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174 Einsätze in diesem Jahr für die Feuerwehr Bernau

Nachwuchs, Autobahn-Einsätze und große Pläne – Kommandant Huber im Gespräch

Bernau: Seit Februar ist Stefan Huber Kommandant der Bernauer Feuerwehr.
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„Man muss stets erreichbar sein“. Seit Februar ist Stefan Huber Chef der Bernauer Feuerwehr.

Brände, Unfälle, Unwettereinsätze: Die freiwilligen Helfer der Bernauer Feuerwehr sind gut beschäftigt. Seit einem guten halben Jahr hat sie mit Stefan Huber einen neuen Kommandanten. Wir haben mit ihm über die Herausforderungen der Feuerwehr gesprochen.

Bernau – Retten, löschen, bergen, schützen - das sind die vier Grundaufgaben der Freiwilligen Feuerwehren. Die Ehrenamtlichen sind Tag und Nacht zur Stelle. Unfälle aller Art, Einsätze bei oder nach Unwettern, aber auch als Erstversorger gehören ebenfalls zu den Aufgaben einer modernen Feuerwehr. Und die Einsätze werden mehr. So musste die Feuerwehr Bernau alleine in diesem Jahr schon 174-mal ausrücken. Im Vergleich waren es 162 im gesamten Jahr 2023. Stefan Huber hat im Februar dieses Jahres das Amt des Ersten Kommandanten der Bernauer Feuerwehr übernommen. Wir haben mit ihm über seine neuen Aufgaben und die Herausforderungen einer modernen Feuerwehr gesprochen.

Herr Huber, Sie sind jetzt seit einem guten halben Jahr Kommandant der Feuerwehr Bernau. Ist es bisher so, wie Sie es sich vorgestellt haben? 

Stefan Huber: Ja, auf alle Fälle. Vielleicht ein bisschen mehr Arbeit, als man geglaubt hat, weil viel im Hintergrund passiert, das man beim Vorgänger gar nicht gesehen hat. Aber die Arbeit ist wirklich auch spannend. Es ist nicht jeder Tag gleich, so unterschiedlich wie unsere Einsätze, so abwechslungsreich ist auch die Tätigkeit als Kommandant. Und es macht wahnsinnig viel Spaß.

Wie war denn Ihr Werdegang zum Kommandanten? Wie lange sind Sie schon dabei? 

Huber: Ich bin 2009 zur Jugendfeuerwehr beigetreten, habe da die Grundausbildung durchlaufen. Als ich dann 18 war, haben mein jetziger stellvertretender Kommandant Matthias Stephan und ich als Jugendwarte die Leitung der Jugendfeuerwehr übernommen. Gemeinsam waren wir dann zehn Jahre lang für die Jugendarbeit und die Grundausbildung in der Feuerwehr Bernau zuständig. 2024 stellten unsere Vorgänger Marcus und Florian Prassberger ihre Ämter zur Verfügung und so wurden wir zum Kommandanten gewählt.

Wenn Sie jetzt schon seit der Jugend quasi dabei sind, wie ist denn aktuell die Jugendsituation, haben Sie genug Nachwuchs? 

Huber: Ja, da dürfen wir uns Gott sei Dank auch nicht beschweren. Wir haben aktuell 15 Jungs und Mädchen bei der Jugendfeuerwehr. Das ist eine gute Zahl, 15 Jugendliche muss man erstmal unter einen Hut bringen. Hier möchte ich mich herzlich bei meinen Jugendwarten bedanken, die einen sehr guten Job machen.

Das heißt, Sie sehen in der zukünftigen Entwicklung alles positiv? 

Huber: Ja. Es werden Junge in den aktiven Dienst übernommen, dieses Jahr haben wir wieder einen in die aktive Mannschaft übernommen, der ist 18 geworden und es kommen genauso auch zwölfjährige Jugendliche wieder frisch dazu. Vor einer Woche ging es für die Jugend in ein Zeltlager. Wir haben viermal im Monat Übung. Jeden ersten und dritten Freitag im Monat üben die Erwachsenen und jeden zweiten und vierten Freitag die Jugendfeuerwehr. Die Jugend darf aber natürlich auch bei den Aktiven mit üben, damit sie gleich von Anfang an in die Gemeinschaft mit integriert werden.

Wie sieht denn so ein Alltag eines Kommandanten aus? 

Huber: Der Alltag von einem Kommandanten (lacht). Eigentlich ganz normal, sagen wir mal so. Ich habe den großen Vorteil, da ich auch in der Kommune arbeiten darf. Ich bin im Rathaus in der Verwaltung und da kann ich auch während meiner Arbeitszeit etwas für die Feuerwehr tun. Nichtsdestotrotz ist man 24/7 Kommandant. Das heißt, man ist stets erreichbar und auch am Abend und am Wochenende klingelt das Handy regelmäßig. Natürlich muss da auch die Familie mitspielen.

Wirkt sich das irgendwie auf die Psyche aus, wenn man wirklich dauernd erreichbar sein muss? 

