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So läuft die Umstellung im Wasserburger Land

Das neue E-Rezept – ein „Komfort für Patienten“? Warum sich Ärzte und Apotheker uneins sind

Einmal reingesteckt und fertig, so soll in Zukunft das einlösen von Rezepten funktionieren. Seit 1. Juli gibt es das Angebot des E-Rezeptes.
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Einmal reingesteckt und fertig: So soll in Zukunft das Einlösen von Rezepten funktionieren. Seit 1. Juli gibt es das Angebot des E-Rezeptes.

Schluss mit der Zettelwirtschaft: Seit Juli gibt es vom Arzt das elektronische Rezept für Medikamente. Es soll den Alltag von Patienten und Apothekern erleichtern. So die Idee des Gesundheitsministeriums. Doch wie kommt das neue Angebot im Wasserburger Land an? Die Meinungen darüber sind gespalten.

Wasserburg/Haag – Rosa Zettel am Ende mit den Worten „Rezept“ darauf, das gehört bei den meisten Arztbesuchen dazu. Noch – denn ab 2024 soll Schluss sein mit der Zettelwirtschaft, stattdessen kommt eine Alternative: Das E-Rezept. Bereits seit September 2022 können Praxen Verschreibungen auf eine App hochladen, die dann in den Apotheken ausgelesen werden können. Seit Juli 2023 geht es sogar noch einfacher, denn die Rezepte können direkt auf die Gesundheitskarte gezogen werden. Das ist zumindest die Idee dahinter. Doch wie eine Umfrage bei den Arztpraxen im Wasserburger Land zeigt, steckt das neue System noch in den Kinderschuhen.

Technische Probleme in den Praxen

„Theoretisch können wir die E-Rezepte anbieten“, erklärt Dr. Raimund Arnold von der Hausarztpraxis im Burgerfeld. Grundsätzlich finde er das E-Rezept auch eine gute Sache. „Ich versuche, Aufklärung bei meinen Patienten zu betreiben.“ Doch wie so oft scheitert es an der Umsetzung. „Das System ist leider sehr störanfällig.“ Immer wieder komme es zu technischen Ausfällen der Software, weshalb derzeit das E-Rezept nicht angeboten werden könne.

Ähnlich läuft es bei anderen Arztpraxen. Weder die Praxis von Christian Schrag, noch die von Andreas Rottenwaller aus Wasserburg bieten das E-Rezept derzeit an. Entweder hätten die Software-Firmen das Angebot wieder eingestellt oder das System wurde noch gar nicht installiert, wie Mitarbeiterinnen auf Anfrage erklären.

Grundsätzlich scheint es aber auch wenig Interesse seitens der Praxisbesucher zu geben, so zumindest der Eindruck der Ärzte. „Bei der Umstellung tun sich die Patienten schwer“, erklärt Arnold. Manche hätten auch Angst, zu einem „gläsernen Bürger“ zu werden, so der Eindruck in der Praxis von Schrag.

Positive Stimmung bei den Apothekern

Auch einige Apotheken im Wasserburger Land bestätigen den Eindruck, dass die Einführung des E-Rezeptes nur langsam vorangehe. Zwar habe er schon einige elektronische Verschreibungen bearbeitet, erklärt Tobias Schlosser, Inhaber der St. Jakobs Apotheke in Wasserburg. „Aber es stimmt – es sind sehr wenig Arztpraxen, die dieses Angebot bereits anbieten.“

Dass es oft an technischen Problemen liegt, habe auch er schon gehört. „Auf Apotheker-Seite funktioniert alles ohne Probleme“, erklärt er. Entsprechend gut sei sein Eindruck von dem neuen Konzept. Im Gegensatz zu den Arztpraxen habe er wiederholte Nachfrage danach. „Das Interesse der Kunden ist hoch“, erklärt er. „Und ich denke, dieses Angebot kann die heimische Apotheke stärken. Wenn das Rezept einmal auf der Gesundheitskarte ist und vor Ort auslesen werden kann, wenden sich hoffentlich viele Kunden lieber an die Apotheke im Ort als an den Online-Versandhandel.“ Dennoch steht für Schlosser fest: „Das Allheilmittel ist das E-Rezept nicht.“ Denn auch hier gebe es Nachteile. Beispielsweise könne die Dosierung von Medikamenten nicht wie bisher einfach händisch eingetragen werden, sondern müsse aufwändig mit einer digitalen Signatur angefügt werden. „Das ist ein Arbeitsschritt mehr“, so Schlosser.

