Geriatrischer Reha-Einrichtung arbeitet auf Restart hin
Alter Chef weg, neues Konzept da: So will die Fachklinik Bruckmühl gravierende Missstände beseitigen
Die Fachklinik Bruckmühl, die im Sommer aufgrund gravierender Missstände für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, arbeitet unter Hochdruck auf ihre Wiedereröffnung hin. Was das Gesundheitsamt zum neuen Konzept sagt – und wieso der vorherige Klinikchef gehen musste.
Bruckmühl – „Wir wollen einer der Top-Standorte für die geriatrische Rehabilitation in Deutschland werden.“ Mit diesen Worten hatte der neu eingesetzte Geschäftsführer Jens Brockmann Ende August 2023 den Startschuss für den Neustart der Fachklinik Bruckmühl gegeben, nachdem dort massive Missstände aufgedeckt worden waren. Doch wie wird das neue Konzept aussehen, mit dem eine „exzellente geriatrische Rehabilitation“, wie es Brockmann formuliert, erreicht werden kann? Und wann will die Klinik, die seit Herbstbeginn keine Patienten mehr aufgenommen hat und seitdem am Restart feilt, wieder öffnen? Das OVB hat nachgehakt.
Gesundheitsamt verhängt Aufnahmestopp gegen Einrichtung
Ein Rückblick: Nach einer unangekündigten Begehung durch das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim Anfang August 2023, bei der unter anderem zum Teil erhebliche Missstände bei der Basishygiene, der Dokumentation sowie der Patientenversorgung aufgedeckt worden waren, verhängte die Aufsichtsbehörde einen Aufnahmestopp für die Einrichtung, der zunächst bis 25. August Bestand hatte. Bei einer erneuten Begehung bescheinigte das Gesundheitsamt der Einrichtung dann, dass die festgestellten Mängel „weitgehend abgestellt“, die Anforderungen umgesetzt worden seien. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachklinik haben in den vergangenen Wochen in einem großen Kraftakt Strukturen, Prozesse und Ausstattung deutlich verbessert“, teilte ein Behörden-Sprecher damals mit.
Doch nicht nur die Aufsichtsbehörde, auch der Inhaber der Klinik, die BBB Gesundheitsbetriebe Holding, hatte auf die Missstände reagiert und Jens Brockmann, Senior-Manager bei der Oberender AG aus Bayreuth, einem Unternehmensberater im Gesundheitswesen, die Geschäftsführung übertragen. Als eine seiner ersten Handlungen kündigte der 50-Jährige an, einen runden Tisch ins Leben zu rufen, um gemeinsam mit Behörden und Versicherungen das neue Konzept für die Einrichtung abzustimmen.
Für Brockmann ein wichtiger Meilenstein, der Ende Oktober stattgefunden hat. Dort hatte sich die Geschäftsführung der Fachklinik unter anderem mit Vertretern des Landratsamtes, Sachverständigen aus den Bereichen Krankenhaussanierung und Krankenhaushygiene sowie dem Beirat der Klinik getroffen, um „das neu entwickelte Geriatrische Rehabilitationskonzept“ zu verabschieden. Entwickelt wurde das Konzept nach Angaben des neuen Geschäftsführers von Dr. Dieter Lüttje, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Organisation „Bundesarbeitsgemeinschaft der Klinisch-Geriatrischen Einrichtungen“, sowie Johannes Lederer, Pflegemanager der Oberender AG.
Gespräche sind „von allen Seiten konstruktiv und fokussiert“ geführt worden
„Das neue geriatrische Rehabilitationskonzept ist von Seiten der Behörde – mit den gewünschten Ergänzungen – für sinnvoll und umsetzungswert befunden worden“, teilte Brockmann gegenüber dem OVB mit und bezeichnete die Gesprächsatmosphäre als „offen, konstruktiv und vertrauensvoll“. Eine Einschätzung, die Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, nur bestätigen kann. Seinen Angaben nach sei das Gespräch „von allen Seiten konstruktiv und fokussiert“ geführt worden, die Atmosphäre sei „freundlich und vertrauensvoll“ gewesen, wie ein Sprecher des Landratsamtes mitteilte.
