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Rettungsschwimmer und Fachpersonal begehrt

So trotzen die Thermen in der Region der Personalnot

Für Sicherheit im Schwimmbecken der Chiemgauthermen sind Matthias Böser, David Schwenke und Geschäftsführer Markus Füller zuständig.
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Für Sicherheit im Schwimmbecken der Chiemgauthermen sind Matthias Böser, David Schwenke und Geschäftsführer Markus Füller zuständig.

Das Fachpersonal schwindet im Bäderbetrieb jedes Jahr. Bademeister sind Mangelware. Während viele Bäder Alarm schlagen, läuft der Schwimmbetrieb anderswo stabil. Das sind die Hintergründe.

Bad Endorf – „Der Begriff Bademeister ist heute eigentlich nicht mehr richtig“, sagt Markus Füller, Geschäftsführer der Chiemgau Thermen in Bad Endorf. Er beschreibe die Tätigkeit mit all ihren Facetten nicht korrekt. Fachangestellter im Bäderbetrieb laute die Bezeichnung. Eine dreijährige Ausbildung müsse absolviert werden. „Weil es schwierig ist, Fachpersonal zu finden, haben wir angefangen, selbst auszubilden“, erläutert Füller. Für jeden Ausbildungszyklus gebe es mindestens ein bis zwei Bewerber.

Mehr als nur am Beckenrand sitzen

David Schwenke hat seine Ausbildung 2015 in den Chiemgau Thermen begonnen. „Neben dem sportlichen Aspekt beinhaltet die Ausbildung auch technische Kenntnisse“, erklärt er. So könne er auch Wasserproben entnehmen und analysieren, sowie Reparaturen an den Schwimmbecken vornehmen. Auch die physischen Anforderungen seien hoch. „Die sind aber nicht ohne Sinn so hoch“, sagt Schwenke. Denn im Notfall müsse man eine Person aus dem Wasser ziehen können. Die Voraussetzungen zu senken, um so mehr Personal zu erhalten, sei keinesfalls zielführend und ginge auf Kosten der Sicherheit.

3000 Fachkräfte fehlen bundesweit

Laut dem Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister fehlen bundesweit rund 3.000 Fachkräfte. Als mögliche Gründe für den Personalmangel sieht der Verband familienunfreundliche Dienstzeiten sowie eine „nicht wertschätzende Bezahlung“. Außerdem gingen die geburtenstarken Jahrgänge nun Zug um Zug in Rente.

Um als Schwimmaufsicht zu arbeiten müsse man jedoch nicht zwingend die Ausbildung zur Fachkraft absolviert haben, erklärt Markus Füller. Man könne auch das Rettungsschwimmabzeichen Silber der Deutschen Lebensretter-Gesellschaft (DLRG) machen. Insgesamt verfüge die Therme über zwei Fachangestellte sowie ein Azubi zum Fachangestellten. Hinzu kämen die Rettungsschwimmer für die Badeaufsicht.

Mitarbeiter ausbilden und halten

Schwenke ist nach seiner Ausbildung im Unternehmen geblieben. Das sei laut seinem Vorgesetzten Matthias Böser nicht selbstverständlich. „Aber unser Ziel ist es natürlich, das Personal zu halten. Deswegen haben wir überhaupt erst mit dem Ausbilden begonnen“, sagt er und lacht. Böser ist Abteilungsleiter für Thermenlandschaft, Saunawelt und Wellness. Im Betrieb arbeitet er seit 1999. „Für mich ist es ein toller Job. Wenn ich die Freude der Gäste sehe, bin ich zufrieden“, so Böser. Auch das familiäre Klima trage dazu bei.

Gut aufgestellt bei Kinder-Schwimmkursen

Auch bei den Schwimmlehrern hat Füller vorgesorgt. „Wir haben mehrere top Schwimmerinnen für uns gewinnen können“, berichtet er. Die Kurse für Babys, Klein- und Schulkinder laufen über das im Haus gelegene Fitness-Studio Promoveo, das ebenfalls zu den Gesundheitswelten Chiemgau gehört. Die Einheiten finden im rund 32 Grad warmen Trainingsbecken statt.

