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Exklusiv-Interview mit Einsatzleiter

„Rechnen mit dem Schlimmsten“: Wie sich die Polizei auf den Blockabfertigungs-Horror einstellt

Blockabfertigung (Archivbild) nervt. Doch es könnte noch schlimmer kommen. Was die Polizei machen kann, sagt Markus Jerger von der VPI Rosenheim.
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Blockabfertigung (Archivbild) nervt. Doch es könnte noch schlimmer kommen. Was die Polizei machen kann, sagt Markus Jerger von der VPI Rosenheim.

Blockabfertigung und kein Ende: 2024 war das Jahr mit den meisten Terminen bisher. Die Region ächzt unter den Dosiermaßnahmen. Warum es noch schlimmer kommen könnte und welche Gefahr damit verbunden ist, sagt Markus Jerger, Einsatzleiter bei der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim in Raubling.

Rosenheim/Raubling – 42 Termine standen 2024 auf dem offiziellen Blockabfertigungskalender. Ein Rekordjahr. Ein Jahr mit besonders vielen Staus im Inntal und bis zurück auf die Salzburger Autobahn. Doch es kann noch schlimmer werden. Nicht allein wegen der Bauarbeiten an der Luegbrücke. Die Polizei in der Region Rosenheim bereitet sich auf ein Jahr des Blockabfertigungsschreckens vor. Was das für die Sicherheit von Autofahrern bedeutet, was auf Reisende und Lkw-Fahrer zukommen könnte, darüber sprach Markus Jerger, Einsatzleiter bei der Verkehrspolizei-Inspektion Rosenheim in Raubling, im OVB-Exklusivinterview.

Herr Jerger, wie lief‘s vergangene Woche bei der Blockabfertigung (3. und 4. Dezember)?

Markus Jerger: An beiden Tagen hatten wir einen regulären Block, wir waren zufrieden, weil die Blockabfertigung am Vormittag beendet war und sich die Störungen schon vor dem Mittag aufgelöst haben. Es gab an beiden Tagen Staus, die unter 20 Kilometer lang waren. Also nach unseren Maßstäben eher Durchschnitt.

18 Kilometer? Das wäre auf den meisten anderen Autobahnen außergewöhnlich.

Jerger: Ja. Insbesondere, wenn man sieht, was das für Beeinträchtigungen für den Individual- und Zuliefererverkehr bringt. Wir hatten Glück, dass die Tiroler gleich mit 300 Lkw pro Stunde gestartet sind und nicht 100, das hielt den Verkehr einigermaßen flüssig.

Warum gibt‘s eigentlich Dienstag und Mittwoch (10. und 11. Dezember) gleich nochmal Blockabfertigung?

Jerger: Das würde ich gerne beantworten, ich muss aber nach Tirol verweisen. Die österreichischen Kollegen haben ihre Erfahrungswerte, und die bringen sie halt ein.

Und dann gibt es nächste Woche nochmals Blockabfertigung, am 10. und 11. Dezember. Machen Sie drei Kreuze, wenn das Jahr 2024 vorbei ist? Es war ein Rekordjahr.

Jerger: Von der Anzahl der Termine her ja. Es wird aber spannend, was uns 2025 erwartet. Am 7. Januar haben wir gleich einen erweiterten Block mit erheblichen Beeinträchtigungen.

Erweiterter Block?

Jerger: Nach einem Feiertag in Österreich, an dem nur in Österreich Lkw-Fahrverbot herrscht, ist mit erheblichem Ansturm und entsprechenden Beeinträchtigungen zu rechnen. Wir sprechen dann von einem erweiterten Block.

Haben Sie Tipps für solche Tage?

Jerger: An solchen Tagen im Inntal die Öffentlichen zu benutzen. Im Ernst: Dahingehend ist es schwierig einen Tipp zu geben. Wir bei der Verkehrspolizei müssen uns arrangieren. Bei solchen Abfertigungsmaßnahmen müssen wir schauen, dass wir die linke Fahrspur freihalten, so dass zumindest der Anlieger und Pkw-Verkehr passieren kann. Wir sind daher mit der größtmöglichen Zahl an Einsatzkräften und Unterstützung der Zentralen Ergänzungsdienste unterwegs.

Was können Sie sonst tun?

Jerger: Zum Glück helfen uns umliegende Dienststellen an den Anschlussstellen, um zum Beispiel das Ausweichverhalten der Lkw-Fahrer zu unterbinden. Wir wollen die Lkw auf der Autobahn halten, damit Land- und Nebenstraßen einigermaßen frei bleiben. Daher bekommen wir bei solchen größeren Dosiermaßnehmen in der Regel auch Unterstützung von der Bereitschaftspolizei, die uns die Ein- und Ausfahrten freihalten.

