Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Energie- und Treibhausbilanz im Landkreis

CO2-Ausstoß im Kreis Rosenheim höher als im Bundesdurchschnitt: Das sind die Gründe

33 Prozent des Endenergieverbrauchs im Landkreis Rosenheim entfielen im Jahr 2019 auf den Verkehr. Vor allem auch das Fahrzeugaufkommen auf den Autobahnen schlägt sich in der Statistik nieder.
+
Die Autobahn A8 bei der Anschlussstelle Rosenheim West.

Das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) mit Sitz in Rosenheim hat die Energie- und Treibhausbilanz des Landkreises Rosenheim für 2019 vorgestellt. Diese Stärken und Schwächen attestiert die Studie dem Landkreis Rosenheim.

Rosenheim - Aus dem Papier, das der Umweltausschuss des Landkreises in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zur Kenntnis nahm und zur Veröffentlichung freigab, geht hervor, dass der Endenergieverbrauch im Betrachtungsjahr bei rund 8,87 Millionen Megawattstunden (MWh) lag. Der größte Anteil entfiel auf den Verkehr (33,4 Prozent), gefolgt von der Industrie (29,6), privaten Haushalten (29,0) und dem Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (7,9).

Knapp die Hälfte des Vebrauchs entfällt auf Industrie

2019 wurden im Landkreis rund 1,21 Millionen MWh Strom verbraucht. Knapp die Hälfte (47,8 Prozent) entfiel auf die Industrie. Dahinter rangieren Privathaushalte (27,4) und der Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (18,9). Für Heizwärme fiel ein Endenergieverbrauch von rund 4,76 Millionen MWh an. „Hier sehen wir immer noch einen starken Anteil an fossilen Energieträgern“, sagte Patrizia Pöllmann, die Leiterin des Projekts bei INEV.

Was den Gesamtausstoß an Kohlendioxid (CO2) pro Einwohner im Landkreis betrifft, hat INEV für das Jahr 2019 rund 2,71 Millionen Tonnen ermittelt. Statistisch gesehen kommen damit auf jeden Landkreisbewohner im Betrachtungszeitraum etwa 10,4 Tonnen CO2-Ausstoß. Damit liegt der Landkreis bei den Emissionen deutlich über dem Bundesschnitt, der mit 8,1 Tonnen pro Einwohner zu Buche schlägt.

Landkreis bemüht sich um Zertifizierung

Grund für die Erstellung der Studie ist die Tatsache, dass der Landkreis gemäß einem Beschluss des Kreistages seit dem Vorjahr am European Energy Award (EEA) teilnimmt. Es handelt sich dabei um eine Zertifizierung für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimaschutzpolitik von Kommunen im Rahmen eines EU-Projekts. Die Teilnehmer verpflichten sich, durch geeignete Maßnahmen darauf hinzuwirken, bis spätestens 2045 klimaneutral zu sein.

Ermittelt wurden die Werte nach der sogenannten Bilanzierungs-Systematik Kommunal (BISKO-Methode). Dabei handelt es sich um ein Verfahren, dessen Grundsätze eine Vergleichbarkeit der Kommunen ermöglichen.

Die Studie soll uns zeigen, wo wir im Moment stehen

Landrat Otto Lederer

„Die Studie soll uns zeigen, wo wir im Moment stehen. Das ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Zertifizierung“, sagte Landrat Otto Lederer (CSU) in der Sitzung. Patrizia Pöllmann wartete bei deren Präsentation im Gremium mit erfreulichen und weniger erfreulichen Erkenntnissen auf. Was den Anteil erneuerbar erzeugten Stroms betrifft, gibt es eine Überdeckung im Landkreis. Er liegt mit 162,8 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 42,1 Prozent. „Wir sind im Landkreis natürlich sehr privilegiert mit den großen Wasserkraftwerken“, begründete Pöllmann diese Zahl.

