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Geriatrische Einrichtung vor Wiedereröffnung

Neustart nach massiven Missständen: Ist die Reha-Klinik Bruckmühl wirklich bereit?

Wollen der Klinik in Bruckmühl wieder zu einem guten Ruf verhelfen: Chefärztin Dr. Katalin Radi und Geschäftsführer Jens Brockmann in einem Therapieraum der geriatrischen Reha-Einrichtung.
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Wollen der Klinik in Bruckmühl wieder zu einem positiven Ruf verhelfen: Chefärztin Dr. Katalin Radi und Geschäftsführer Jens Brockmann in einem Therapieraum der geriatrischen Reha-Einrichtung.

Die Verantwortlichen der Geriatrischen Rehabilitation Oberbayern (GRO), vormals Fachklinik Bruckmühl, sind zuversichtlich, dass die Einrichtung, die 2023 durch massive Missstände Schlagzeilen machte, bald den Neustart wagen kann. Doch ist der Optimismus berechtigt?

Bruckmühl – Hatte der frische Kaffee in seiner Hand, der erste des Tages, noch für gute Laune bei Geschäftsführer Jens Brockmann (50) gesorgt, treibt ihm jetzt ein Telefonat ein Runzeln auf die Stirn. Wurde er doch gerade darüber informiert, dass zwei Zimmer aufgrund von Problemen mit den Nasszellen vorläufig gesperrt werden müssen. Und das, wo doch der neue Geschäftsführer der ehemaligen Fachklinik Bruckmühl, mittlerweile Geriatrische Rehabilitation Oberbayern (GRO), seit Monaten auf den Neustart der Einrichtung hinarbeitet. „Solche Probleme nerven mich in dieser Anlaufphase natürlich wahnsinnig“, sagt Brockmann, der nach einem weiteren Schluck Kaffee aber schon wieder lachen kann.

Kampf gegen einen Wasserschaden und gegen erhebliche Missstände

Wobei die gute Laune sicherlich auch damit zu tun hat, dass Brockmann mit einer baldigen Neueröffnung der geriatrischen Klinik rechnet. Denn die Einrichtung hatte im vergangenen Jahr nicht nur mit einem Wasserschaden zu kämpfen, sondern auch mit erheblichen Missständen in puncto Basishygiene, Dokumentation und Patientenversorgung, die bei einer Begehung durch das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim aufgedeckt worden waren. Woraufhin der Inhaber der Klinik, die BBB Gesundheitsbetriebe Holding, die Reißleine zog: Der bisherige Geschäftsführer, Professor Dr. Nikolaus Netzer aus Bad Aibling, musste gehen, Brockmann übernahm das Ruder. Zudem entschieden die Verantwortlichen, den laufenden Betrieb vorübergehend einzustellen, um unter dem neuen Geschäftsführer einen kompletten Neustart zu wagen.

Ein Neustart, der nach Einschätzung des 50-Jährigen nur noch eine Frage von Tagen sein dürfte. Aktuell werden in den Räumlichkeiten am Dr.-Wilhelm-Glasser-Weg zwar bereits Patienten betreut. Allerdings nur Privatpatienten, nachdem die gesetzlichen Kassen noch auf grünes Licht des Medizinischen Dienstes Bayern warten, der derzeit die geriatrische Fachklinik auf Herz und Nieren prüft. „Ich rechne eigentlich täglich damit, dass wir positive Nachrichten bekommen“, sagt Brockmann.

Positive Nachrichten aus dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim

Seitens des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim hat die Klinik bereits positive Nachrichten erhalten, wie Simone Beigel, Sprecherin des Landratsamtes Rosenheim, bestätigt. „Am 15. Januar wurde der Geriatrischen Rehabilitation Oberbayern – Bruckmühl GmbH mit einem aktualisierten Konzessionsbescheid die Erlaubnis zum Betrieb der geriatrischen Rehabilitationsklinik erteilt“, so Beigel. „Insofern steht der Wiederaufnahme des Betriebs der Klinik von Seiten des Gesundheitsamts und der Konzessionsbehörde am Landratsamt Rosenheim nichts im Wege.“

Nach Angaben von Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes, für dessen Behörde unter anderem „die Patientensicherheit“ und „eine qualitativ hochwertige Versorgung und Pflege“ höchste Priorität habe, seien seitens der Einrichtung alle Auflagen erfüllt worden. „Die Zusammenarbeit der neuen Geschäftsführung und der Chefärztin mit den Überwachungsbehörden war stets sehr konstruktiv, vertrauensvoll und geprägt von großer Offenheit“, lobte Dr. Hierl das Verhalten der neuen Klinikleitung.

