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Der Denkmalschutz gab grünes Licht

Die Priener stehen im Regen: Der Bahnhof hat keine Überdachung mehr - wie es nun weitergeht

Bis vor zwei Wochen gab’s hier noch einen Regenschutz: Jetzt sind die wartenden Kunden der Deutschen Bahn im Priener Bahnhof den Wetterkapriolen ausgesetzt. Die Dachhaut des historischen Bahnsteigdächer-Ensembles wurde vor wenigen Tagen abgebaut.
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Bis vor zwei Wochen gab’s hier noch einen Regenschutz: Jetzt sind die wartenden Kunden der Deutschen Bahn im Priener Bahnhof den Wetterkapriolen ausgesetzt. Die Dachhaut des historischen Bahnsteigdächer-Ensembles wurde vor wenigen Tagen abgebaut.

Die Priener stehen jetzt erst einmal im Regen: Der Denkmalschutz hat grünes Licht für Abbau der Dächer am Bahnsteig gegeben, die Bahn hat sie abgenommen – ohne, dass die Kommune darüber informiert wurde. Wie es mit der Bahnsteig-Bedachung nun weitergehen soll.

Prien – Es war ein ungewohntes Bild am Priener Bahnhof in diesen Tagen: Lange Reihen aufgespannter Regenschirme auf den Bahnsteigen, große Pfützen in allen Laufbereichen und eine aus allen Nähten platzende Wartehalle.

Vorbei die Zeit, in der Bahnreisende vor nassen Wetterkapriolen geschützt auf ihren Zug warten konnten: In einer Wochenend-Aktion hatte die Deutsche Bahn (DB) Ende April die Dachhaut der Bahnsteig-Dächer abbauen lassen. Obwohl das über 100 Jahre alte historische Ensemble unter Denkmalschutz steht.

Dachhaut aus Sicherheitsgründen abgebaut

„Aus Sicherheitsgründen“, argumentierte der Staatskonzern Anfang Mai lapidar, wie er über eine Pressesprecherin auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen wissen ließ. Konkrete Fragen nach Abstimmung mit dem Denkmalsschutz blieben unbeantwortet. Auch die, warum die gesamte Konstruktion in den vergangenen Jahren nicht regelmäßig gepflegt und vor Verwitterung geschützt wurde; zum Beispiel mit simpler Rostschutzfarbe…

Erneute Kritik an der Vorgehensweise

Die Aktion der Bahn hatte für kontroverse Reaktionen gesorgt. „Der Markt Prien wurde vorab nicht entsprechend über die tatsächliche Umsetzung informiert“, wiederholte Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) gegenüber unserer Zeitung seine Kritik an der Vorgehensweise. „Ein Antrag auf eine entsprechende denkmalschutzrechtliche Erlaubnis, bei der die Kommune zu beteiligen wäre, hat uns nicht erreicht.“

Rostschutzfarbe zur rechten Zeit hätte diesen Zustand verhindern können.

Das Protokoll von einem Ortstermin Ende März laut Bahn „mit Vertretern der DB, der Projektleitung, des Landesamtes für Denkmalpflege, der unteren Denkmalschutzbehörde, des Marktes Prien mit Erstem und Zweitem Bürgermeister, dem Heimatpfleger sowie weiteren Mitarbeitern des Bauamtes“ sei ihm erst nach dem Dachabriss „nachträglich“ zugestellt worden. Auch die untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Rosenheim tappte im Dunkeln und ließ über ihre Pressestelle auf die übergeordnete Behörde verweisen (wir berichteten).

Eine erneute Anfrage bei der DB sowie beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München brachte jetzt doch noch Licht ins Dunkel des „Informationsstaus“. „Aus verkehrsrechtlichen Gründen musste die Dachhaut kurzfristig als Vorabmaßnahme entfernt werden, um die Belastung auf die Unterkonstruktion zu reduzieren“, teilte eine Sprecherin des Bahn-Regionalbüros „Kommunikation Bayern“ aus München mit, die ihren Namen nicht in unserer Zeitung lesen möchte.

„An zahlreichen Stellen der Dachhaut findet man lokale Durchrostungen, es sind Klemmen am Dach beschädigt, Befestigungspunkte am Dachblech sind marode, die Entwässerungsrinnen sind dicht. Es wurde zum Teil auch die völlige Durchrostung in den Anschlusspunkten festgestellt“, hieß es in der DB-Stellungnahme weiter. Und: „An alle Teilnehmer wurde das Besprechungsprotokoll verteilt, hier ist nachzulesen, dass die Dachhäute ab dem 28. April entfernt werden sollen.“ Die Dächer würden durch Treppeneinhausungen und ein Wetterschutzhaus am Gleis 1a ersetzt. Dazu versicherte die Bahnsprecherin: „Einvernehmen mit der Denkmalschutzbehörde wurde hergestellt.“

Dies bestätigte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unserer Zeitung. Die Behörde sei tatsächlich darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass die Bahnsteigüberdachungen nicht mehr sicher waren, erklärte Pressesprecherin Juliane Grimm am Freitag unserer Zeitung. „Vor allem die Windlasten beziehungsweise Belastungen durch vorbeifahrende Züge mussten reduziert werden. Der Abbau der Dächer war also notwendig, um die Sicherheit von Bahngästen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin gewährleisten zu können. Die Sicherheit von Menschen hat auch für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege höchste Priorität“, so Grimm.

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Mit der Bahn sei nun vereinbart worden, dass der historische Bestand systematisch untersucht wird. „Diese Analyse soll als Grundlage dienen für eine Schadensbilanz und ein mögliches Instandsetzungskonzept für die unter Denkmalschutz stehende Bahnsteig-Bedachung. Die Ergebnisse wurden uns bis Ende des Jahres zugesagt.“

Konstruktion vor Schäden schützen

In der Zwischenzeit muss die Deutsche Bahn laut Denkmalschutzbehörde die Eisenkonstruktion vor weiteren Schäden schützen. Um dafür geeignete Lösungen zu finden zum Beispiel mit Abdeckungen und schützende Anstriche, gebe es zwischen der DB und dem Landesamt „einen konstruktiven Austausch“, so Juliane Grimm abschließend.

Was dennoch stutzig macht: Anders als in der offiziellen Liste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege aufgeführt und festgelegt, sind nach Darstellung der Bahn nur „die Träger und Stützen, jedoch nicht die Dachteile historisch geschützt“.

Das lässt nach dem bisherigen Verlauf der Thematik vermuten, dass die Bahnreisenden in Prien wie jetzt auch die historischen Säulen wohl noch länger im Regen stehen gelassen werden.

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