Über dem Bundesdurchschnitt

Auch beim Anteil der aus erneuerbarer Energie erzeugten Wärme liegt der Landkreis mit 17 Prozent über dem Bundesdurchschnitt (15). Negativ auf die Bilanz wirkt sich das große Verkehrsaufkommen aus, das mit einem Endenergieverbrauch von rund 2,96 Millionen MWh bilanziert wird. Hier fielen vor allem die Hauptverkehrsadern - die Autobahnen München-Salzburg und die Route vom Inntal-Dreieck nach Kufstein sowie die durch den Landkreis führenden Bundesstraßen - ins Gewicht, betonte Pöllmann.

Nicht zuletzt der Hinweis auf den Verkehrssektor ließ Andreas Winhart (AfD) an der Sinnhaftigkeit der Studie zweifeln. „Natürlich haben wir eine Menge Verkehr in der Region. Für den können wir teilweise nichts, und auf diesen Anteil können wir auch nicht Einfluss nehmen. Trotzdem haben wir ihn in der Bilanz“, sagte der Kreisrat. Dieser Umstand verfälsche diese. Seine Frage nach den Kosten der Studie blieb in der Sitzung unbeantwortet, Landrat Otto Lederer versprach jedoch, diese Information nachzureichen. Außerdem monierte der Kreisrat, dass in die Studie die Stromerzeugung durch die Inn-Kraftwerke einfließe, die österreichischen Investoren gehörten.

Die Untersuchung ist sehr wertvoll, weil wir jetzt ein Bild des Ist-Zustandes haben

ÜWG-Kreisrat Rainer Auer

Winharts Zweifel konnte der Landrat nicht nachvollziehen. „Die Vergleichbarkeit mit anderen Kommunen macht durchaus Sinn. Viel interessanter ist allerdings die Entwicklung, die der Landkreis durch gesetzgeberische Maßnahmen nimmt“, sagte Lederer. Außerdem sei es unerheblich, wem Kraftwerke gehörten oder wer den Verkehr verursache. „Der Ausstoß ist da,“, so Lederer. Rainer Auer (Parteifreie/ÜWG) teilte die Ansicht des Landrats. „Die Untersuchung ist sehr wertvoll, weil wir jetzt ein Bild des Ist-Zustandes haben. Ich bin jedenfalls dankbar für die Studie und hoffe, dass wir sie fortführen.“

Von Lederer gekontert wurde auch ein weiterer Kritikpunkt Winharts. Er störte sich daran, dass die jetzt vorliegenden Zahlen schon vier Jahre alt seien. Man habe sich bewusst für das Jahr 2019 entschieden, um Verzerrungen auszuschließen, die sich während der Corona-Pandemie ergeben hätten.

Da ist sehr viel Schätzung und Hochrechnung drin

CSU-Kreisrat Paul Unterseher

Paul Unterseher (CSU) wollte von Studienleiterin Patrizia Pöllmann konkrete Handlungsempfehlungen wissen. „Da ist sehr viel Schätzung und Hochrechnung drin. Wichtig für uns ist doch, welche Schlüsse wir ziehen sollen.“ Aus dem Stegreif zeichnete Pöllmann dem Gremium zwei Wege auf, die ihrer Ansicht nach erfolgversprechend sind: die Energieeffizienz steigern - vor allem im Gebäudebereich - und bei den Energieträgern einen Wechsel hin zu einem größerem Anteil an erneuerbaren Energien.

Für stärkere Nutzung von Biomasse

Eine stärkere Nutzung von Biomasse und der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) seien Maßnahmen, von denen sicherlich eine „positive Entwicklung“ ausgehen könne, sagte sie. Der Landrat befürwortete die Fortschreibung des Projekts, ließ aber auch die politische Verantwortung der Kreisgremien nicht außer Acht. „Wenn es um Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen geht, dann müssen wir uns die einzelnen Schritte ganz genau mit Blick auf deren Sinnhaftigkeit überlegen.“

Ein Hinweis, der dann auch Winhart besänftigte. So war am Schluss der Debatte auch er dafür, dass der INEV-Bericht auf geeigneten Kanälen, unter anderem der Homepage des Landkreises, veröffentlicht werden kann.

Kommentare