39-Jähriger hat neue Zukunftspläne
Erst die Rettung, jetzt das Aus: Warum Aiblings „Bücher Johann“ aufhört – Was wird aus dem Laden?
Noch im vergangenen Jahr konnte Johann Struck (39) seinen beliebten Bad Aiblinger Buchladen durch einen emotionalen Hilferuf retten. Nun ist trotzdem bald Schluss – doch das hat andere Gründe. Gibt es dennoch eine Zukunft für den Laden? Und was sind Strucks eigene Pläne?
Bad Aibling – Es war ein Akt der Verzweiflung, als Johann Struck im April 2024 über die sozialen Medien einen Hilferuf absetzte: Nur noch wenige Tage – und er hätte seine Mitarbeiter kündigen und den Laden „BücherJohann“ in Bad Aibling schließen müssen, erzählte er damals. „Bitte rettet meinen Buchladen und kauft Bücher online.“ Sein Schritt in die Öffentlichkeit, in dem er bei Kunden um Unterstützung warb, um die finanzielle Schieflage abzuwenden, glückte.
Und Struck betonte damals, am Standort Bad Aibling möglichst dauerhaft ansässig bleiben zu wollen. Nun, viele Monate später, läuft das Geschäft in dem urigen Häuschen nahe des Aiblinger Bahnhofs zwar wieder rund. Doch schon bald ist dennoch Schluss für den „BücherJohann“, und diesmal, zumindest in jener Konstellation, endgültig.
Ära begann 2021
Es sind turbulente Tage für den 39-jährigen Johann Struck, den es einst aus Dortmund in die Berge zog und der vor vielen Jahren in Oberbayern seine Wahlheimat gefunden hat. Zuletzt trat er in der Kurstadt in Erscheinung, als ihn das Stadtmarketing sowie die Aib-Kur als Moderator des neuen Bad Aiblinger Podcasts „G’sunde G’schichtn“ präsentierten, wo er seit einigen Wochen im Gespräch mit besonderen Persönlichkeiten zu hören ist. Doch bekannt ist der zweifache Familienvater den meisten nach wie vor als „BücherJohann“.
Und wer Struck beobachtet, wie er auf dem rosanen Stoffsessel sitzt, ein Buch gerade zu liebevoll in den Händen hält und begeistert über den unendlichen Fundus an Lesestoff philosophiert, der wird an seiner Liebe zur Literatur keinen Zweifel hegen. Doch die Ära des beliebten Ladens, die mit Strucks Übernahme im Jahr 2021 begann – damals krempelte er einen ehemaligen Buchhandel kräftig um –, endet in wenigen Monaten.
Struck: „Das war schon emotional“
„Das war schon emotional und mit Trauer verbunden, als ich es meinen Mitarbeitern gesagt habe“, erinnert sich der Unternehmer gegenüber dem OVB an den Entschluss. Der Laden sei ihm über die Jahre sehr ans Herz gewachsen, in Bad Aibling selbst habe sich der Wahl-Rosenheimer stets wohlgefühlt. Doch für den 39-Jährigen gab es nie „nur“ den Buchhandel, wie der begeisterte „Radfahrer und Unternehmer aus Leidenschaft“ betont.
„Irgendwann stellte ich mir die Frage, wer ich bin, wenn ich nicht der ‚BücherJohann‘ bin“, erzählt Struck. Er liebe es, Zeit mit der Familie zu verbringen, mit seinen Kindern downhill die Berge herunterzufahren, Ausdauersport zu machen und eben einer weiteren beruflichen Leidenschaft nachzugehen, dem Storytelling. „Die Frage, ob ich auch ohne den Laden ein glücklicher Mensch sein kann, konnte ich mit Ja beantworten und so habe ich mich bewusst dazu entschlossen, dieses Kapitel zu beenden.“
Struck weiß um jene Bedeutung des „Storytellings“, des Geschichtenerzählens für Unternehmen, was er bei seinem Hilferuf im vergangenen Jahr auch hautnah miterlebte, als er seine ganz eigene Geschichte in der Notlage öffentlich machte. Nun will er genau diesem Thema seine volle Aufmerksamkeit widmen. Bereits vor gut einem Jahr gründete er seine Firma namens „Die Story.“ Hierbei bietet er Unternehmern an, deren Geschichte herauszuarbeiten und aufzuschreiben, die sie zu den Unternehmern gemacht haben, die sie heute sind. „Dabei will ich den Unternehmern dabei helfen, ihre Story emotional zu erzählen, um bei den Kunden unverwechselbar zu werden“, erklärt Struck, der seine Kunden hierfür auch als zertifizierter Rhetorik-Trainer coacht.
Erst Aiblinger Podcast, jetzt eigener Podcast
Ein Kanal, den er für sein neues Unternehmen nutzt, ist dabei auch ein eigener Podcast, in dem er mit besonderen Unternehmern eben über deren besondere Story redet. Und wenn Struck so über seine aktuellen Aufgaben spricht, wird klar, dass nur wenig Zeit bleiben würde, den Aiblinger Bücherladen mit vollem Einsatz weiterzuführen. Doch wie geht es mit dem kleinen Gebäude in Zukunft weiter?
„Klar ist, dass für uns am 16. Mai hier Schluss ist“, sagt Struck. Bis dahin hat er noch einiges vor. Denn neben dem Betrieb des Ladens veranstaltet er unter anderem auch am 28. Februar eine Lesung mit Nathalie Stüben im Aiblinger Kurhaus. Und dass bis Mitte Mai keine Nachfolgelösung gefunden wird, kann sich der Unternehmer nicht vorstellen. „Ich führe zurzeit täglich mehrere sehr gute Gespräche mit potenziellen Interessenten und das macht alles einen sehr guten Eindruck“, sagt er. Sein Wunsch: Der Laden soll als Buchhandel weitergeführt werden.
Struck will nicht nochmal Regale ausräumen
Deshalb würde sich Struck auch wünschen, wenn seine Mitarbeiter im besten Falle auch unter neuem Namen weiterhin in dem Aiblinger Geschäft arbeiten könnten. „Mir liegt wirklich viel an diesem Laden und es täte mir in der Seele weh, in einem dritten Buchladen die Regale auszuräumen und durchzufegen.“
Denn für Struck ist der Aiblinger Standort nicht das erste Buch-Geschäft. So gab es zuvor auch „BücherJohann“-Läden in Neubeuern und Rosenheim, die er aufgrund der wirtschaftlichen Lage jedoch im Mai 2022 beziehungsweise Mai 2023 schließen musste. Umso mehr hofft er nun, dass der Standort Bad Aibling, wenn auch nicht mit ihm selbst, eine Zukunft hat. Und eines ist für ihn klar: „Ich werde dann sicher regelmäßig hier herkommen und Bücher kaufen.“
