Aus dem Gemeinderat Bernau
„Wir platzen aus allen Nähten!“ – Das sind die Pläne für die Erweiterung der Bernauer Feuerwehr
Die Feuerwehr in Bernau braucht mehr Platz: Überdurchschnittlich viele Einsätze, aber auch mehr Kollegen bringen neue Herausforderungen mit sich. Mit einer Erweiterung des Feuerwehrhauses will man sich für die Zukunft rüsten. Das ist geplant.
Bernau – Der Sitzungssaal im Bernauer Rathaus war am vergangenen Donnerstag, den 18. Juli bis auf den letzten Platz gefüllt. Selten finden sich so viele Zuhörer für eine Gemeinderatssitzung ein, aber das hatte auch einen guten Grund: die Zuhörer waren ein guter Teil der Bernauer Feuerwehrler, denn es ging um die Vorstellung der Pläne für die Erweiterung des Bernauer Feuerwehrhauses.
Heuer schon fast so viele Einsätze wie 2023
„Wir platzen aus allen Nähten”, sagte Kommandant Stefan Huber. Das bisherige Haus ist so voll, dass es keinen Platz für neue Spinde gibt. Die Feuerwehr umfasst mittlerweile 75 aktive Freiwillige, und es werden mehr. „Es kommen immer wieder neue hinzu. Darauf sind wir auch sehr stolz”, sagte er. Aber die vielen Helfer müssen auch untergebracht werden. Viele der jungen Feuerwehrler haben keinen eigenen Spind und müssen sich mit Kleiderständern begnügen. Aber nicht nur das, auch die Ausrüstung für die Einsätze bracht ihren Platz. Alleine durch die Unwetter in diesem Jahr musste die Feuerwehr bereits 147 Einsätze absolvieren. Im Vergleich dazu waren es 162 Einsätze im gesamten Jahr 2023. Eine Erweiterung des Feuerwehrhauses ist mittlerweile mehr als notwendig.
Neues Konzept soll integriert werden
Die Freiwillige Feuerwehr Bernau ist ein bedeutender ABC-Standort für Gefahrgutabwehr, spielt eine zentrale Rolle in der Region und bewältigt überdurchschnittlich viele Einsätze, insbesondere aufgrund der Nähe zur Autobahn und Bahnstrecke. Bereits im März 2023 beschloss der Gemeinderat einstimmig, Bernau als einen von vier Standorten im Landkreis Rosenheim in das Wechselladerkonzept zu integrieren. Dieses Konzept umfasst die Bereitstellung eines neuen Wechselladerfahrzeugs mit Abrollcontainern für verschiedene Einsatzarten, wie Logistik, Wasser, Gefahrgutabwehr und ein Container, der als mobile Einsatzzentrale genutzt werden kann. Die Lieferung des ersten Fahrzeugs ist für März 2025 geplant und wird den in die Jahre gekommenen Versorgungs-LKW ersetzen. Die Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro trägt der Landkreis Rosenheim.
Planen für die Zukunft
Um den Anforderungen des neuen Wechselladerkonzepts gerecht zu werden, muss das Feuerwehrhaus zukunftssicher erweitert werden. Das Architekturbüro Romstätter aus Traunstein wurde beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Diese wurde in der Sitzung von Johannes Romstätter vorgestellt. Die geplante Erweiterung umfasst unter anderem einen Unterstand für die drei neuen Abrollcontainer, erdgeschossige Lagerflächen zur Verbesserung der derzeit unzureichenden Lagerkapazitäten und eine „Schwarz-Weiß-Trennung“ zur separaten Lagerung von kontaminierter und sauberer Ausrüstung, einschließlich getrennter Spinde für Männer und Frauen außerhalb der Fahrzeughalle.
Drei Varianten vorgestellt
Johannes Romstätter stellte drei Varianten für das neue Feuerwehrhaus vor. Die erste Variante bezieht sich auf eine Verlängerung des bisherigen Hauses. Durch einen minimalen Anbau würde Platz für die Umkleiden und Stellplätze für drei Fahrzeuge geschaffen werden. Bei dieser Möglichkeit sagte Romstätter aber auch gleich, dass dies kein großes Zukunftspotential habe, weil sowohl ein weiteres Lager, als auch neue WCs und Duschen fehlen würden. Die zweite Variante würde einen L-Bau vorsehen. Diese Variante würde sowohl Umkleiden als auch Fahrzeugstellplätze beinhalten, zusätzlich würde ein flexibler Bereich für Lager und die WCs geschaffen werden. Eine dritte Variante, ein neues, frei stehendes Gebäude wurde bereits verworfen. Die erste Variante würde nach einer Überschlagsrechnung gut 1,5 Millionen Euro kosten, die zweite Variante rund 2,2 Millionen. Eine mögliche Förderung durch die Regierung von Oberbayern wird auf ca. 196.000 Euro geschätzt.
Eine Variante setzt sich durch
Bei der im Anschluss an die Präsentation aufkommende Diskussion im Gremium wurde schnell klar, dass die Variante zwei die bevorzugt ist. „Die Verwaltung tendiert zu Variante zwei“, sagte Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. „Die Baunebenkosten sind großzügig kalkuliert und eine zukunftsfähige Investition ist essentiell“. Auch für Kommandant Stefan Huber ist das die beste Version. „Damit sind wir für die Zukunft gerüstet. Auch wenn es teuer ist, aber damit sind wir für die nächsten 20 Jahre gut gerüstet“, sagt er. Man wolle an diesem Grundstück nicht noch einmal bauen. Richard Schrank, Kreisbrandmeister des Landkreises Rosenheim, sieht darin eine „Traumlösung“. Er sei lange Zeit ein Gegner von Wechselfahrzeugen gewesen, aber mittlerweile sehe er die Schlagkraft von solchen Fahrzeugen. „Damit sind wir gut gerüstet, denn die Herausforderungen werden weiter steigen.“
Letztendlich stimmte der Gemeinderat mit nur einer Gegenstimme für die vorgeschlagene Version des L-Baus. „Eigentlich brachen wir den Neubau schon 2025, aber das werden wir nicht schaffen”, sagte Bürgermeisterin Biebl-Daiber. Erst müssen die Arbeiten am Haus des Gastes und am Strandbad abgeschlossen werden. „Bis dahin können wir uns aber gut vorbereiten, damit das auch finanziell vertretbar ist.” Die Planung soll 2025 fertig werden, damit 2026 dann der Bau erfolgen kann.