Haben Die Tiroler einen Punkt, wenn sie auf die Verpflichtung hinweisen, den Verkehr für Einsatzfahrzeuge flüssig zu halten?

Jerger: Hm, das ist doch mehr oder weniger nur eine Verlagerung des Problems zu uns. Die Tiroler wollen den Großraum Innsbruck frei halten, und dazu schalten sie dann einfach die Ampel ein. Da sind sie schmerzfrei. Ich persönlich finde es nicht in Ordnung. Wenn der Verkehr sich dann auf unserer Seite staut, ist das auch nicht die optimale Lösung. Übrigens macht Tirol das immer wieder auch spontan. Wenn zum Beispiel ein Lkw mit Panne auf der Brenner-Autobahn liegenbleibt.

Was bedeutet das jedes Mal für Sie in der Verkehrspolizeiinspektion?

Jerger: Insbesondere generiert diese Art von Blockabfertigung zusätzliche Überstunden, weil Polizisten extra in den Dienst geholt werden müssen. Diese Überstunden müssen irgendwann abgetragen werden. Pro Blockabfertigung können wir von zwei bis drei, vielleicht vier Zusatzstreifen reden, jeweils mit zwei Kollegen besetzt, die dann mindestens fünf, sechs Stunden im Dienst sind. Und das ist noch eher an der unteren Grenze gerechnet und nur, wenn das Verkehrsaufkommen nicht sehr hoch ist.

Worin besteht die Gefahr durch Blockabfertigung?

Jerger: Wir haben immer wieder Unfälle, zum Glück meistens keine allzu schweren. Grundsätzlich sind Staus für Verkehrsteilnehmer gefährlich, auf der Autobahn werden ja auch hohe Geschwindigkeiten gefahren. Bei geplanten Blöcken können wir unsere Beschilderung öffnen lassen, und das ist gut, sonst würde die linke Spur schnell mit Lkw volllaufen. Trotzdem bleiben zu geringe Abstände und Fehler beim Wechsel des Fahrstreifens die Hauptursachen.

Ein Wunder, dass nicht mehr passiert.

Jerger: Dieses Jahr hatten wir nur einen schweren Unfall. Am 17. Mai ist ein Pkw aufs Stauende aufgefahren. Trotz Vorwarnanhänger, unserer Stau-Transparente und der Geschwindigkeitsbeschränkungen. Fahrer sind immer wieder abgelenkt oder übermüdet. Auch für unsere Kollegen schafft das gefährliche Situationen. 2021 stand ein VW-Bus von uns auf dem Standstreifen. Trotz Warnblinker, Beschilderung und Blaulicht ist der von einem Transporterfahrer abgeräumt worden. Zwei Kollegen wurden schwer verletzt.

Geht‘s den Kollegen wieder gut?

Jerger: Ja, zum Glück. Sie sind auch wieder im Dienst, auch bei der Blockabfertigung. Wir haben unsere Lehren daraus gezogen. Auf dem Pannenstreifen stehen wir nur noch in Ausnahmefällen., wir fahren raus in die Pannenbucht, um auf Staus vorzuwarnen.

Vorbereitung ist da das A und O. Und wie ist das bei spontanen Blockabfertigungen? Friss oder stirb?

Jerger: Mehr oder weniger. Wir haben dann höchstens zehn, 15 Minuten. Wenn die österreichischen Kollegen die Ampel einschalten, könnten wir Kollegen aus unseren Spezialgruppen bei der Verkehrspolizei hinzuziehen. Spezialgruppen für Schwerverkehr und Gefahrgut sowie die Verkehrskontrollgruppe.

Die dann woanders fehlen?

Jerger: Ja. Es leidet dann unsere originäre Aufgabe der Verkehrssicherheitsarbeit darunter. Und zwar das gesamte Spektrum. Wir können auch zum Beispiel weniger Raser aus dem Verkehr ziehen.

Was erwarten Sie für nächstes Jahr, mit Rück- und Neubau der Luegbrücke an der Brenner-Autobahn?

Jerger: Wir rechnen mit dem Schlimmsten. Wenn Fahrstreifen der Brücke ab 1.1. gesperrt werden, kann das einem Sorgen machen. Es wird viel häufiger spontane Blöcke geben. Die Österreicher sprechen ohnehin von 200 Stau-Tagen. Für uns sind das mögliche Termine für Blockabfertigung. Die Kollegen im Präsidium bereiten sich darauf bereits vor und haben eine entsprechende Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.

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