Die Schwimmkurse für die Kleinen sind Füllers Steckenpferd und liegen ihm besonders an Herzen. „Ich habe auch Kinder. Als Elternteil ist man viel entspannter, wenn man weiß, dass sich die Kinder sicher im Wasser bewegen können.“ Daher sei es wichtig, dass die Schwimmtrainerinnen über eine Zusatzqualifikation für Baby- und Kleinkindschwimmen verfügen. Er selbst sei leidenschaftlicher Schwimmer. Dadurch sei er gut vernetzt.

Jedes fünfte Grundschulkind kann nicht schwimmen

Laut einer Mitteilung der Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) hat sich die Die Zahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, verdoppelt. Zu diesem Ergebnis sei eine repräsentative Umfrage von Forsa im Jahr 2022 gekommen. Zum Vergleich wurden die Ergebnisse einer Umfrage herangezogen, die die DLRG zuletzt im Jahr 2017 in Auftrag gegeben hätte. Damals konnten den Angaben der Eltern zufolge zehn Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. 2022 waren es 20 Prozent.

Bei der Personalakquise baue man in den Chiemgau Thermen nicht nur auf Personalausschreibungen. „Wir haben auch Angestellte, die vorher unsere Kunden waren“, erklärt Böser. Ein guter Kontakt zu seinen Gästen sei das A und O. „Gleichzeitig findet man dadurch Leute, die schwimmbegeistert sind“, fügt Füller hinzu. Der Thermenbetrieb hat seiner Ansicht nach einen weiteren Vorteil für Arbeitnehmer. „Wir sind ein Ganzjahresbetrieb“, sagt er. Da Freibäder nur saisonal geöffnet hätten, könne das ein Grund sein, warum sich die Personalsuche dort schwieriger gestalte.

Corona hat Bad Aiblinger Therme zwischenzeitig in Personalnot gebracht

In der Therme Bad Aibling war die Personalnot nach Corona groß, sagt Stefan Barber, Werkleiter der Stadtwerke Bad Aibling. Da neben der Therme auch das angrenzende Freibad sowie das Freibad Harthausen personell besetzt werden müssten, sei die Situation angespannt gewesen. Viele der Rettungsschwimmer seien aufgrund des Lockdowns und der ausbleibenden Anstellung in andere Branchen gewechselt.

Den Badebetrieb in Bad Aibling überwacht die Fachangestellte für Bäderbetriebe Jana Degler am Beckenrand.

Auch in der Therme Bad Aibling werden zusätzlich zum ausgebildeten Fachpersonal auch Rettungsschwimmer als Badeaufsicht angestellt. Gerade im vergangenen Jahr und Anfang dieses Jahres sei es laut Barber noch schwierig gewesen, die Schichten voll zu besetzen. Vor einigen Monaten dann die plötzliche Wendung: „Inzwischen hat sich die Situation entspannt. Jetzt haben wir keine Personalnot mehr“, berichtet Barber. Als Grund dafür vermutet er die Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Situation. Die Stadtwerke als öffentlicher Arbeitsgeber bieten gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Sicherheit und Bezahlung nach Tarif.

Voraussetzungen für den Job müssen hoch bleiben

Während des Badebetriebs seien laut Barber immer fünf Angestellte gleichzeitig im Dienst. „Wir konnten zwei Rettungsschwimmer in Vollzeit gewinnen“, freut sich der Werksleiter. Auch für das kommende Jahr seien alle Schichten besetzt. Die Anforderungen an den Job zu senken, käme für Barber nicht in Frage. „Da machen wir lieber zu.“ Denn der Gast hat für ihn einen Anspruch auf Komfort, vor allem aber auf Sicherheit.

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