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„Dermaßen hirnverbrannt“: Fassade sorgt für harsche Kritik

Zeitplan für Aiblinger Schulhausneubau läuft aus dem Ruder – und teurer wird‘s auch

Nicht nur der Schulneubau wächst: Auch die Kosten steigen seit Baubeginn vor zwei Jahren stetig – und mit ihnen die Nöte.
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Nicht nur der Schulneubau wächst: Auch die Kosten steigen seit Baubeginn vor zwei Jahren stetig – und mit ihnen die Nöte.

Kurz vor der Zielgeraden wird die Luft knapp beim Neubau der Grund- und Mittelschule St. Georg. Bereits jetzt steht fest: Das Ziel, den Betrieb dort zum Schuljahresbeginn 2023/24 aufnehmen zu können, ist nicht mehr realisierbar.

Bad Aibling – Im besten Fall werde der Neubau der St. Georg-Grund- und Mittelschule bis zu den Herbstferien fertig, im schlechtesten Fall bis zu den Weihnachtsferien, so die aktuelle Einschätzung der Planer der Constrata Ingenieur-Gesellschaft mbH sowie der Büros Gerthner & Thieltges und TGA Engineering. Sie gaben dem Stadtrat in dessen jüngsten Sitzung einen Überblick über die Entwicklung, den aktuellen Stand sowie die Gründe für die Verzögerungen und Kostensteigerungen.

Während der Innenausbau im zweiten und dritten Obergeschoss laut Projektsteuerer Florian Gerthner (Büro Gerthner & Thieltges ) bereits abgeschlossen ist, ist man im Erdgeschoss und der ersten Etage aufgrund der um zwei Monate verspäteten Rohmontage der Bautechnik (Heizung, Lüftung, Sanitär) um circa drei Monate in Verzug. Gleiches Bild in der Sporthalle. Grund: „Unerwartete Verzögerungen in den Vergabeverfahren – es gab keine Bieter für die Sanitärinstallationen.“ Somit verschoben sich auch die nachfolgenden Arbeiten.

Blick auf die Sporthalle und die Sportanlagen.

Hinzu kämen die sich weiter verschärfenden Materialengpässe, beispielsweise bei Holz, Aluminium, Elektrobauteilen und Dämmung. Kritisch sei zudem, ob die Zugänglichkeit des Gebäudes rechtzeitig vor Schulbeginn hergestellt werden kann. In Verzug sei man auch bei der Fertigstellung der Mensaküche aufgrund „unklarer Anforderungen“.

Doch die zeitliche Verzögerung beim Bau des neuen Schulhauses war nicht die einzige schlechte Nachricht, die die Planer mitbrachten. Auch die Kosten sind weiter angestiegen: Auf – aktuell hochgerechnet – nunmehr 57,25 Millionen Euro. Das bedeutet eine Steigerung um 1,3 Millionen Euro seit Februar 2023.

Allein die Außenanlagen schlagen laut Hochrechnung mit 1,24 Millionen Euro um gut 700.000 Euro mehr zu Buche. Als Gründe führte Projektleiter Thomas Beck die Steigerung der Marktpreise, die heterogene Bodenbeschaffenheit bezüglich Trag- und Versickerungsfähigkeit des Unterbaus, den Bemessungsgrundwasserstand sowie den Überflutungsnachweis an.

Zusätzliche Wünsche treiben Kosten in die Höhe

Als weitere wesentliche Faktoren für die Kostenmehrung nannte Beck vor allem die Stahlbauarbeiten für Haupteingang und Fahrradabstellanlage für 130.000 Euro, die Vergabe für die Mensaküche (70.000 Euro) sowie prognostizierte Mehrkosten von jeweils 90.000 Euro für die Elektro und die Tischlerarbeiten. Zusätzliche Wünsche der künftigen Nutzer sowie des Bauherren wie eine PV-Anlage auf der Hausmeisterwohnung oder Ergänzung der Möblierung sind mit insgesamt rund 150.000 Euro aufgelistet.

Beck wies aber auch auf die Entwicklung beim Baupreisindex hin: Von 2015 bis 2020 sei dieser um rund drei bis vier Prozent pro Jahr gestiegen. Doch allein von Oktober 2021 bis Ende April 2023 habe die Steigerung circa 30 Prozent betragen.

