Nach der Absetzung des Frühjahrsstücks
Generationenkonflikt am Theater Aibling: Das ist der wahre Grund für die jüngste Krise
Die Proben liefen bereits auf Hochtouren, da musste das Theater Aibling sein Frühjahrsstück absagen. Der offizielle Grund waren Probleme bei der Rollenbesetzung. Aber dahinter steckt mehr: nämlich ein tiefgreifender Generationenkonflikt.
Bad Aibling – Es rumort hinter den Kulissen des Aiblinger Theaters: In den vergangenen Wochen machte das Theater mehrmals auf sich aufmerksam – und das nicht unbedingt gewollt. Dabei ging es nicht nur um die eigentliche Arbeit auf oder neben der Bühne. Auch zwischenmenschliche Reibereien spielten dabei eine Rolle. Vor wenigen Tagen erreichte die Aufregung einen emotionalen Höhepunkt bei der Mitgliederversammlung des Theaters (separater Bericht folgt). Aber der Reihe nach. Was war passiert?
Klar ist: Mitte April hätte das Frühjahrsstück auf dem Programm des Theaters gestanden. Dabei sollte „Das Geheimnis der Müllerin“ Premiere im „LuLi-Theater“ an der Wendelsteinstraße feiern, die Proben liefen auf Hochtouren. Doch dann war einer der Schauspieler kurzfristig abgesprungen. Deshalb hatte Regisseur Richard Lindl öffentlich nach einem jungen Mann gesucht, der einspringen könnte. Lindl machte Anfang März gegenüber den OVB-Heimatzeitungen deutlich: Ohne die Rollenbesetzung ist die Umsetzung des Stückes nicht vorstellbar.
Warum das Frühjahrsstück ausfallen musste
Wenige Wochen später herrschte dann Klarheit, das Frühjahrsstück 2023 musste abgesagt werden. Doch offensichtlich steckte mehr dahinter als nur das Problem der Rollenbesetzung. „Leider müssen wir euch mitteilen, dass aufgrund von Differenzen mit der Regie und Problemen bei der Besetzung, das Frühjahrsstück 2023 ausfallen muss“, schrieb die Vorstandschaft des Theaters auf ihrer Website und war damit um Transparenz bemüht. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht „und uns tut es besonders leid für die Spielerinnen und Spieler, die bis heute ihre Liebe und Zeit in das neue Stück investiert haben“, hieß es damals.
Die Entscheidung habe man am 13. März zusammen mit den Schauspielern getroffen. „Bei aller Transparenz möchten wir weitere Details nicht in aller Öffentlichkeit ausbreiten“, schrieb der Vorstand. Auch auf OVB-Nachfrage wollte sich der bisherige Vorsitzende Marinus Gartmeier nicht zu den genauen Hintergründen äußern. Mittlerweile hat es Veränderungen in der Führungsspitze gegeben. Nach Gartmeiers Rücktritt übernahm Gregor Schumm nun den Posten des Vorsitzenden.
Lindl: „Beide Seiten haben Fehler gemacht“
Doch die personelle Veränderung war nicht das einzige Thema bei der jüngsten Mitgliederversammlung. Denn die „Differenzen mit der Regie“ kamen nun erneut zur Sprache. Dabei soll es lautstarke Diskussionen gegeben haben. Regisseur Richard Lindl äußert sich nun im Nachgang gegenüber der Redaktion ausführlich zu den Hintergründen der Streitigkeiten. Laut Lindl stecke hinter den Reibereien im Grunde ein „Generationenkonflikt“. „Alle, die im Vorstand sitzen, könnten im Prinzip meine Kinder sein“, sagt der Regisseur.
Er habe den Verein erfunden und erwarte auch deshalb, dass man ihm gegenüber „ein bisschen Respekt“ zeige. Allerdings habe man ihm wiederum respektloses Verhalten vorgeworfen. Dahinter stecke vor allem eine Auseinandersetzung, bei der Lindl auch laut geworden sei. Er stellt klar: „Beide Seiten haben Fehler gemacht. Das hat letztlich zu dem Unglück geführt, dass das Stück ausgefallen ist.“ Dies sei für alle Beteiligten sehr traurig. „Ich will den Verein aber bei aller Meinungsverschiedenheit nicht schlecht machen“, so Lindl. Auch wenn er den Verein vor vielen Jahren nicht alleine gegründet habe, sei dieser „immer noch mein Kind“.
Fehlende Rollenbesetzung führte zu Panik
Letztlich habe das Besetzungsproblem im Vorfeld des Frühjahrsstücks zu Panik geführt „und ich habe es alleine nicht geschafft, die Sache zu beruhigen“, räumt Lindl ein. Dies sei der Auslöser der Unruhen gewesen. Anschließend sind ein paar Dinge passiert, die nicht hätten passieren dürfen, erklärt Lindl. Dabei will er jedoch nicht ins Detail gehen. „Es gibt nun mal andere Sensibilitäten“, sagt er und erklärt, dass es unterschiedliche Ansichten zum zwischenmenschlichen Umgang und zum Thema „Anschreien“ gebe. Da aber beide Seiten Fehler gemacht hätten, müsse man die Situation nun auch gemeinsam aushalten.
Doch wie kann es nach den Differenzen jetzt weitergehen? „Ich hoffe, wir gehen weiterhin gemeinsam gut in die Zukunft“, betont Regisseur Lindl, der dem Theater keinen Schaden zufügen möchte. Er habe bereits mit dem neuen Vorsitzenden Schumm ausgemacht, sich zeitnah zu einem ausführlichen Klärungsgespräch zusammenzusetzen. Darüber hinaus ist er zuversichtlich, dass das Theater einen guten Plan ausgearbeitet habe, um unter anderem auch den monetären Schaden, den der Ausfall des Frühjahrsstück mit sich bringt, so gut es geht auszugleichen.
Der neue Vorsitzende Gregor Schumm wollte sich nach Absprache mit dem Vorstand auf OVB-Nachfrage nicht zu den Hintergründen des Konfliktes äußern. Man wolle das Kapitel abschließen und nach vorne blicken.