Appell: „Ehrenamt nicht ausbremsen“
Stadtmarketing in Wasserburg: Warum sich 2024 einiges ändern wird – Gefahr fürs Ehrenamt?
Eigentlich ist es seit 2005 eine Formsache: Der Wirtschaftsförderungsverband Wasserburg (WFV) stellt einen Zuschussantrag für das Stadtmarketing, der Hauptausschuss genehmigt. Eigentlich. Warum sich das 2024 ändern wird und Stadträtin Heike Maas warnend den Finger hebt.
Wasserburg – 15.000 Euro bekommt der WFV, der viele Veranstaltungen wie das Weinfest und den Christkindlmarkt für die Bürger und Touristen durchführt, seit 2005 als Unterstützung von der Stadt für Marketing und Werbung. In diesem Bereich hat er alljährlich Aufgaben für die Kommune übernommen. 2022 folgte erneut der Antrag, basierend auf detailliert aufgelisteten Ausgabeposten. So weit, so gut: Der Haupt- und Finanzausschuss befürwortete den Zuschuss auch diesmal einstimmig. Doch ein Wort in der Stellungnahme der Verwaltung ließ Heike Maas (CSU) aufhorchen und nachhaken: „Nochmal“ gebe es die 15.000 Euro für den WFV-Beitrag zum Stadtmarketing, hieß es dort. Die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsförderungsverband in diesem Bereich müsse 2024 jedoch „neu definiert“ werden.
Bei Maas klingelten die Alarmglocken. Über diese Forderung sei sie gestolpert, sagte sie. Maas sah sich veranlasst, daran zu erinnern, dass der WFV ein Verein sei, die Arbeit werde ausschließlich im Ehrenamt erledigt. Die engagierten Mitglieder sollten nicht bevormundet werden. Deshalb findet Maas die Formulierung, die Zusammenarbeit müsse neu definiert werden, nicht passend. Eine neue Abstimmung, darum gehe es. Auf Augenhöhe. „Wir müssen aufpassen, dass wir das Engagement der WFV-Mitglieder nicht ausbremsen“, konkretisierte sie im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de ihre Warnung, die sie ausdrücklich als ihre persönliche Meinung verstanden haben will.
Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) konnte ihre Sorge nicht nachvollziehen. Es gehe in erster Linie um die Koordination des Stadtmarketings, schließlich habe die Stadt mit Simon Arnold seit Anfang 2023 einen eigenen Stadtmanager. Die Vertreter der Wirtschaft und des Einzelhandels, zusammengefasst im WFV, die Stadtverwaltung und Arnold müssten sich in der Tat nun zusammensetzen und die Werbeaktivitäten neu besprechen. Es gehe darum, festzulegen, wer was übernehme. Kämmerer Konrad Doser verwies darauf, dass diese Richtung auch die Stellenbeschreibung für den Stadtmanager vorgegeben habe. Sie sei in einer Arbeitsgruppe entwickelt worden, in der auch der WFV mitgewirkt habe.
Arnold unterstrich, er wisse nach intensiven Gesprächen mit dem WFV, wie viel Engagement dieser in die Vermarktung der Aktivitäten gesteckt habe. „Ich will da nichts wegnehmen.“ Diese Arbeit sei gut gemacht worden, doch Stadtmarketing sei mehr als die Bewerbung der musikalischen Samstage, die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung und das Marketing für Märkte sowie Feste. „Alles super Geschichten“, doch es gehe jetzt darum, weitere Maßnahmen abzustimmen und zu entwickeln.
Neue Aufbruchstimmung?
Christian Stadler (Grüne) betonte, er sehe überhaupt keine Probleme. Der WFV wisse, dass das Marketing neu besprochen werden müsse. „Wenn die Stadt nun einen professionellen Stadtmanager hat, sollte der auch mitreden dürfen. Der WFV wird froh sein über die Unterstützung“, zeigte sich Dr. Martin Heindl (SPD) überzeugt. Das sei keine Bevormundung eines Vereins, der Verband werde von der Zusammenarbeit mit dem Stadtmanager profitieren, ergänzten Edith Stürmlinger (Bürgerforum) und Josef Baumann (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg). Kölbl erwartet sogar, dass sich eine neue Aufbruchstimmung in puncto Stadtmarketing entwickeln wird.
„Wir machen nicht mehr so weiter wie bisher. Jetzt sollte sich was ändern“, appellierte Doser. Der heikle Satz „Die zukünftige Zusammenarbeit mit dem WFV im Bereich Stadtmarketing muss neu definiert werden“ wurde trotzdem geändert. Statt „neu definiert“ heißt es hier nun „neu abgestimmt“. Der Beschluss, den Zuschuss zu geben, fiel danach einstimmig.

