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Kommen die 19 Prozent zurück?

„Existenzbedrohend“: Gastronomen im Wasserburger Land bangen wegen Mehrwertsteuer-Erhöhung

Droht eine Mehrwertsteuer-Erhöhung in der Gastronomie und damit eine Krise für die bayerischen Biergärten und Restaurants? Die Gastronomen im Wasserburger Land (von links) Peter Fichter, Georg Esterer, Matthias Eggerl und Christian Sanftl machen sich Sorgen.
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Droht eine Mehrwertsteuer-Erhöhung in der Gastronomie und damit eine Krise für die bayerischen Biergärten und Restaurants? Die Gastronomen im Wasserburger Land (von links) Peter Fichter, Georg Esterer, Matthias Eggerl und Christian Sanftl machen sich Sorgen.

Zum Jahresende soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent erhöht werden. Viele Wirte im Wasserburger Land bangen deswegen um ihre Zukunft. Welche Konsequenzen sie ziehen und wie tief die Gäste dann in die Tasche greifen müssen.

Wasserburg/Attel/Eiselfing/Ramerberg – Voller Sorge blicken die Gastronomen Deutschlands derzeit auf Berlin: Kommt das Ende der sieben Prozent Mehrwertsteuer? Ende 2023 soll die Sonderregelung – ursprünglich eingeführt um der Branche während der Corona-Pandemie unter die Arme zu greifen – auslaufen. Dann müssten die Restaurantbesitzer wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer von ihren verkauften Speisen abführen – bei Getränken ist der Steuersatz nie gesenkt worden. Schon 2022 drohte das Ende, dann wurde die Regelung aber aufgrund der hohen Energiekosten verlängert. Nun bangen die Gastronomen wieder, denn die Erhöhung könnte gravierende Konsequenzen haben.

Georg Esterer vom Gasthaus Esterer ist in Sorge.

„Das wäre nicht gut“, erklärt Georg Esterer vom Gasthaus Esterer in Ramerberg vorsichtig. Richtig Gedanken über die Konsequenzen der 19 Prozent habe er sich noch gar nicht machen können, gibt er zu. Andere Dinge, wie Personalnot, hätten ihn mehr beschäftigt. „Und jetzt, wo sich bei uns wieder alles eingependelt hat, wo es so schön gelaufen wäre, kommt das.“ Wahrscheinlich würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als mit den Preisen nach oben zu gehen, glaubt er. Um viel könne er aber noch nicht sagen.

20 Prozent Preiserhöhung im Gespräch

Matthias Eggerl vom Fischerstüberl Attel spricht von 20 Prozent Preiserhöhung.

Matthias Eggerl vom Fischerstüberl in Attel kann diese Frage konkreter beantworten. Um 20 Prozent müssten sie dann für 2014 erhöhen. „Da kommen die 12 Prozent zu der üblichen Preiserhöhung, die wir jedes Jahr machen dazu, damit landen wir bei dem Betrag“, erklärt er. Für ein Gericht im Fischerstüberl, beispielsweise „Hausgeräuchertes Forellenfilet mit Bratkartoffeln“, wie es auf der Speisekarte zu finden ist, müssten die Gäste anstatt 14,50 Euro dann 17,40 Euro bezahlen, also knapp drei Euro mehr.

Dass dies viel Geld sei, sei auch ihm bewusst, entsprechend mache er sich Sorgen, ob dies auch von den Kunden mitgetragen werde. „Sie werden immer preissensibler“, erklärt er. Im Fall der Fälle wolle das Fischerstüberl dann auf Alternativen wie günstigere Gerichte setzen. „Aber wir hoffen natürlich, dass es gar nicht erst zur Steuererhöhung kommt.“

Peter Fichter vom Stechlkeller vertraut auf die Politik.

Auch Peter Fichter vom Stechlkeller in Wasserburg spricht von einer Preiserhöhung um 20 Prozent. „Wir werden wegen der Inflation mit den Preisen demnächst um 10 Prozent nach oben gehen, aber wenn es zur Steuererhöhung kommt, dann müssten wir nochmal nachbessern.“ Allerdings zeigt sich der Wirt optimistisch. „Unser Bundeskanzler hat doch vor laufender Kamera versprochen, dass es bei sieben Prozent bleibt. Ich vertraue da auf die Politik.“

Für Christian Sanftl vom Gasthaus Sanftl ist die Mehrwertsteuer-Erhöhung existenzbedrohend.

Christian Sanftl, Inhaber vom Gasthaus Sanftl in Eiselfing, hofft ebenfalls auf ein Einlenken in Berlin. „Wenn es zur Erhöhung kommt, kann das existenzbedrohend sein“, erklärt er. Denn irgendwann gehe auch den Kunden in der Gastronomie „einfach das Geld aus.“ . Insbesondere da das Gasthaus Sanftl auf Feiern und Festlichkeiten ausgerichtet sei. „Da kommt dann am Ende ordentlich was zusammen. Das kann sich nicht mehr jeder leisten.“ Entsprechend hoffe er weiter, dass es gar nicht zur Steuererhöhung komme, doch Sorgen mache er sich schon. „Es ist Ungewissheit, die herrscht“, verdeutlicht er. Und das ausgerechnet jetzt, „wo wieder langsam Normalität einkehrt.“

Angela Inselkammer, Präsidentin des bayerischen Gaststättenverbands, fordert weiterhin sieben Prozent für die Speisen.

„Kriegen wieder was über die Rübe“

Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), sieht die geplante Wieder-Erhöhung der Mehrwertsteuer ähnlich kritisch wie die Wirte. Nach sieben Monaten Sperrung während der Pandemie und den daraus resultierenden Personalproblemen komme nun das nächste Problem auf die Gastronomen zu. „Es entsteht der Eindruck, dass wir immer wieder etwas über die Rübe kriegen.“ Und das, obwohl die Restaurantbesitzer in Bayern sich ständig an neue Gegebenheiten anpassen würden. „Jetzt bieten wir Mehrweg-Geschirr und Speisen aus regionalen Lebensmitteln an. Das ist sowieso schon belastend für die Gastronomie.“

Deshalb sei es absolut unverständlich, dass überhaupt über eine Steuererhöhung diskutiert werde. „Es ist ja kein Steuergeschenk. 23 EU-Staaten haben einen niedrigeren Steuersatz für die Gastronomie, weil es eine für die Gemeinschaft wichtige Einrichtung ist“, erklärt die Verbandspräsidentin. Nur in Deutschland werde über eine Erhöhung gesprochen und diese könnte gravierende Konsequenzen haben, ist Inselkammer überzeugt. „Eine Umfrage unseres Bundesverbands hat gezeigt, dass 12.000 Betriebe in Deutschland bei einer Steuererhöhung schließen müssten“, so die Verbandspräsidentin. Dies könnte auch gravierende Auswirkungen auf den Tourismus haben. „Was wäre denn ein schöner Sonntag, wenn man nicht in den Biergarten gehen kann? Das Urlaubsgefühl, für das Bayern so bekannt ist, wäre dahin.“

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