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Ein Platz für Raum und Zeit

Alte Wohnung, neues Konzept: Was läuft da in der „Raumstation“ am Aiblinger Bahnhof?

Platz für Raum und Zeit: Die Vereinsmitglieder richten ihre „Raumstation her“. Das Konzert mit Gíse fand in den Räumen des ehemaligen „Natur pur“-Ladens statt (oben Mitte).
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Platz für Raum und Zeit: Die Vereinsmitglieder richten ihre „Raumstation“ her. Das Konzert mit Gíse fand in den Räumen des ehemaligen „Natur pur“-Ladens statt (oben Mitte).  

Es rührt sich was im alten Bahnhofsgebäude von Bad Aibling. Seit kurzem beherbergt es die „Raumstation“. Wie die Idee zu diesem Projekt entstand, und was beziehungsweise wer dahintersteckt, zeigt ein erster Blick hinter die charmant-(fast)morbiden Kulissen.

Bad Aibling – Es hat etwas von Subkultur, was sich mitten in Bad Aibling in den vergangenen zwei Jahren entwickelt hat. Und plötzlich stoßen immer mehr darauf: Auf den „Jugendtreff für Erwachsene“, zu dem sich beim Verein „Raum & Zeit“ Leute jeden Alters regelmäßig zusammenfinden. Daraus entstanden sind schon etliche Projekte und Veranstaltungen. Die nächsten stehen unmittelbar bevor.

Waren die Sitzungen, Treffen und selbst die Gründungsversammlung anfangs wegen Corona nur online per Videozusammenkünften möglich, fungierte bis vor Kurzem noch ein Briefkasten am Künstlerhaus an der Pentenriederstraße als Kontaktadresse, so hat der Verein nun fürs Erste eine Bleibe im Bahnhof von Bad Aibling gefunden.

War rechtlich möglich: Die Gründungsversammlung während des Lockdowns fand digital statt.

Die Stadt Bad Aibling hat die leer stehende, ziemlich heruntergekommene Wohnung im ersten Stock des derzeit ungenutzten Gebäudes als „Zwischenstation“ zur Verfügung gestellt. Mit handwerklichem und vor allem großem künstlerischen Geschick sind die Mitglieder nun dabei, die Räumlichkeiten in eine gemütliche Bleibe zu verwandeln. Frischer Anstrich, abgeschliffener Boden, gebrauchte Möbel und Tische, ein geschenkter Kicker – nach und nach richten es sich die Männer und Frauen, Jugendlichen und auch Kinder so her, dass sie sich bei ihren regelmäßigen Treffen wohlfühlen.

„...and friday i‘m in love“: Das sind die fixen Termine

Zwei feste Termine stehen im Kalender von „Raum & Zeit“. Beide sind öffentlich, zu beiden sind Interessierte willkommen. Jeden ersten Donnerstag im Monat ist Sitzung. Jeden dritten Freitag im Monat heißt es „...and friday I‘m in love“: Da kommen die Mitglieder zu einem lockeren Treffen, zum Ratschen und Zuhören, zum Kennenlernen bei einer Spezi oder Bier, zum Musizieren und Spaß haben in der „Raumstation“ oder auch mal an der Mangfall am Lagerfeuer zusammen. Erreichbar ist der Verein unter raumundzeit@mail.de. Infos auch unter https://www.rundz.org/ und instagram/raumundze.it

Der bisherige Wandschmuck: eine Gitarre, eine Dartscheibe. Eine nüchterne Neonleuchte haben Künstler in ein Wandbild integriert – als „Lichtschwert“ eines jungen Mannes. Eine selbstgemachte Girlande aus kleinen bunten geometrischen Formen umrahmt eines der Fenster. Die alten Sofas und Sessel sind erstaunlich gemütlich, die Leuchten an der Decke originell, ein gemalter Torbogen umrahmt ein unbearbeitetes Stück der alten Wohnungswand.

All das entspricht auch direkt der Philosophie, die der Verein ausstrahlt. „Wir haben ein Faible dafür, Räume, Plätze oder Dinge zu nutzen, mit denen sonst keiner groß etwas anfangen kann“, sagt Andi Huber von „Raum und Zeit“. Zu den Beispielen zählen das Repair-Café, zu dem man in das alte „Kino“ im nun abgerissenen Lichtspielhaus eingeladen hatte. Oder jüngst der Kleidertausch und Konzertabend in den leer stehenden Räumen des früheren „Natur pur“-Ladens.

Andi Huber und Sara Hofmann von „Raum & Zeit“ im lockeren Gespräch in der „Raumstation“ im Bahnhof von Bad Aibling.

