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Stadt investiert in Fahrradfreundlichkeit

E-Bike fahren im Wasserburger Land: Dieser neue Service macht es noch einfacher

Wasserburg will fahrradfreundlicher werden. Ein neues Service unterstützt das Bemühen.
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Wasserburg will fahrradfreundlicher werden. Ein neues Service unterstützt das Bemühen.

E-Bike fahren ist in, vor allem im Wasserburger Land. Denn hier ist es hügelig, in Wasserburg selber geht es sogar teils steil auf und ab. Bald bietet die Stadt einen neuen Service an, der das elektrische Radeln noch attraktiver machen soll.

Wasserburg – Bernd Meerstein aus dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Ortsgruppe Wasserburg, liebt sein E-Bike. Der Radfahrexperte kann damit trotz seines Alters mühelos den Weg zur Burg hinauf oder den Köbinger Berg bewältigen. Doch E-Bikes sind teuer, nicht jeder kann und will sie sich leisten. Deshalb plant die Stadt eine Verleihstation.

Standort am Gries geplant

Der Haupt- und Finanzausschuss befürwortete das Vorhaben einstimmig. Auf dem Parkplatz Am Gries soll ein Sharing-System angeboten werden: mit Fahrrad-Garage, Stromanschluss, automatischem Einlass über ein elektronisches Zugangssystem mit App. Tolles Projekt, waren sich alle einig. Wenn da nicht die Kosten wären: Die Verwaltung hatte sich im Markt Wolnzach über ein bereits funktionierendes System informiert, die dortige Verleihstation angeschaut und das Modell auf Wasserburg umgerechnet.

Betriebskosten bereiten Sorge

Die Investitionskosten für eine ähnliche Verleihstation belaufen sich laut Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) auf etwa 99.000 Euro. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten für Software, Lizenz und Leasing der Räder in Höhe von etwa 24.000 Euro. Natürlich gibt es Einnahmen, die gegengerechnet werden müssen. Sie sind jedoch abhängig von der Nutzung des Angebots und derzeit laut Verwaltung nur schwer abschätzbar. In Wolznach, wo zwei Mountainbikes, drei City- und zwei Lastenräder zum Ausleihen bereitstehen, kostet eine Stunde zwischen einem und 1,20 Euro, ein Tag zwischen maximal zehn und zwölf Euro. Zwischen 2021 und Mai 2023 haben sich hier laut Verwaltung rund 250 Nutzer registriert, 650 Buchungen seien getätigt und rund 11.000 Kilometer zurückgelegt worden.

Lässt sich das Modell aus Wolnzach (11.000 Einwohnern) auf Wasserburg übertragen? Andreas Hiebl, Fahrradbeauftragte der Innstadt, und Klimamanager Albert Bernstetter, würden es gerne realisieren. Es soll kein Floating-System eingeführt werden, bei dem geliehene Räder irgendwo abgestellt werden, sondern ein Ausleihservice, bei dem die Station am Gries den Dreh- und Angelpunkt darstellt. Die Stadt erwartet außerdem eine Förderung aus dem Leader-Programm. Die Chancen stehen gut, weil das Angebot eine Voraussetzung erfüllt: Es ist nicht gewinnorientiert.

So schaut die Verleihstation in Wolnzach aus, die für Wasserburg Pate steht.

Auch kritische Stimmen

Josef Baumann (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg) war trotzdem nicht richtig überzeugt. Das rechne sich einfach nicht, findet er. Die Stadt werde ewig Geld zuschießen müssen, zeigte er sich überzeugt. „Einfach mal über 20.000 Euro Betriebskosten pro Jahr raushauen?“ Das finde er unangebracht. Ob es denn gleich ein Extra-Haus für eine Verleihstation sein müsse, fragt Baumann an. Und schlug das Waaghaus in der Nähe vor, das sich vielleicht eigne für eine solche Nutzung.

Auch Heike Maas, Fraktionsvorsitzende von CSU und Wasserburger Block, bemängelte die „extrem hohen Investitionskosten“. Selbst wenn alle Räder jeden Tag im Jahr verliehen seien, „schaffen wir es nicht, die Betriebskosten zu decken“. „Eine Sparbüchse, von Anfang an. Können wir uns das leisten, wollen wir uns das leisten?“ Bernstetter betonte, Modellstadt Wolnzach nehme ein mögliches Defizit hin, er sieht außerdem durchaus die Chance der Kostendeckung. Gelinge es nicht, könne die Stadt noch immer umsteigen.

Wolfgang Janeczka (SPD) betonte: „Das wird sich nicht rechnen, das stimmt.“ Doch vor wenigen Wochen habe der Stadtrat eine Garage für den Oldtimer der Feuerwehr durchgewunken, die 250.000 Euro extra koste beim neuen Feuerwehrhaus. Jetzt sollte Wasserburg die Chance nutzen, etwas zu tun für die Touristen und die Wasserburger und die Stadt fahrradfreundlicher zu gestalten. Monika Rieger (Grüne) erinnerte an das beschlossene Stadtentwicklungskonzept, das eine E-Bike-Verleihstation ausdrücklich vorschlage. Jetzt sei es an der Zeit, den Antrag der Grünen umzusetzen, appellierte sie.

Edith Stürmlinger (Bürgerforum) stellte klar, auch in ihrer Fraktion sei man sich nicht einig. Das Defizit müsse möglichst gering gehalten werden, diesbezüglich gelte es, vorsichtig zu handeln. Doch das Ziel, fahrradfreundlicher zu werden, auch aus Gründen des Klimaschutzes, sei wichtig, machte sie den Spagat zwischen dem Für und dem Wider deutlich.

Regionale Händler beteiligen

Maas forderte außerdem, dass sich auch regionale Händler an der Ausschreibung des Verleihsystems beteiligen dürfen. Und ließ die Realisierung mit dem Vorbehalt, dass es eine Leader-Förderung gibt, verbinden. Der Ausschuss befürwortete schließlich mit einer Gegenstimm von Baumann, dass die Stadt das Vorhaben unter diesen Bedingungen durchführt. Daran geht nach Überzeugung des Bürgermeisters kein Weg vorbei: Von einer Tourismusstadt wie Wasserburg werde ein solches Angebot heutzutage einfach erwartet.

Radeln macht auch in einer Stadt wie Wasserburg mit Höhenunterschieden und vielen Engstelle aufgrund der Lage in der Innschleife Spaß – vor allem auf dem E-Bike, findet Bernd Meerstein..

Das sieht auch Bernd Meerstein vom ADFC in Wasserburg so. „Wasserburg als Radlstadt: Das war früher undenkbar, weil es immer den Berg raufgeht. Mit E-Bikes kein Problem. Ich finde die Idee total gut, auch für die Attraktivität des Tourismus. Schließlich liegen wir in einem dichten Netz an Radelwegen. Mit dem E-Bike kann sie jeder nutzen.“

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