Nach Angaben der Behörde hätten alle Beteiligten versucht, „gemeinsame Vereinbarungen für einen zukünftigen, qualitativ hochwertigen Klinikbetrieb zu finden“. Bevor der Klinikbetrieb wieder aufgenommen werden könne, seien zwar noch „einige wichtige Punkte“ zu klären, so der Behördensprecher weiter. „Wir befinden uns aber auf der Zielgeraden und ich bin zuversichtlich, dass wir eine tragfähige Einigung für ein Rehabilitätskonzept nach dem anerkannten Stand der Rehabilitationsmedizin als Grundlage für die Wiederaufnahme des Klinikbetriebs schaffen werden“, kommentierte Dr. Hierl die bisherigen Ergebnisse. Die Wiederaufnahme des Betriebs werde allerdings erst gestattet, „wenn alle besprochenen Punkte vollumfänglich sichergestellt sind“.
Wasserschaden sorgt für „erhebliche Sanierungsarbeiten“
Brockmann selbst geht weiterhin davon aus, „Anfang Januar die Geriatrische Rehaklinik Bruckmühl wiedereröffnen zu können“. Die „erheblichen Sanierungsarbeiten aufgrund eines massiven Wasserschadens“ stünden kurz vor dem Abschluss, die ersten Abnahmen seitens der Behören seien noch für November geplant. Auch aus dem Personalbereich gibt es nach Angaben des 50-Jährigen positive Nachrichten. Das bisherige Stammpersonal sei im pflegerischen und ärztlichen Bereich „in Teilen um erfahrene Fachkräfte ergänzt“ worden und in den kommenden Monaten weiter aufgestockt werden, wobei Brockmann von geplanten Einstellungen im zweistelligen Bereich spricht. Den Mitarbeitern selbst soll nach Angaben des Klinikchefs ein hohes Maß an Mitspracherecht bei den Rahmenbedingungen eingeräumt werden. Sogar über den zukünftigen Namen der Einrichtung soll die Belegschaft demnächst entscheiden.
Nicht mehr zum Personal und damit bei allen Entscheidungen außen vor ist hingegen Professor Dr. Nikolaus Netzer, unter dessen Geschäftsführung die Missstände aufgetreten waren. Auch als Arzt der Fachklinik sei Netzer nicht mehr im Einsatz, wie Brockmann gegenüber dem OVB bestätigte.. Zu den genauen Details der Trennung wollte sich der neue Geschäftsführer zwar nicht äußern, stellte aber klar, dass „ein Wechsel in der Unternehmensführung seitens der Behörden gefordert worden“ sei.
Etwaigen Ängsten und Befürchtungen, sein Arbeitgeber, die Oberender AG, könnte die Klinik kaputtsparen, will der 50-Jährige dagegen gleich im Vorfeld entgegentreten. „Wir schließen keine Kliniken, sondern versuchen, diese im Krisenfall zu retten beziehungsweise im Normalfall zu entwickeln“, so Brockmann. „Mit unseren umfassenden und wissenschaftlichen sowie medizinisch fundierten Konzepten, wie auch im Fall der Fachklinik Bruckmühl, stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden.“ Wobei das Bruckmühler Konzept dann als Blaupause für die geriatrische Reha-Fachklinik Lenggries (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen“ dienen soll. Dort wurde der 50-Jährige ebenfalls als Geschäftsführer eingesetzt, nachdem die Einrichtung wegen massiver Mängel am 31. August 2023 schließen musste. Brockmann geht davon aus, dass diese Klinik m Frühjahr 2024 wieder ihren Betrieb aufnehmen kann.