eine Position, in der er für rund 70 Mitarbeiter verantwortlich zeichnete. Keine leichte Aufgabe für den jungen Kammerloher, zumal viele seiner Mitarbeiter deutlich älter waren. „Ich habe schnell gemerkt, dass man keine Rolle spielen darf, sondern einfach offen sein muss“, erinnert sich Kammerloher, der mit seiner ersten Frau zwei Töchter hat und mittlerweile schon stolzer Opa von zwei Enkeln ist, an diese Zeit zurück.
Ein zusätzliches Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) öffnete Kammerloher dann neue Türen im Unternehmen – und zwar als Leiter des Controllings im Bereich Bayern Süd mit Budgetverantwortung im dreistelligen Millionenbereich. „Das war natürlich eine ideale Kombination, wenn einer aus der Technik kommt und dann Controlling macht“, so der heute 72-Jährige. Seinen großen Erfahrungsschatz brachte Kammerloher dann auch bei zwei Aufbauhilfe-Projekten ein. So half er mit, im westafrikanischen Guinea eine Telefongesellschaft aufzubauen, während es nach der Wende in Ostdeutschland darum ging, nördlich von Dresden den Netzausbau voranzutreiben. „Das waren wichtige und sehr gute Lebenserfahrungen“, sagt Kammerloher heute.
Seine letzten Berufsjahre verbrachte Kammerloher dann bei der Telekom-Tochter T-Systems, wo er unter anderem am Toll-Collect-System mitarbeitete und Großkunden für verschiedene IT-Projekte betreut hatte, eher er sich 2015 in den Ruhestand verabschiedete. Wenn auch nur beruflich: Denn 1980 erstmals in den Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat eingezogen, hat der CSU-Vertreter das politische Ehrenamt – mit kurzen Unterbrechungen – durchgängig bis heute inne.
Sabine Kammerloher: „Ich glaube ja, dass das bei ihm genetisch bedingt ist.“
Wie es zu seinem politischen Engagement gekommen ist? „Mein Vater war auch schon im Gemeinderat gesessen“, erzählt Kammerloher, weshalb Ehefrau Sabine, die Kammerloher einst beim Faschingsumzug in ihrer Heimat Vagen kennengelernt hatte, auch lachend behauptet: „Ich glaube ja, dass das bei ihm genetisch bedingt ist.“ Doch was treibt ihn in seinem vielfältigen Engagement an? „Das frage ich mich manchmal auch“, sagt Kammerloher und lacht. „Mein Ziel ist es einfach, das Leben der Bürger in unserer wunderbaren und vielfältigen Gemeinde bestmöglich zu gestalten.“
Was er in den vergangenen Jahrzehnten in Angriff genommen hatte. So hatte er bereits in jungen Jahren als Vorsitzender der Wertacher Burschen zahlreiche Tanzabende, Feste und Ausflüge organisiert, als Gruppenführer bei der Feuerwehr Feldkirchen, wo er heuer ebenfalls 40-jährige Mitgliedschaft feiern konnte, für die Sicherheit seiner Mitbürger gesorgt. 1997 hatte er zudem das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des TV Feldkirchen übernommen, für den er sich seit 26 Jahren auch um die Organisation des traditionellen Feldkirchner Volksfestes kümmert. Seit 2010 steht er dem Sportverein, der über 2700 Mitglieder hat, als Vorsitzender vor.
Anfang 2023 hatte das Urgestein des Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderats für sein Engagement die „Kommunale Verdienstmedaille in Bronze“ bekommen, wenige Wochen später dann die Bürgermedaille seiner Heimatkommune. Für ihn „eine Bestätigung, dass der Einsatz wertgeschätzt wird“. Doch als größere Wertschätzung empfindet der Kommunalpolitiker, der auch Wirtschaftsreferent der Gemeinde ist, die Tatsache, dass er bei der Gemeinderatswahl 2020 von allen über 100 Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderatskandidaten die zweitmeisten Stimmen bekommen hatte. Kammerloher: „Das war schon ein schönes Gefühl, weil es zeigt, dass man mir vertraut.“
Zur Gemeinderatswahl 2026 will er nicht mehr antreten
Doch bei der kommenden Gemeinderatswahl 2026 werden die Wähler den Namen „Anton Kammerloher“ auf dem Stimmzettel wohl nicht mehr finden. „Nein, beim nächsten Mal möchte ich nicht mehr antreten“, sagt der 72-Jährige bestimmt, auch wenn seine Frau davon noch nicht ganz überzeugt ist. Bis aber sein Abschied aus dem Gremium ansteht, will er unbedingt noch „die Erweiterung beziehungsweise einen Neubau der Grund- und Mittelschule in Einklang mit den Sportanlagen“ auf einen guten Weg bringen. „Dass wir da eine gute Gesamtlösung finden, ist für mich ein großes Anliegen“, sagt Kammerloher, der zudem hofft, „dass in drei Jahren gute Nachfolger für die politischen Aufgaben gefunden werden“.
Und wie sieht es mit privaten Zielen aus, wenn die Freizeit nicht mehr fast ausnahmslos von ehrenamtlichen Tätigkeiten bestimmt wird? Da äußert eher Ehefrau Sabine Kammerloher, die im Wohnhaus eine eigene Fußpflege-Praxis betreibt, ihre Wünsche. „Was wir in der Vergangenheit fast gar nicht machen konnten, war, spontan wegzufahren“, erzählt die Vagenerin. „Das wäre schön, wenn wir das dann hin und wieder machen können.“ Kammerloher selbst, der sich als „leidenschaftlichen Skifahrer“ bezeichnet und mittlerweile auch das Segeln, Schnorcheln und Tauchen für sich entdeckt hat, würde zudem gerne „mehr gemeinsame Radtouren unternehmen“.
Seine Heimatgemeinde ist auch sein „Lebenszentrum“
Bescheidene Wünsche, die bereits erahnen lassen, dass der 72-Jährige mit seinem bisherigen Leben sehr zufrieden ist. „Ich bin sehr dankbar dafür, so ein vielfältiges Leben zu leben“, bestätigt er selbst diese Vermutung. Eine Vielfalt, die er vor allen in seinem „Lebenszentrum“ – seiner Heimatgemeinde Feldkirchen-Westerham – gefunden hat.