Prüfung durch den Medizinische Dienst Bayern: So ist der Stand der Dinge

Der Medizinische Dienst Bayern (MD) prüft im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände das Konzept der Geriatrischen Rehabilitation (GRO), vormals Fachklinik Bruckmühl. Im Mittelpunkt der Prüfung steht nach Angaben von Fabienne Rzitki, Sprecherin des MD, die Frage, „ob das vorgelegte Konzept nebst Unterlagen aus sozialmedizinischer Sicht den Anforderungen entspricht, die an ein geriatrisches Rehabilitationskonzept zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherungen zu stellen sind“. Aktuell gäbe es seitens der Klinik aber noch einige relevante Aufgaben, „um die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der stationären geriatrischen Rehabilitation mit der notwendigen Qualität zu erfüllen“. Diese Punkte seien nach Einschätzung des MD aber für die Klinik „realisierbar“. Wann mit einem Ergebnis der Prüfung zu rechnen ist, dazu kann die MD-Sprecherin keine genauen Angaben machen. „Aktuell eingereichte ergänzende Angaben werden derzeit final bewertet“, teilte Rzitki auf OVB-Anfrage mit. „Das weitere Prozedere obliegt der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände.“

„Wir haben uns wirklich komplett neu ausgerichtet“, macht der neue Chef, der für die Oberender AG aus Bayreuth, einem Unternehmensberater im Gesundheitswesen, arbeitet, deutlich. Im Mittelpunkt des Konzeptes: klare Strukturen, Mitspracherecht der Angestellten, ständige Reflexion und qualifizierte Mitarbeiter. So wurde eine Vielzahl der über 80 Pflegekräfte während der patientenlosen Phase nicht nur fachlichen Prüfungen unterzogen, sondern auch in Deutsch geschult und getestet. „Der Bedarf an den Kursen und Prüfungen war groß“, macht Brockmann deutlich. „Nicht alle Mitarbeiter haben die Herausforderungen letztlich erfüllen können.“ Sieben Pflegekräften sei gekündigt worden.

Herzstück der Neuausrichtung: Chefärztin Dr. Katalin Radi (37), die das zehnköpfige Ärzteteam leitet. Und die für die Klinik keine Unbekannte ist. Denn die gebürtige Ungarin war dort bereits von Dezember 2021 bis Ende Juli 2023 als Oberärztin beschäftigt, zog dann allerdings die Reißleine, „weil ich mit den Zuständen dort nicht einverstanden war“. Nähere Angaben will sie sich dazu nicht machen, sagt aber zum Ist-Zustand: „Es hat sich sehr viel getan – sowohl bei den Strukturen wie auch im Personalbereich.“ So sei durch das neue Konzept nun beispielsweise klar geregelt, wie die Betreuung der Patienten auszusehen habe, wie viele Sprechstunden und Visiten angeboten werden müssen.

Weiterbildung im Bereich Geriatrie an der Romed-Klinik Bad Aibling abgeschlossen

Die Zeit zwischen Abschied von und Rückkehr an die Bruckmühler Klinik hat die Medizinerin dazu genutzt, um an der Romed-Klinik Bad Aibling ihre Weiterbildung im Bereich Geriatrie abzuschließen. Eine Fachrichtung, die ihr besonders am Herzen liegt. „Ich liebe die Geriatrie“, sagt die 37-Jährige, die als eines ihrer Hauptziele „Patientenzufriedenheit“ ausgibt. Dr. Radi: „Die Menschen, die zu uns kommen, haben es verdient, dass sich jemand um sie kümmert. Ich möchte, dass sie, wenn sie entlassen werden, sagen können: ,Es war schön hier‘.“

Die Jüngeren kennen den Musiker Cro, die Älteren dann die Klinik GRO – das passt doch ganz gut.

Geschäftsführer Jens Brockmann über den neuen Namen der geriatrischen Reha-Klinik in Bruckmühl.

Die Klinikleitung, die spätestens ab April mit einer zusätzlichen Führungskraft für die Betriebsleitung ergänzt werden soll, nachdem Brockmann ja auch noch für die Schwesterklinik in Lenggries (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) verantwortlich zeichnet, hofft nun, dass sich die 60 Plätze für die Reha-Patienten schnell füllen, sobald der Medizinische Dienst grünes Licht gegeben hat. Was dann auch schnell passieren wird, wie Brockmann glaubt, denn: „Die Krankenkassen scharren bereits mit den Hufen, denn die Nachfrage nach Reha-Plätzen ist riesig.“

Motto „Mitnand“ soll für ein gutes Betriebsklima sorgen

Mit jedem neuen Patienten will die GRO, die auch auf einen neuen Internetauftritt unter www.gro-med.de setzt, dann auch wieder Vertrauen zurückgewinnen, den Ruf der Klinik ein Stück weit aufpolieren. Denn Brockmann ist nach eigenen Angaben durchaus bewusst, dass der Ruf der Einrichtung durch die Vorkommnisse im Sommer 2023 extrem gelitten habe. Den Ruf deutlich zu verbessern, könne jetzt aber nur gemeinsam erreicht werden, weshalb Brockmann das Betriebsklima unter das Motto „Mitnand“ gesetzt hat.

Was zusätzlich zu einem guten Ruf beitragen könnte? Die Kantine des Hauses, die ebenfalls auf völlig neuen Beinen steht und auch Menschen aus der Region offenstehen sollen. Dazu arbeite das Haus „mit einem Premium-Caterer zusammen, dessen Gerichte schmecken, wie sie die Oma gekocht hat“, betont der neue Geschäftsführer. Und nicht nur das: „In unserem Café gibt es zum Kuchen sogar einen der besten Cappuccinos der Region“, behauptet der 50-Jährige mit einem Augenzwinkern. Kein Wunder also, dass beim neuen Führungsteam auch ein Ärger über kleine Rückschläge wie zwei gesperrte Zimmer nach mehreren Schlucken bereits wieder verflogen ist.

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