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Sieben „falsche Pfleger“ im Knast

„Dunkelziffer“: Gibt es viel mehr betrogene Pflege-Senioren in der Region? Was jetzt passiert

In den vergangenen Wochen häufen sich Berichte über dubiose Haustürgeschäfte in Wasserburg.
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Um mindestens 60.000 Euro hat eine Diebesbande Senioren betrogen. Aber ist die Zahl vielleicht noch viel höher? (Symbol)

Eine Bande „falscher Pfleger“ soll Senioren mit einer neuen Betrugsmasche um mindestens 60.000 Euro erleichtert haben. Aber ist diese Zahl noch deutlicher höher? Was die Polizei dazu sagt - und wie es um die Sicherheitsmaßnahmen in den betroffenen Orten der Region wie Grassau steht.

Grassau/Rosenheim - Der Betrugsskandal durch „falsche Pfleger“ war auch am Tag nach der Enthüllung Ortsgespräch in Grassau. Schließlich hatte ein perfider Diebstahl von 30.000 Euro in bar im dortigen Betreuten Wohnen in der Kaiserblickstraße die bundesweiten Ermittlungen erst ins Rollen gebracht. Sieben Verdächtige sind wegen mutmaßlichen Bandenbetrugs in mehreren Bundesländern in Haft, der Gesamtschaden soll mindestens 60.000 Euro betragen. Neben Grassau gibt es mit Rimsting, Bernau und Traunstein bisher drei weitere bekannte Tatorte in der Region.

„Fehlen von Wertgegenständen noch nicht aufgefallen“?

Aber könnte das nur die Spitze des Eisbergs sein? „Es ist davon auszugehen, dass es eine Dunkelziffer gibt, da unter Umständen das Fehlen verschiedener Wertgegenstände noch nicht aufgefallen ist“, sagt Lisa Maier, Kommissarin beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf Anfrage des OVB: „Zum anderen besteht die Gefahr, dass Mitteilungen geschädigter dementer Seniorinnen und Senioren von Vertrauenspersonen aufgrund des Gesundheitszustandes nicht ernst genommen und somit nicht polizeilich bekannt werden.“

Zudem, so Maier, würden die Ermittlungen aufgrund der „Vielzahl der Fälle noch Wochen oder Monate andauern“. Auch die von der Polizei sichergestellten Wertgegenstände wie Goldschmuck, Diamantringe oder Goldbarren zuzuordnen – und sie ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben –, werde noch „Monate“ in Anspruch nehmen. Die zuständige Ermittlungsgruppe bei der Staatsanwaltschaft und Polizei Traunstein enthüllte den Betrugs-Skandal trotzdem schon jetzt, um vor der neuen Betrugsmasche mit „falschen Pflegern“ zu warnen. „Die echten Pflegedienste an den angegangenen Objekten wurden diesbezüglich sensibilisiert“, kommentierte Maier.

Das sagt das Seniorenzentrum Grassau

In Grassau – genau wie in einer Einrichtung in Traunstein – hat das bereits gefruchtet, denn dort scheiterten nach Angaben von Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze Anfang November Betrugsversuche. Kurze Zeit später gab es die Festnahmen von vier Männern und drei Frauen aus Rumänien. „Wir möchten der Staatsanwaltschaft Traunstein und der Kriminalpolizei Traunstein ganz herzlich für ihren Einsatz danken und zu diesem großen Fahndungserfolg gratulieren. Wir bedauern sehr, dass Bewohner des Betreuten Wohnens auf diese Weise durch eine organisierte Bande geschädigt wurden“, kommentierte Marina Egart auf OVB-Anfrage.

Die neue Masche der Pflege-Betrüger

Sie gaben sich als Pflegekräfte aus und erschlichen unter einem Vorwand Zugang zu den Wohnungen. Dort verwickelten die „falschen Pfleger” die Bewohner in ein Gespräch. In dieser Zeit schlüpfte ein weiteres Bandenmitglied unbemerkt von den Geschädigten in die Wohnung und entwendete Bargeld und Wertgegenstände. „Den Pflegeeinrichtungen kann man dabei keinen Vorwurf machen, weil im Betreuten Wohnen ja nicht ständig Pflegekräfte vor Ort sind und die Wohnungen zumeist in Nebengebäuden untergebracht sind”, so Vietze: „Das haben die mutmaßlichen Täter mit ihrer neuen Masche ausgenutzt.“

Die Geschäftsführerin des Seniorenzentrums Grassau stellte noch einmal klar, dass es sich bei den von den Betrügereien „betroffenen Personen ausschließlich um Bewohner der Betreuten Wohnanlage“ gehandelt habe. Die Gebäude befinden sich außerhalb des Seniorenheims: „Die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums Grassau waren von diesem Diebstahl nicht betroffen.“ Egart schilderte die perfide Masche der Bande: „Die Betrüger gaben sich fälschlicherweise als Mitarbeiter des Seniorenzentrums Grassau aus, um sich Zugang zu den Räumlichkeiten der Bewohner des Betreuten Wohnens zu verschaffen. Im Seniorenzentrum selbst wäre es den Betrügern viel schwerer gefallen, da man hier die falschen ‚Kollegen‘ sofort als nicht zur Einrichtung gehörig erkannt hätte.“

Als Konsequenz aus dem perfiden Betrug wurde auf Anraten der Polizei eine Kamera vor dem Seniorenzentrum Grassau aufgestellt, die den Eingang überwacht. Im Betreuten Wohnen ist eine Video-Überwachung allerdings aus rechtlichen Dingen nicht möglich. Dort wurde die strikte Anweisung ausgegeben, beim Klingeln nicht sofort die Tür zu öffnen, sondern erst bei hundertprozentiger Sicherheit über die Identität der Personen.

Polizeikommissarin Lisa Maier fordert Senioren in Pflegeeinrichtungen aller Couleur und ihre Vertrauenspersonen ebenfalls eindringlich zu noch mehr Vorsicht auf: „Bitten Sie Personen, die sie noch nie gesehen haben, an der Türe zu warten. Rufen Sie ein Pflegepersonal, das man kennt und dem man vertraut, um die Identität der fremden Person bestätigen zu lassen.“ Schließlich besteht wie immer in solchen Fällen die Gefahr von Nachahmungstätern.

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