Diebe in der Dunkelheit
Die verschwundenen Kandidaten oder: Wer hat in Eggstätt die Wahlwerbung geklaut?
Auf einmal waren sie weg, der Hans und der Christoph. Naja, eigentlich die großen Werbeplakate der Eggstätter Bürgermeisterkandidaten Plank und Kraus. Verschwunden. Im Dunkel der Nacht. Die Langfinger unbekannt. Die Reaktionen unterschiedlich.
Eggstätt – „Ja mei, es gibt Schlimmeres“, sagt Hans Plank schmunzelnd. Da sei es in der Nacht zu Donnerstag (14. September) wohl irgendwem auf dem Heimweg langweilig gewesen. Jetzt stehe das Plakat mit Plank in Lebensgröße vermutlich in irgendeiner Hütte „und sie stoßen bei jedem Bier mit mir an“. Christoph Kraus glaubt nicht, dass es ein Betrunkener war, der am Freitag (15. September) zwei seiner Großplakate entfernte. „Ein Betrunkener reißt einfach runter, aber hier wurden 34 Kabelbinder durchtrennt und fast alle mitgenommen“. Und das an zwei exponierten Stellen im Ort. „Da gehört schon ein gewisser Mut dazu.“ Deswegen habe er auch Anzeige bei der Polizei erstattet.
Parteipolitische Motive? Eher unwahrscheinlich. Kraus ist bei der Bürgermeisterwahl am 8. Oktober – nötig geworden durch den krankheitsbedingten Rückzug des Amtsinhabers Christian Glas – Kandidat der Freien Bürger Eggstätt, Plank kandidiert für CSU, ÜWG und die Grünen. Alle im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen sind also gleichermaßen betroffen. Was allerdings Extremisten an beiden Enden des politischen Spektrums vermutlich gleichgültig wäre.
Kaum waren die Banner weg, hing an den Kraus‘schen Zäunen ein Verweis, dass man an seine Fotos auch ganz legal auf seiner Homepage komme. Plank sagte in einem Kurzvideo in den sozialen Netzwerken allen, die „ihren eigenen Hans“ haben wollten, die höchstpersönliche Lieferung eines Aufstellers zu. „Ich liefere heute Abend den siebten ab“, erzählt er lachend am Telefon.
Humor im Wahlkampf nicht vergessen
Plank sieht den Banner-Diebstahl verhältnismäßig locker, auch wenn die übergroßen Plakate schnell 150 bis 200 Euro kosten. „Meinen Humor muss ich mir auch im Wahlkampf erhalten, sonst arbeite ich mich auf“, sagt er. Und ein neues Motiv werde dieser Tage geliefert. „Es gibt immer Leute, die einen nicht mögen und dann nicht reden, sondern sich so äußern“, sagt Kraus. Da gehe durch solche Aktionen schon das Kopfkino los. Auch bei seiner Familie.
Materialschlacht eindämmen
Plank denkt über den 8. Oktober, den Tag der Landtags- und der Bürgermeisterwahl, hinaus. „Ich finde diese Materialschlacht schlimm“, sagt er. Gerade in so kleinen Orten wie Eggstätt kenne man sich doch. Vielleicht sei da eine Plakatierungssatzung angebracht, die die Wahlwerbung vernünftig kanalisiere.
Und wer sich bis zur Wahl seinen persönlichen Hans oder Christoph in den Garten oder auf den Balkon stellen will: Einfach mit den Kandidaten in Verbindung setzen. Leichter und legaler als lange Finger zu machen.