Und als nachhaltiges Projekt in Kooperation mit der Jugendinitiative Mangfalltal (JiM), von der auch die Idee stammte: Die Kulturbühne an der Rosenheimer Straße, die im Zusammenhang mit dem Zamma-Festival im vergangenen Jahr entstand. „Ein zauberhafter Ort, der nun wachgeküsst wurde,“ freuen sich Sara Hofmann und Andi Huber. Dass dem Verein unter anderem (aber nicht nur) Künstler, Handwerker oder Schauspieler angehören, kommt den Projekten natürlich zugute. „Aber bei uns kann wirklich jeder mitmachen, der Lust hat. Auch wer von sich sagt, er sei völlig talentfrei. Wir wünschen uns eine Begegnungsstätte jenseits von Konsumzwang und Mainstream. Wir wollen hier auch nicht Riesenveranstaltungen machen, sondern szenige Nischen ausfüllen.“

Subkultur kommt nach Bad Aibling

„In Bad Aibling gibt es schon sehr viele tolle Angebote. Aber wir hatten das Gefühl, da ist noch mehr Platz. Bürgerschaftliche Kultur, wie sie uns vorschwebt, hat einen anderen Charakter als kommerzielle, öffentliche Veranstaltungen.“ Subkultur, wie sie zurückgekehrte Aiblinger in anderen Städten, in denen sie studiert oder gelebt hatten, kennengelernt hätten, sei durchaus auch hier gefragt. Das zeige nicht zuletzt die Zahl von 85 Mitgliedern, die in den zwei Jahren seit Vereinsgründung ohne große Mundpropaganda zusammengefunden haben.

Selbst gebaut und ein beliebter Treffpunkt: Die Kulturbühne an der Rosenheimer Straße. 

Zum Teil kommen sie aus den früheren Reihen der Jugendinitiative Mangfalltal (JiM), die ursprünglich ebenfalls an Bahnof, im ehemaligen „Stellwerk“ ihre Unterkunft hatte. Direkt gegenüber entstand nun die „Raumstation“. Ein „Jugendtreff für Erwachsene“, wie die Mitglieder ihr Projekt nennen – „eine Initiative für ein soziokulturelles Zentrum in Bad Aibling“. Denn in der Tat ist es ein solches Zentrum, das den Vereinsgründern von Anfang an vorschwebte. Wobei man allerdings festgestellt habe, „dass viele mit diesem Begriff nicht so viel anfangen können“. Ein Fernziel soll es dennoch sein.

Die nächsten Events von Raum & Zeit

Osteraktion am 9. und 10. April: Am Ostersonntag und Ostermontag sind im Kurpark zwischen Weiher und Minigolfplatz 20 Gläser mit kleinen Geschenken versteckt, die von jedem, der Lust hat, gesucht werden können. Wer mitsuchen möchte, braucht eine nette Kleinigkeit zum Tauschen, die in ein Gurkenglas passt. Der Finder eines Glases darf die Überraschung aus dem Glas herausnehmen und im Gegenzug selbst wieder eine Kleinigkeit hineinlegen. Anschließend wird das Glas am selben Ort erneut versteckt, sodass der Nächste es finden kann. Im Glas befindet sich außerdem ein kleiner Block, auf dem man seinen Namen und auch eine kurze Botschaft, Gedicht et cetera hinterlassen kann. So entsteht eine kleine Sammlung von Grüßen derer, die das Glas bereits gefunden haben.

Samstag, 22. April, 20 Uhr, Hausmusik-Konzert: Im Rahmen seiner „Hausmusik-Tour 2023“ kommt der Berliner Künstler und Musiker Tex zu einem Konzert in das Künstlerhaus an der Pentenriederstraße.

Sonntag, 21. Mai, 15 Uhr, Familienkonzert: Unter dem Motto „Nenn mich nicht mehr Häselein!“ spielt die Kapelle „Café Unterzucker“ („Institut für ungesüßte Kinderkultur und unversäuerten Erwachsenenschmarrn“) Tier- und Urlaubslieder auf der Kulturbühne an der Rosenheimer Straße (bei schlechtem Wetter im ehemaligen „Natur pur“-Laden).

Wichtig ist dem Verein, in dem es, wie die Mitglieder betonen, keinerlei Hierarchien gibt: „Wir möchten einen Raum für regionale und überregionale Kunst, Musik, Literatur, Film und Kabarett bieten. Und dabei eine Startrampe für Künstler und Künstlerinnen sein, um sich auszuprobieren und erste Publikumserfahrungen zu sammeln.“ Man sei bereits vernetzt mit Teilen der Aiblinger Kultur- und Vereinsszene: „Wir wollen Kräfte bündeln und gemeinsam am soziokulturellen Leben in Bad Aibling arbeiten.“

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