„Betriebe müssen kreativ sein“
Dinner Club: Was sich hinter dem spannenden Konzept im Landgasthof Hittenkirchen verbirgt
„Kreativ sein“. Das haben sich die Pächter des Landgasthofs Hittenkirchen in Bernau auf die Fahne geschrieben. Anstatt des normalen Gastbetriebes gibt es dort künftig Dinner Clubs.
Bernau am Chiemsee – „Unser Restaurant hat noch bis zum 31. August mittwochs bis samstags ab 18 Uhr für Dich geöffnet“. Das heißt es aktuell auf der Homepage des Landgasthofs Hittenkirchen in der Gemeinde Bernau. Stellt sich die Frage: Und jetzt? – Ist Schluss mit den gewohnten Öffnungszeiten, denn die Betreiber Patrick Bellahouel und seine Partnerin Anja Fellner ändern künftig ihr gastronomisches Konzept.
Seit Anfang 2020 sind die beiden die Pächter des Landgasthofs und mussten dabei schnell Kreativität zeigen. Denn kurz darauf begann der erste Corona-Lockdown. Doch diesen meisterten sie mit viel Zuversicht, wie sie in einem früheren OVB-Interview berichteten.
Landgasthof wird neu ausgerichtet
Bis zum 31. August diesen Jahres wurden im Landgasthof überwiegend Mehr-Gänge-Menüs angeboten. „Dabei haben wir bayerische und moderne Küche vereint“, erklärt Bellahouel auf OVB-Nachfrage. So standen auf der Speisekarte nicht der übliche Schweinebraten oder der Wurstsalat, sondern ausgefallene Gerichte, wie geräucherte Forelle mit Kaviar Vinnaigrette oder gedämpfte Zucchiniblüte. „Ganz wichtig ist es uns dabei, dass wir regionale Produkte verwenden“, fügt Bellahouel hinzu.
Mit dem 1. September wurde der Landgasthof aber neu ausgerichtet und das gastronomische Konzept geändert, wie der Pächter mitteilt. Und zwar in Form eines so genannten Dinner Clubs. Dabei handelt es sich um Veranstaltungen, die bestimmten Themen gewidmet sind. Am 1. September findet zum Beispiel eine Küchenparty statt. „Die Gäste kommen, werden mit Getränken versorgt und können dann den Köchen bei der Essenszubereitung über die Schulter schauen“, sagt Bellahouel. Weitere Ideen seien schon in Planung.
Dinner Club als Lösung für Personalmangel?
Mit diesen Dinner Clubs wollen die Betreiber dem Personalmangel entgegenwirken. Denn auch wenn Lockdowns oder Corona-Regelungen kein Problem mehr für die heimische Gastronomie sind, gibt es andere Hürden, die ihnen zu schaffen machen. Ganz vorne mit dabei: Fehlendes Personal. „Wir sind seit 2020 auf der Suche nach weiterer Unterstützung“, klagt Bellahouel, „und das ist natürlich auch für uns mit sehr viel Aufwand verbunden.“ Für Bellahouel und Fellner war klar: Das ist kein sinnvoller Weg, es muss sich etwas ändern.
So hat der Landgasthof Hittenkirchen seit dem 1. September nicht mehr zu den gewohnten Zeiten geöffnet, er steht ausschließlich an ausgewählten Terminen zur Verfügung. „Natürlich werden unsere Hotelgäste trotzdem noch versorgt, der Sonntagsbrunch findet weiterhin statt und andere Veranstaltungen sind ebenso gerne willkommen“, fügt Bellahouel hinzu.
Die Dinner Clubs findet auch Theresa Albrecht, Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) im Kreis Rosenheim eine gute und kreative Idee, wie sie gegenüber dem OVB bestätigt. Sie betont außerdem: „Die Betriebe müssen generell kreativ sein!“ Denn neben des Personalmangels habe die Branche zudem mit den hohen Energiekosten zu kämpfen und der für 2024 geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. „Sollte die wirklich von sieben auf 19 Prozent erhöht werden, dann wird es einigen nicht mehr möglich sein, ihre Gaststätten zu betreiben“, warnt Albrecht.
Wie oft die Dinner Clubs im Landgasthof Hittenkirchen veranstaltet werden, richtet sich nach den Mitarbeiterkapazitäten, teilt Bellahouel mit. „Wir können 80 Mitarbeiterstunden pro Woche vergeben, 25-30 werden für das Frühstück der Hotelgäste weggerechnet, und dann kommt es noch drauf an, wie viele Stunden für andere Veranstaltungen anfallen.“ Interessierte können sich aber über die Homepage des Landgashofs Hittenkirchen www.der-landgasthof.bayern mit einer Nachricht an die Betreiber wenden und werden dann in einen Email-Verteiler aufgenommen, der über die Dinner Club Veranstaltungen informiert. Auch auf der Homepage selbst und in den sozialen Netzwerken werden sie zu finden sein. Dann können sich alle Interessierten anmelden. Insgesamt ist in der Gaststube Platz für 35 Personen.