Das steht alles noch an

• Vorbereitung und Ausschreibung der restlichen Gewerke (Beschilderung, Reinigung et cetera)

• Vergabe der akustischen Maßnahmen

• Forcieren der Arbeiten an der technischen Gebäudeausrüstung in den beiden unteren Geschossen und den Sanitärkernen der Schule

• Gegebenenfalls Aufholen des eingetretenen Terminverzuges durch Beschleunigungsmaßnahmen bei den Folgegewerken im Innenausbau der Sporthalle

• Fortsetzung Innenausbau der Schule und Hausmeisterwohnung

• Montage der Fluchtbalkone

• Errichtung der Fahrradabstellanlage

• Start des zweiten Bauabschnitts der Außenanlagen

• Umbau der Bushaltestelle im September/Oktober

Um Nettokosten in Höhe von 60.000 Euro einzusparen, bat Markus Stigloher (CSU) darum, auf den 1400 Quadratmeter umfassenden geplanten Farbasphalt-Anteil im Freien zu verzichten. Dagegen brachen die Planer eine Lanze für dessen Anbringung. Er sei in der Ausschreibung ohnehin inbegriffen und nicht nur aus gestalterischen Gründen sinnvoll, sondern auch um ein zu starkes Aufheizen der Fläche zu verhindern. Auch wenn die Anmerkung im Raum stand, dass dem Bieter im Falle eines Verzichts ein Gewinn entgehe und man deshalb einen Abschlag zahlen müsse, sprach sich das Gremium mit 12:11 Stimmen, dafür aus, den Farbasphalt zu streichen.

Fassade im Fokus der Diskussion

In den Fokus geriet in der Diskussion vor allem die Optik der Fassade. Während die Planer mit Blick auf die Fotos vom aktuellen Bauzustand betonten, dass diese „nicht so schwarz“ bleibe, sondern noch mit einer Holz-Lamellen-Fassade versehen werde, erkundigte sich Stefan Glas (CSU), wer die Farbauswahl getroffen habe und monierte: „Ich empfinde das als mehr als unglücklich. Das ist dermaßen hirnverbrannt.“

In der Mensa gibt es noch einiges zu tun.

Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) hielt dagegen, dass dies ein Vorschlag der Architekten gewesen sei, den das Planungsteam für gut befunden habe. Beck fügte auf Anna Maria Kirschs Befürchtung, durch die anthrazitfarbene Fassade könne sich das Innere noch stärker erhitzen, hinzu, dass auch noch Fluchtbalkone und mobiler Sonnenschutz angebracht würden. „Die ganze Schule ist so konzipiert, dass die Wärme nicht hineinkommt.“

„Wo bleibt die Fassadenbegrünung?“, wollte Martina Thalmayr (Grüne) wissen. Schließlich habe es „zu Bürgermeister Schwallers Zeiten“ eine Zusage gegeben, dass diese Richtung Nachbarn angebracht werde. Auf Richard Lechners Sorge, die Zementfassade könnte mit Graffiti verunstaltet werden, entgegneten die Planer, dass aus diesem Grund bis auf Höhe Erdgeschossoberkante spezieller Graffitischutz aufgetragen werde.

„Leider zu Höchstpreisen gebaut“

„Wir haben zu Höchstpreisen gebaut“, bedauerte Dieter Bräunlich (ÜWG) und erkundigte sich nach weiteren möglichen Zuschüssen, da man sich schließlich in einer „Sondersituation“ befinde. „Sonst hocken wir auf einem Anteil von 41 Millionen Euro fest.“ Schlier hat jedoch wenig Hoffnung, dass neben der Hauptförderung von 19,2 Millionen Euro noch weitere Gelder fließen könnten. Es gebe noch etwa zehn Förderprogramme, allerdings mit vergleichsweise kleinen Summen. Er versprach aber: „Wir werden bei der Regierung nachhaken.“

Visualierte Ansicht der neuen St.-Georg-Grund- und Mittelschule. 

Bräunlichs Befürchtung, für die längere Nutzung der Container als Ausweichquartier könnten weitere Kosten anfallen, entkräfteten sowohl Gerthner als aus Schlier: „Solange wir 2023 fertig werden, fallen dafür keine Zusatzkosten an.“

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