Huber: Überhaupt nicht. Ich finde, das ist Einstellungssache. Ich bin mit Herzblut dabei, da wirkt sich das nicht auf die Psyche aus, sondern das macht dann eigentlich nur Spaß. Das ist einfach so. Wenn man das macht und man hat dadurch eine Belastung, ist das nicht richtig, das passt nicht. Dazu kommen noch die vielen Einsätze die wir haben, aktuell 174. Man muss mit Leidenschaft dabei sein, sonst kann man das neben seinem privaten Leben, und neben seinem Beruf gar nicht so ausüben. Natürlich gibt es auch die weniger schönen Seiten, man sieht auch schlimme Dinge. Weit überwiegend sind es aber positive Erfahrungen, etwa, Erfolge bei einer Reanimation, bei einer Personenrettung, oder schon einfachste Sachen, mit der wir einer Person helfen können, die in eine Notlage geraten ist. Auch wenn es vielleicht nur das Zusammenkehren einer Ölspur ist, man hat jemandem geholfen und das ist das Schöne.

Es steht demnächst ein Umbau am Feuerwehrhaus Bernau an. Wie ist der aktuelle Stand? 

Huber: Aktueller Stand ist jetzt so, durch die Gemeinderatssitzung ist beschlossen worden, dass wir das Projekt vorantreiben dürfen und können. Durch die Verwaltung wird jetzt Ende dieses Jahres der Architekt ausgeschrieben. Die grobe Zeitplanung sollte ja sein, 2025 Planungsphase, 2026 Umsetzung. 

Das Gebäude der Feuerwehr Bernau wird zu klein. Ab 2026 soll angebaut werden.

Die Feuerwehr Bernau liegt direkt an der Autobahn. Das heißt, viele Einsätze auf der Autobahn sind auch mit dabei. Ist das etwas, was einfach dazugehört? 

Huber: Das ist unser Tagesgeschäft, ja. Die Autobahn ist verantwortlich für circa 80 % unserer Einsätze, die wir haben.

Gefühlt ist in der letzten Zeit viel auf der Autobahn passiert. Nehmen die Einsätze dort zu?

Huber: Mit den Einsätzen sind wir, glaube ich, gleichbleibend. Die Schwere der Einsätze nimmt ein bisschen ab. Die Autos werden stabiler, es gibt mehr Assistenzsysteme. Wenn jedoch die Assistenten auch nichts mehr helfen, handelt es sich meist um schwere Unfälle. Gott sei Dank gehen die meisten Unfälle aber glimpflich aus und es handelt sich meist nur um Blechschäden und leichte Verletzungen.

Ist das etwas, was einen auch ein bisschen mitnimmt, wenn man so einen schweren Verkehrsunfall sieht? 

Huber: Das ist halt natürlich immer so eine Sache. Man muss als Feuerwehr oder als Ehrenamtler ein Schubladenprinzip entwickeln. Klar ist immer ein Mitgefühl mit diesen Menschen da. Man darf das aber nicht mit nach Hause nehmen. Das ist einfach so. Man geht nach Hause und darf das nicht mit zur Familie bringen. Es gibt Hilfskräfte vom Landkreis, die PSNV, psychosoziale Notfallvorsorge für Einsatzkräfte. Wenn der Einsatz wirklich so schlimm ist, dann nimmt man diese Hilfe auch gerne in Anspruch. Dann gibt es Gespräche danach. Oder was einfach wahnsinnig viel hilft, ist das Bier danach in der Kameradschaft. Wenn man unten in der Fahrzeughalle zusammensteht und den Einsatz Revue passieren lässt. Entweder man hat helfen können oder man hat nicht mehr helfen können. Wenn wir kommen ist das Unglück schon passiert, wir können es nur besser machen.

Bernau ist einer von vier Standorten im Landkreis Rosenheim für Katastrophenschutz. Wie sieht das aus?

Huber: Wir sind für die Gefahrgutabwehr zuständig. Zusammen mit der Feuerwehr Prien bilden wir eine Gefahrgut-Einheit. In einem Einsatz übernimmt Prien die Dekontamination und Bernau hat die Messtechnik dabei. Wir haben jährlich Gemeinschaftsübungen. Für uns bedeutet das natürlich ein Mehr an Ausbildung. Die Geräte und die Technik sind komplex, das bedeutet entsprechenden Übungsaufwand. Wir sind zuständig für den Bereich 3 im Landkreis Rosenheim und decken den südöstlichen Teil ab.

Als abschließende Frage: Sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit bisher? Wo kann es noch hingehen? 

Huber: Wie gesagt, wir haben ein großes Projekt vor uns und das ist unser Anbau. Da müssen wir wahrscheinlich viel Energie reinstecken. Das Gerätehaus um vier Hallen zu erweitern, macht man nicht alle Tage. Darüber hinaus bekommen wir ein neues HLF 20 hier sind die Planungen abgeschlossen und es geht in die Umsetzung, geplanter Liefertermin ist Februar 2026. Der Landkreis Rosenheim beschafft aktuell ein Wechsellader-Konzept. Ein geplanter Standort für ein Trägerfahrzeug samt Abrollcontainern ist Bernau. Die Lieferung erfolgt vermutlich Anfang nächsten Jahres. Ebenso wichtig ist auch, dass wir den hohen Ausbildungsstand in der Mannschaft halten. Unsere Vorgänger haben hier großartige Arbeit geleistet und uns eine kerngesunde Feuerwehr übergeben. Dieses Niveau zu halten und auch trotz aller Herausforderungen und Belastungen die Mannschaft zu zusammenzuhalten, wird wohl die wichtigste Aufgabe sein.

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