Täter womöglich überregional unterwegs
Falsche Teppich-Händler erbeuten 36.000 Euro in Rimsting: Winter als Hochsaison für Betrüger?
Benzin-Bettler, falsche Polizeibeamte und jetzt: Teppich-Händler? Betrüger haben sich als solche ausgegeben und einen Senior in Rimsting getäuscht. Über die Masche, was die Polizei rät und ob die Täter vor allem die „stade Zeit“ für ihre Beutezüge nutzen.
Rimsting/Region – Ein Senior in Rimsting ist das Opfer von dreisten Betrügern geworden. Wie die Polizei Prien mitteilt, hatten sie sich als Teppichverkäufer ausgegeben und den Mann um 36.000 Euro betrogen. Ebenso sollen sie aus der Wohnung des Mannes hochwertige Kunstgegenstände gestohlen und diese dann weiter zum Verkauf angeboten haben.
Doch die Masche fiel auf. Die Mitarbeiterin des Opfers habe Verdacht geschöpft und die Polizei verständigt, sagt Erster Polizeihauptkommissar Jürgen Thalmeier, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Prien auf Nachfrage der Redaktion. Bei der Fahndung am Freitag (6. Dezember) konnte ein schwarzer Mercedes mit Darmstädter Kennzeichen kontrolliert werden. Es erhärtete sich der Verdacht, dass die beiden Insassen, ein deutscher und polnischer Staatsangehöriger im Alter von 57 und 62 Jahren, das Vertrauen des Seniors gewonnen hatten, er ließ sie deshalb zu sich ins Haus und sie konnten so ihre Masche durchziehen. „Man geht auch davon aus, dass es schon öfter Kontakt mit dem Senior gab und sie nicht das erste Mal da waren”, sagt Thalmeier.
Teppich-Händler vermehrt in der Weihnachtszeit unterwegs
Die beiden Männer wurden vorläufig festgenommen, heißt es weiter von der Polizei Prien. In Absprache mit der Staatsanwalt Traunstein wurden Ermittlungen wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges eingeleitet. Ob die Betrüger auch in anderen Haushalten in der Region zugange waren, ist nicht bekannt, könne aber nicht ganz ausgeschlossen werden, fügt Thalmeier hinzu. Die weitere Sachbearbeitung wird in enger Absprache mit der Kriminalpolizei Rosenheim durchgeführt.
Es werde zudem von einer überregional agierenden Gruppierung ausgegangen. „Gerade um die Weihnachtszeit sind wieder vermehrt reisende Teppich-Händler unterwegs, die mit unterschiedlichsten Methoden Billigware teuer an den ,Mann‘ oder die ,Frau‘ bringen wollen, teilt Kriminalhauptkommissar Michael Spessa, Pressesprecher im Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit. Solche nutzen dabei auch die Gutgläubigkeit der Kunden aus und entwenden in einem unbeobachteten Moment Wertgegenstände aus den Wohnungen.
Keine Sofortzahlungen, keine Fremden in Wohnung lassen
Die Polizei rät daher vorsichtig zu sein, wenn Ihnen jemand etwas an Ihrer Haus- oder Wohnungstür in aufdringlicher Art und Weise verkaufen möchte oder auf sofortige Zahlung drängt. „Aufforderungen zu Sofortzahlungen bei Beträgen über 50 Euro sind gesetzlich verboten“, teilt Spessa weiter mit. Sie sollten immer die Möglichkeit haben, auf Rechnung zu kaufen. Ebenso haben solche Vertreter der Aufforderung, das Haus, beziehungsweise die Haustür zu verlassen, sofort Folge zu leisten.
Sie sollten zudem niemals Fremde in die Wohnung lassen und eine Vertrauensperson hinzuziehen.
Ebenso legt die Polizei nahe, im Verdachtsfall unverzüglich die Polizei zu verständigen. Und wenn Sie Opfer eines Betrugs wurden, erstatten sie in jedem Fall Anzeige.
Weitere Betrugsmaschen: „ganzjährig ein Thema“.
Neben den vermeintlichen Teppich-Händlern gibt es jedoch noch eine Vielzahl anderer Betrugsmaschen. Immer wieder erreichen die Redaktion Meldungen, zum Beispiel über Benzin-Bettler, die auf den Straßen eine Panne vortäuschen und um Geld bitten. Falsche Pflegekräfte trieben heuer ihr Unwesen unter anderem in Rimsting, Grassau und Traunstein. Auch die erschlichen sich unter einem Vorwand Zugang zu Wohnungen. Dort verwickelten die „falschen Pfleger” die Bewohner in ein Gespräch. In dieser Zeit schlüpfte ein weiteres Bandenmitglied unbemerkt in die Wohnung und entwendete Bargeld und Wertgegenstände.
Oder die wohl am verbreitetsten Masche: Schockanrufe. Im Visier haben die Täter hier meist ältere Bürger. Die Betrüger geben zum Beispiel vor sie seien ein Enkelkind der Angerufenen, haben einen Unfall verursacht. Dann geht ein vermeintlicher Polizeibeamter oder Anwalt an den Hörer und sagt, dass eine Gefängnisstrafe nur abwendbar ist, wenn die Angerufenen eine Geldsumme überweisen oder Wertgegenstände abgeben. Hier appelliert die Polizei an die Bevölkerung, niemals Bargeld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen zu übergeben. Die Polizei sowie andere Ermittlungsbehörden würden nie am Telefon zur Übergabe auffordern. Außerdem: Legen Sie sofort auf und kontaktieren Sie den Polizeinotruf „110“. Geholfen ist auch, wenn die Betrugsmasche im Verwandten- und Bekanntenkreis angesprochen wird, um die Liebsten zu sensibilisieren.
Dass diese Betrugsfälle,wie bei den vermeintlichen Teppich-Händlern, vermehrt Richtung Weihnachten, beziehungsweise im Winter, wo die Leute mehr daheim sind, zunehmen würden, kann nicht bestätigt werden. „Insgesamt betrachtet sind die zahlreichen Betrugsphänomene keine saisonale Erscheinung, sondern ganzjährig ein Thema“, erklärt Polizeihauptkommissar Spessa.