Christina Mayerhofer, Leiterin der Grafschaft und Löwen-Apotheke in Haag, sowie der St. Ulrich Apotheke in Gars, steht der Einführung des E-Rezeptes ebenfalls sehr positiv gegenüber. Seit vergangenem Sommer würde der Apothekenverbund regelmäßig elektronische Verschreibungen von Kunden erhalten. „Aktuell bearbeiten wir sie deshalb täglich.“ Dabei laufe die Annahme der Rezepte und die Abgabe der Medikamente in der Regel sehr gut.

Allerdings nehme auch sie technische Probleme wahr. „Vonseiten der Apotheken-Software erkennen wir diese vor allem im Bereich der Abrechnung.“ Doch Mayerhofer sei zuversichtlich, dass diese bald behoben werden könnten. Sorgen bereite ihr außerdem das Internet, denn eine gute Verbindung sei Voraussetzung, um die Rezepte ausstellen zu können. „Und erst wenn sie nur noch elektronisch eingelöst werden, wird sich zeigen, ob die Server, auf die ganz Deutschland zugreift, ausreichend leistungsstark sind.“

Grundsätzlich sei die Digitalisierung im Gesundheitswesen aber ein wichtiger Schritt, der „viel Möglichkeit für Komfort und Service für die Patienten bietet.“ Beispielsweise müsse die Karte nur einmal im Quartal in die Praxis gebracht werden. „Falls weitere Medikamente im selben Quartal benötigt werden, werden diese einfach und digital auf die Gesundheitskarte geladen“, erklärt Mayerhofer. „Das ist für unsere Kunden sehr praktisch. Sie sparen sich den Weg zum Arzt.“

So funktioniert das E-Rezept

Seit 1. Juli 2023 gibt es für Versicherte laut Gesundheitsministerium verschiedene Optionen Rezepte einzulösen: über das übliche Papier-Rezept, also den rosa Zettel, die Rezept-App der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik), einen Papierausdruck des E-Rezepts oder über die elektronische Gesundheitskarte.

Wie das Gesundheitsamt erklärt, wird bei Verwendung der App das Rezept per Smartphone an die gewünschte Apotheke gesendet. Alternativ können die für die Einlösung des E-Rezepts erforderlichen Zugangsdaten als Papierausdruck in der Arztpraxis ausgehändigt werden. Seit 1. Juli 2023 können Patienten das E-Rezept auch einfach mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte einlösen. Diese müssen dazu nur die Karte in das Terminal der Apotheke stecken.

Versicherte benötigen für die Nutzung der E-Rezept-App eine elektronische Gesundheitskarte, die von den Kartenterminals ausgelesen werden kann (NFC-fähig), sowie ihren Versicherten-Pin. Diesen erhalten sie bei ihrer Krankenkasse. Die Rezept-App ist auf der Webseite der gematik oder unter www.das-e-rezept-fuer-deutschland.de/app zu finden.

Apotheken sind laut Gesundheitsministerium bereits seit 1. September 2022 mit den nötigen Systemen für das E-Rezept ausgestattet. Arztpraxen sind dazu angehalten, E-Rezepte vermehrt zu verwenden. Eine verpflichtende Nutzung wird ab 2024 eingeführt.

Von der Einführung des E-Rezeptes verspricht sich das Gesundheitsministerium mehr Komfort für Patienten und weniger Wege in die Arztpraxis, denn Folgerezepte sollen zukünftig ohne erneuten Arztbesuch ausgestellt werden können. Dadurch soll auch der Praxisalltag für die Ärzte erleichtert werden. Und auch den Apotheken bringe das Einlösen mit der eGK ohne aufwendige Authentifizierung Erleichterung im Arbeitsalltag, so das Gesundheitsministerium.

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